Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Ein Tag in Lychen und Auto nachholen

Geschrieben am 03.12.2010 in Kanureisen (2010) —   Feldberger-Seen-Küstriner-Bach (Geändert am 13.07.2017)

Teil 4 von 5 in der Serie Feldberger Seen und Küstriner Bach

Wir hatten eine recht ruhige Nacht. Nach unserer Morgenroutine frühstücken wir gemütlich in der Morgensonne, reinigen unser Geschirr und bauen unser Zelz ab. Als wir wieder in unserem Holzkanu sitzen, ist es bereits gegen 11:00 Uhr. Der Wurlsee ist vollkomen glatt, wir paddeln gemächlich rüber zum Nesselpfuhl. Von dort aus wollen wir in den Großen Lychener See, an dem das Freibad liegt und damit der öffentliche Biwakplatz der Stadt Lychen. Als wir gegen 13:00 Uhr dort anlanden, baut gerade eine größere Gruppe ab. Gundula und ich bauen sofort unser Zelt auf, dann beraten wir den weiteren Ablauf.

Heute, am 6. August  wollen wir das Auto aus Feldberg nachholen, und wir wollen noch eine Nacht in Lychen bleiben. Alles soll ganz ruhig ablaufen und daher nehmen wir uns viel Zeit dafür. Es ist ja so, dass zwischen Feldberg und Lychen Welten liegen, jedenfalls was den öffentlichen Personen - Nahverkehr anbetrifft. Obwohl die beiden Orte nur 16 km auseinander liegen, fährt kein Bus. Das ist jedenfalls die Auskunft, die ich im Tourist-Info erhalte, ich solle doch bitte ein Taxi nehmen(!).  Das Problem hier besteht darin, dass es eben die Ländergrenze zwischen Mecklenburg - Vorpommern und Brandenburg gibt und daher zwei Regional-Unternehmen. Diese konnten sich bisher nicht auf eine durchgehende Buslinie einigen. Ich finde, so etwas ist ein Skandal und das dürfte es nicht geben. Dadurch schneiden sich derartige Tourismus-Regionen von Teilen der Großstadt-Bewohner glatt ab. Viele Menschen aus Berlin und anderen Großstädten können und wollen kein eigenes Auto betreiben. Diese Leute verprellt man durch derartiges Chaos. Die Einwohner von Feldberg selbst sind dadurch auch ganzjährig von den südlich von ihnen liegenden Städten abgeschnitten. (Anmerkung: seit 2014 gibt es einen Touristenbus zwischen Lychen und Feldberg).

Biwakplatz am Freibad in Lychen

Biwakplatz am Freibad in Lychen: ein sehr preiswerter Biwakplatz, der trotzdem allem Komfort biete inklusive Restaurant

Ich beschließe zu trampen und dabei eine altbewährte Taktik anzuwenden: ich nehme die weiße Gepäcktonne mit, ein paar Sachen für unterwegs muss ich ja sowieso transportieren. Die weiße Tonne weist mich schon von weitem als Paddler aus und ich baue auf Solidarität zwischen Paddlern. Zu Fuß wandere ich zur Ausfallstraße, was fast eine ganze Stunde dauert. Dann stehe ich noch etwa 15 Minuten, bis mich eine nette Dame bis Benz mitnimmt. Sie paddelt selbst auch und kennt daher derartige Situationen. Von Benz werde ich bald darauf von einer Familie mitgenommen, die direkt nach Feldberg fährt und mich dankenswerterweise sogar noch bis fast vor den Campingplatz fährt. So laufe ich nur noch das letzte Stück bis zu meinem Auto. Ich zahle die Parkgebühr und mache mich auf in Richtung Lychen. Unterwegs bemerke ich, dass der Campingplatzbetreiber mich abgezogen hat: er hat eine Nacht einfach doppelt berechnet, das war sicher ein Versehen, oder? Übernachten werde ich jedenfalls dort bestimmt nicht wieder, obwohl es ansonsten dort von der Lage her sehr schön ist. Im nächsten Supermarkt kaufe ich noch einige Lebensmittel ein.

Biwakplatz Lychen am Strandbad

Biwakplatz Lychen am Strandbad

Als ich am späteren Nachmittag wieder in Lychen bei Gundula bin, essen wir im Restaurant am Freibad eine schöne Forelle mit Bratkartoffeln, was dort enorm gut schmeckt und erstaunlich preiswert ist. Es ist immer noch sehr heiß, und so gibt es auch noch ein Eis als Nachtisch. Anschließend machen wir noch ein wenig die Gegend unsicher und schauen uns die Stadt an. Die Menschen sind nett und freundlich, auf vielen Info-Tafeln wird man zu den Gegebenheiten der Gewässer und der Landschaft informiert. Die Historie Lychens als Flößerstadt ist ja auch sehr interessant. Als wir abends wieder am Biwakplatz sind, hat sich dieser ein wenig gefüllt: einige Kanus mit einer Großfamilie sind angekommen. Diese Mitmenschen sehen wie Quäker aus, beten viel und singen fromme Lieder. Sie sind nett, nach dem Slang scheinen sie aus Süddeutschland zu kommen.

Wir schauen noch eine Weile in unsere Wasserwanderkarten und sortieren unsere Ausrüstung. Es muss morgen auf der letzten Etappe ja nicht alles mit im Kanu, viele Ausrüstungsteile können im Auto bleiben. Dann ist es auch bald dunkel, so dass wir uns bald in unseren Kuschelschlafsack zurückziehen.