Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Sitze und Außenlackierung

Geschrieben am 11.07.2008 in Holzkanubau —   Holzkanu, Leistenkanu (Geändert am 05.07.2017)

Teil 10 von 14 in der Serie Bau unseres 5,70m langen 4er Holzkanus

Nach dem Wiegen kam das Kanu auf den Hof, um die Außenhaut abschleifen zu können. Der Tag war gut geeignet, denn es war hinreichend windig, so daß Staub absaugen nicht nötig war. Ich benutzte einen Schwingschleifer mit Korn 60 und schliff die gesamte Epoxidharzbeschichtung solange vorsichtig an, bis sie eine durchgehende Fläche und gleichmäßige Rauheit aufwies. Mit Korn 80 schliff ich noch einmal hinterher. Der Staub wurde mit Staubsauger, Handbesen und Staubbindetuch entfernt. Dann kam das Kanu wieder in die Werkstatt (die ja auf diese Weise keinen aufgewirbelten Staub aufwies). Dort bekam die Außenhaut zuerst eine Grundierung mit Vosschemie G4 ("Yachtcare" heißen die Produkte der Firma Vosschemie heute) und dann, mit kurzen Antrocknungszeiten, 2 Anstriche mit G8 derselben Firma. G4 ist eine preiswerte Grundierung, bei rohem Holz unverzichtbar, hier eingesetzt, um Kosten zu sparen. G8 ist im Gegensatz zu ersterem UV- stabil (und kaum UV-durchlässig), so daß das Holz nicht zu vergrauen droht. Die beiden Lacke sind gut für die Verarbeitung auf Epoxidharzen eingestellt.

Nachdem der Lack trocken war, baute ich die Sitze. Auch hier experimentierte ich mit verschiedenen Formen und Materialstärken, zuletzt kamen ca. 20 mm starke Kiefernbretter zum Einsatz. Vordersitz und Achtersitz bekamen unterhalb je 2 Klampen, um sich unter dem Innenweger festkeilen zu lassen zu können. Das hat sich bewährt, nur habe ich noch eine zusätzliche dünne Gummilage als Auflage angebracht, da es ohne manchmal etwas knarrte. Ich wog den vorderen Sitz und kam auf 3kg! Wie gut, daß er lose war.

Für die mittleren Sitzbänke verwendete ich einfach vorhandene 3-Schichtplatte 21 mm aus Kiefer. Damit sie nicht auf dem Innenweger verrutschen, bekam dieser an geeigneter Position eine Auflage aus Klebeband mit einseitigem Schleifpapierbesatz (fertig gekauft), was sich ebenfalls sehr gut bewährt hat. Man kann die Position verändern, die Sitzbank rutscht jedoch nicht von selbst weg. (Inzwischen bin ich auch hier auf eine Schicht Gummi umgestiegen).

lose Sitze

lose Sitze: die Sitze liegen lose auf dem Innenweger auf, so sind viele Sitzpositionen und Nutzungsvarianten möglich

Die beiden mittleren Sitzbänke kann man also in ihrer Position variieren, je nach Bedarf, Personenzahl und Zuladung. Man kann z.B. auch mal bei Bedarf vorne den Sitz ganz entfernen, auch während des Paddelns, um es sich auf einer Luftmatratze o.ä. bequem machen zu können, um sich paddeln zu lassen oder bei ausreichender Strömung. Mittig lasse ich die Sitze regelmäßig weg, wenn ich allein paddle, da ich dann meist auf meiner Rolle sitze, was einem Knien gleichkommt, aber die Knie kaum belastet, da man auf dem Hintern sitzt. Im Extremfall, bei sehr hohem Wellengang, habe ich auch schon platt auf dem Boden gesessen, was das Kanu durch den niedrigen Schwerpunkt nahezu unkippbar macht.

Die Sitze, die Decks und der Süllrand (und ebenso das Paddel, das ich zwischendurch anfertigte) wurden auch mit G4 mehrfach nass in nass bis zur Saugsättigung grundiert und mit dem UV-stabilen G8 2x lackiert. Damit sind diese Holzteile auf Dauer hinreichend gegen Wasser geschützt. Es liegt nicht nur eine dünne Schicht Lack auf dem Holz, sondern das Holz selbst ist in tief  durchtränkt mit G4, auf dem dann das G8 haftet. Das G4 verhält sich in seinem Eindringverhalten wie Öl.

Die Innenlackierung steht noch aus, es kam der Sommer und damit wurde es höchste Zeit, das neue Kanu zu nutzen. Vergilbt ist es nicht. Im Laufe der Saison hat das von sich aus glatte, rohe Epoxy innen kaum Kratzer bekommen, obwohl wir oft mit schmutzigen Stiefeln gefahren sind. Aber Epoxi allein soll auf die Dauer nicht ausreichend UV-stabil sein, so bekommt das Kanu innen auch noch einen Schliff und anschließenden Lackaufbau.