Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Auf dem Finowkanal im Juni 2016

Geschrieben am 26.06.2016 in Kanutagebuch (2016) , Kanureisen (2016) —   Finowkanal (Geändert am 13.09.2017)

Teil 1 von 1 in der Serie Finowkanal 2016

Am Samstag, den 19. Juni fahren Alexander, Gundula und ich nach Finowfurt, um die kommenden Tage auf dem Finowkanal zu paddeln. Eigentlich sah unsere Planung einen Start bereits am Freitag vor, aber dann ist plötzlich Regen angesagt und so warten wir noch einen Tag. 

Abends am WWR Finowfurt

Abends am WWR Finowfurt

Als wir in die Nähe Berlins kommen, regnet es tatsächlich sehr stark, aber zum Glück herrscht dank der EM wenig Verkehr auf dem Berliner Ring. Wir kommen schnell durch, und schon bald nach unserer Ankunft am Wasserwanderrastplatz Finowfurt hört es zu regnen auf, so dass wir in Ruhe unsere Zelte aufbauen können. Es entsteht eine schöne Stimmung hier am Altarm der Finow. Nach dem Regen ist die Luft klar und windstill. Leichter Dunst erhebt sich über dem glatten Wasser. Direkt neben uns gluckst es manchmal, und dann nehmen wir wahr, dass ein Teichhuhn dort irgendwo seine Jungen haben muss. Auch Schwäne beleben hier die schöne Abendstimmung. Vom Dach des Rathauses hören wir dauerndes Rufen eines Hausrotschwanzes, und ab und zu bekommen wir das Weibchen auch zu sehen.

Wir schauen uns noch die Umgebung an, unternehmen kleine Ausflüge ins Dorf und sitzen ein wenig in der Abendsonne am Finowkanal unterhalb der Schleuse, wo es noch sehr sonnig ist. Ein junger Bisam schwimmt vom Ufer weg, bemerkt uns aber bald und taucht ab. Wir sehen einen Eisvogel mehrfach fischen, und am gegenüber liegenden Steilufer erkennen wir Löcher: in diese fliegen aber nicht die Eisvögel, sondern die Schwalben, die hier ebenfalls Leben in die Szene bringen.

An den Uferhängen blüht bereits der Natternkopf, der für mich immer den Anzeiger des Hochsommers darstellt. Seine kleinen blauen Blüten leuchten in der Abendsonne. Im kleinen Straßencafe neben der Schleuse Schöpfurt sitzen einige Gäste, die wohl wie wir ebenfalls keine Fußballfans sind.

Als wir zu unserem Zelt zurückkehren, um zu Abend zu essen, ist eine Busladung voller Gäste am benachbarten Flössermuseum angekommen. Jemand bläst auf einer Trompete, und wir nehmen an, dass dort Flösseraktivitäten vorgeführt werden. Zum Glück löst sich diese Gesellschaft rechtzeitig auf, bevor wir schlafen gehen. Viele Vögel singen noch, und durch den Lärm der nur etwa 2 km weiten Autobahn 11 hören wir sogar Kraniche rufen.

Der erste Abschnitt auf dem Finowkanal

Tourenstart in Liebenwalde im Stadthafen

Tourenstart in Liebenwalde im Stadthafen: Foto: Alexander Clausen

Der Morgen beginnt für uns recht früh, so dass wir bereits kurz nach sieben Uhr im Auto sitzen und noch vor Acht Uhr in Liebenwalde im ansonsten fast leeren Stadthafen starten können. Es ist Sonntag, und wir haben Obst und Müesli sowie Brot und Brotaufstrich als Tagesverpflegung dabei. Die Sonne scheint bei klarem Himmel, und durch schönste Natur mit hohem, dichten Baumbewuchs am Ufer des "Langen Trödels" wie der Finowkanal hier genannt wird, paddeln wir in Richtung Zerpenschleuse. Um uns herum singen viele Vögel, vor allem Fitis-Laubsänger, Zilpzalpe, Buchfinken, Mönchsgrasmücken und Singdrosseln. 

Langer Trödel im Gegenlicht

Langer Trödel im Gegenlicht: Foto: Alexander Clausen

Bald haben wir rechts nur noch Wald neben uns, der Fahrradweg liegt abseits. Motorboote kommen uns keine entgegen, obwohl diese Strecke seit dem 16. Juni wieder geöffnet wurde, nachdem sie vom Jahre 1925 an abgetrennt gewesen ist. Damals wurde die Schleuse Zerpenschleuse zugeschüttet, und der Lange Trödel war nur noch für Kleinboote befahrbar. Statt Brücken gab es in Zerpenschleuse zwei Dämme, die man als Paddler umtragen musste. Die sind in den vergangenen Jahren durch Hub- und Klappbrücken ersetzt worden. Allerdings dürfen Motorboote diese erste Strecke nur in einer Richtung befahren anstatt sich zu begegnen: es gibt feste Einfahrzeiten in dieses etwa 8 km lange Kanalstück.

schönes Ufer am Langen Trödel

schönes Ufer am Langen Trödel: Foto: Alexander Clausen

Nach etwa 1,5 km entdecken wir ein PE-Rohr, das an einer Stelle an die Oberfläche aufgestiegen ist. Ich vermute, es ist das Schutzrohr für die Glasfaserleitung, die der zentralen Brückensteuerung dient. Es wurde nicht genügend belastet, so dass es vom Kanalgrund aufschwimmen konnte. Wir merken uns die Position, um den Vorfall später dem Wasser- und Bodenverband (als Betreiber dieses Kanalabschnitts) melden zu können. Kurze Zeit später begegnet uns ein Wanderruderboot mit einer Damengruppe.

in einer Schleuse

in einer Schleuse

Wir treffen etliche Stockenten, die auf Totholzstücken in Ufernähe sitzen. Einige von ihnen haben bereits halb erwachsene Junge. Auch Teichhühner sind unterwegs, und als wir Zerpenschleuse erreichen, werden es immer mehr. Auch einige Schwäne ziehen im Dorf ihre Bahn, lassen sich durch uns nicht stören. 

der Finowkanal vor Zerpenschleuse

der Finowkanal vor Zerpenschleuse

Das Dorf Zerpenschleuse ist etwa drei Kilometer lang, und man hat hier einige feste Spundwandufer geschaffen bzw. alte restauriert. Dabei sind auch zwei Kanu-Einsetzstellen entstanden. An vielen Stellen stehen Bänke. Die Straßencafes haben allerdings noch nicht geöffnet. Wir erfreuen uns an den vielen schönen Häusern, die von vergangenen Zeiten zeugen. Als wir die Schleuse erreichen, steht das Wasser bereits oben und das Tor geht auf. Während wir geschleust werden, teile ich einem der zwei (!) Schleusenwärter mit, das bei km 1,5 die Steuerleitung gefährdet ist. Die Schleuse leert sich schnell, und bald sind wir 1,85 Meter tiefer, nämlich auf dem Niveau des HOW (Havel-Oder-Wasserstraße oder auch Oder-Havel-Kanal genannt). Es ist exakt die Höhe, die der Schipper direkt vor dem Schiffhebewerk vorfindet. 

auf dem Finowkanal vor einer Schleuse

auf dem Finowkanal vor einer Schleuse

Wir wollen aber nicht in die HOW, sondern kreuzen diese nur. Unterhalb der Schleuse können wir einen Blick auf das neu errichtete "Hafendorf Zerpenschleuse" werfen, wo 200 Ferienhäuser errichtet wurden, viele mit Wasserzugang und Bootsliegeplätzen. Auf der HOW fährt gerade kein Schiff, so dass wir zügig kreuzen können und bald im Finowkanal ankommen. Ein Flusskreuzfahrtsschiff kommt uns entgegen, die "Liberte". Unter der Brücke der "Heidekrautbahn" passt sie gerade eben hindurch. Ansonsten stellen wir fest, dass der Finowkanal fast den Charakter eines Flusses hat, da der Bewuchs recht üppig ist und die Böschungssteinschüttungen meistens stark überwuchert sind. Es wachsen Reet, Igelkolben, Iris, Sumpfkresse, Blutweiderich, Wasserfenchel und ähnliche Wasser- und Sumpfpflanzen, viele blühen bereits. Vor uns paddeln einige junge Leute in Mietkanus.

Wir passieren Ruhlsdorf und bald darauf die Einmündung des (gesperrten) neuen Werbellinkanals, bevor wir in die Schleuse Ruhlsdorf einfahren können. Das Tor steht offen, der Schleusenwärter versorgt uns mit Info-Material aus der Region (fast ein Kilo Papier...). Die Schleusung erfolgt relativ schnell, und im Abstand von eineinhalb und drei Kilometern passieren wir die Leesenbrücker Schleuse sowie die Grafenbrücker Schleuse. Vom Ort Marienwerder bekommen wir kaum etwas, nur ein Hinweisschild auf eine Gaststätte sowie eine Kleingartensiedlung und eine Kanuvermietung zeugen von Zivilisation. Ein einziges Motorboot kommt uns entgegen.

Ankunft am WWR

Ankunft am WWR

Wir erfreuen uns weiterhin an schöner Natur. Ab und zu können wir einen Eisvogel beobachten, und einige Spechte lassen ihr Klopfen weit über den Finowkanal ertönen. Rechts mündet die Alte Finow ein, ein verwunschenes Flüsschen, das nicht gepaddelt werden darf. An der Hubertusmühle kommen wir noch an der "Marina Eisvogel" vorbei, und nach weiteren zwei Kilometern ereichen wir unseren Wasserwanderrastplatz. Wir lassen unsere Tour noch einmal vor unserem geistigen Auge ablaufen und wundern uns, dass auf dem Kanal derart wenig Betrieb stattfindet. Immerhin war es ja Sonntag.

Nach einer kurzen Pause fahre ich mit meinem Fahrrad nach Liebenwalde und hole unser Fahrzeug zurück. Wir sind etwa 20 km gepaddelt und ich bin 23 km geradelt. Am Wasserwanderrastplatz kochen wir uns etwas zu essen und verbringen noch einen netten Abend zwischen Vogelgesang und plätschernden Tieren auf dem Kanal. 

Der zweite Abschnitt auf dem Finowkanal

Gebirgsstelze am Finowkanal

Gebirgsstelze am Finowkanal: Fotoautor: Alexander Clausen

Am Montag Morgen schlafen wir auch nicht lange, so dass wir bereits gegen 8:00 Uhr auschecken. Gundula und Alexander setzen unterhalb der Schleuse Schöpfurt in den Finowkanal ein, während ich das Fahrrad nach Niederfinow fahre. Ich fange die beiden dann im Hafen des ehemaligen Messingwerks ab, wo ich das Auto gut abstellen und ins Kanu zusteigen kann. 

Gebänderte Prachtlibelle am Finowkanal

Gebänderte Prachtlibelle am Finowkanal: Foto: Alexander Clausen

Bald schleusen wir in Heegermühle etwa 2,60 Meter hinunter. Die Schleusenwärterin ist schlecht drauf und unfreundlich, und die Schleusung dauert lange, da sie nur eine Entwässerungsklappe öffnet.. Wir lassen uns aber unsere gute Laune nicht verderben. 

Finowkanal beim Messingwerk Finow

Finowkanal beim Messingwerk Finow: Foto: Alexander Clausen

Obwohl wir durch die Stadt paddeln, befinden wir uns zwischen den folgenden Schleusen immer in schöner Natur. Auch vom Straßenlärm bekommen wir nur selten etwas mit. Teilweise werden zwei Schleusen von einem einzigen Mann bedient, so dass dieser immer zur nächsten Schleuse radeln muss. Meist überholt er uns aber. Bevor wir die Stadtschleuse ererichen, bewundern wir rechts die neu errichteten Anlegestellen zur Innenstadt Eberswalde. Bei der Stadtschleuse haben wir Wartezeit, da ein Motorboot das Anheben der Brücke abwarten muss, bevor es seinen Weg fortsetzen kann. 

Finowkanal unterhalb Ragöse

Finowkanal unterhalb Ragöse: Foto: Alexander Clausen

Auf unserem Weg zur nächsten Schleuse, der "Ragöser Schleuse", kommen wir an der Alten Badeanstalt vorbei, die zu einer Marina umgebaut wird ("Marinapark Eberswalde"). Ein großer Bagger vertieft dort gerade den Finowkanal in Ufernähe, so dass ein langer Anlegesteg gebaut werden kann. Das Baggergut verbreitet ziemlichen Faulgestank, so dass wir schnell weiter paddeln. An einem geschütteten Steinufer entdecken wir eine Gebirgsstelze, die zwischen den Steinen nach Beute sucht. Überall gibt es Biberspuren, und in größeren Abständen entdecken wir auch ihre Burgen.

der Finowkanal in Eberswalde

der Finowkanal in Eberswalde: Foto: Alexander Clausen

Vor der Schleuse Ragöse müssen wir längere Zeit warten, da der Schleusenwärter noch an der Stadtschleuse beschäftigt ist. Die Sonne brennt, und wir suchen uns einen schattigen Platz. Zwischendurch steige ich aus unserem Kanu, um die Umgebung zu erkunden. Es dauert eine ganze Weile, bis wir dann endlich geschleust werden. 

Schiffshebewerke in Niederfinow

Schiffshebewerke in Niederfinow: Foto: Alexander Clausen

Die folgenden 3,5 km bis zur Stecherschleuse genießen wir noch mehr als bisher, da wir an manchen Stellen einen schönen Blick in die Landschaft haben: rechts die üppigen Sumpfwiesen des Niederoderbruchs und links der Blick über die gemähten Wiesen auf den dahinter liegenden Wald am Barnim, der hier über hundert Meter aus dem Gelände ragt. Große, urig gewachsene Kiefern leuchten in der Sonne.

Unterhalb der Stecherschleuse paddeln wir noch zwei Kilometer, die uns bereits am Ort Niederfinow entlang führen. An jedem Grundstück blühen Rosen, Heckenrosen, Lilien, und Stockrosen. Sogar die ersten Ranktrompeten erfreuen unsere Augen und Gemüter. Vor der Klappbrücke, die Niederfinow mit seinem Bahnhof Struwenberg verbindet, steige ich um auf mein dort vorgestelltes Fahrrad. Während ich nach Finow zum Messinghafen radle, um unser Auto zu holen, paddeln Alexander und Gundula bis zur nächsten Schleuse, Liepe, wo der Finowkanal endet. Etwa eineinhalb Stunden später hole ich sie dort ab. Für unsere nächsten beiden Übernachtungen fahren wir zum Naturerlebnis-Camp Odertours in Bralitz. 

An Land auf der Oder-Halbinsel in Polen

Sonnenaufgang in Bralitz an der Alten Oder

Sonnenaufgang in Bralitz an der Alten Oder

Am kommenden Morgen regnet es. Ich werde kurz nach vier Uhr wach und trotz des Regens kann ich für wenige Minuten einen tollen Sonnenaufgang genießen. Sogar einen Regenbogen gibt es. Ich sitze mehr als eine Stunde auf einem Floß unter Dach und lasse die Ruhe auf mich wirken. Kraniche trompeten, ein Sprosser (oder eine Nachtigall?) singt. Viele Fische sind aktiv, die einen sind auf der Jagd, und die anderen versuchen den Räubern zu entkommen. Gegen Sieben Uhr koche ich Tee und bereite das Frühstück vor.

Oder-Landschaft bei Stara Rudnica

Oder-Landschaft bei Stara Rudnica: Foto-Autor: Alexander Clausen

Wir nutzen heute Vormittag die Zeit für einige administrative Aufgaben im Internet etc. Gegen Mittag scheint die Sonne wieder, und wir brechen auf und fahren über Hohenwutzen auf die polnische Seite der Oder. Unser Ziel ist es, ein wenig die Halbinsel zu erwandern, die durch das ehemalige Mündungsdelta des Oder-Nebenflusses "Schlibbe" (heute Slubia) und der Oder gebildet werden. Es hat sich eine eindrucksvolle Landschaft entwickelt, in der viele interessante Tiere und Pflanzen beobachtet werden können. Es gibt große Wasserflächen, die zum Teil noch mit der Oder verbunden sind und deren Größe von deren Wasserstand bestimmt wird.

Fischadler bei Stara Rudnica

Fischadler bei Stara Rudnica: Fotoautor: Alexander Clausen

Wir verbringen die kommenden Stunden bis zum Beginn der Abenddämmerung auf dieser Halbinsel und am Oderufer. Zum Schluss können wir sogar noch mehrmals einen Fischadler (oder es waren mehrere) beim Fischen sowie einen Seeadler beobachten. Am Spülsaum der Oder tippelt nur wenige Meter entfernt eine Schafstelze umher, und manchmal fliegt sie plötzlich in Bodennähe einen kleinen Kreis, um ein größeres Insekt fangen zu können. 

Abends haben wir noch anregende Gespräche mit den Betreibern des Naturerlebnis-Camps. Am kommenden Morgen sind wir bereits früh reisefertig. Unser Ziel ist die Peene, wo wir bei "Villa Eden" in Gützkow übernachten werden. 

An der Peene

Neuntöter mit Futter

Neuntöter mit Futter

Bei "Villa Eden" schlafen wir in einem ausgebauten Bauwagen, der sogar mit eigenem WC und Dusche sowie einer Spüle ausgestattet ist. Während wir dort den Abend verbringen, treffen wir mehrere Bekannte und tauschen gute Tipps aus. Ein Tipp führt uns am folgenden Tag zu einem der wieder vernässten Peene-Polderwiesen. Unser Informant hat dort seltene Vögel beobachten können, und ähnliches möchten wir natürlich auch erleben.

Kampfläufer-Männchen

Kampfläufer-Männchen: Fotoautor: Alexander Clausen

Wir fahren also an die besagte Stelle, und schon am Parkplatz hören wir lautes Vogelrufen. Der Polder ist zwei geteilt, unser Weg führt zwischendurch. Gräser am Wegesrand geben uns ein wenig Deckung. Bereits am Anfang des Weges beobachten wir ein Pärchen Neuntöter, wie es auf niedrigen Ästen sitzt und seine Jungen (oder sein Junges) lockt. Wir schleichen uns vorbei, aber die Vögel checkern trotzdem und wippen und drehen mit ihren Schwanzfedern. 

Weißbartseeschwalbe

Weißbartseeschwalbe: Foto: Alexander Clausen

Kaum ereichen wir die erste Lagune, entdecken wir am Spülsaum eine Schar Limikolen. Es sind irgend welche Wasserläufer und nicht zu identifizierende Vögel. Etwas entfernt halten sich hunderte von Enten, Gänsen, Schwänen und Kiebitzen auf. Auf unserem Weg sitzen in einiger Entfernung Schwäne, Enten und Nilgänse sowie Graugänse. Limikolen fliegen immer wieder auf, manchmal nur wenige Meter neben uns am Ufersaum des Polders. Auch eine Bekassine ist dabei, wie wir an ihrem langen Schnabel einwandfrei feststellen können.

Schwäne im Peene-Polder

Schwäne im Peene-Polder: Foto: Alexander Clausen

Die anderen Limikolen erweisen sich als Bruchwasserläufer und Kampfläufer. Quer über unseren Weg fliegen Seeschwalben von einem Polder in den nächsten. Sie jagen und zum Teil füttern sie auch. Die meisten von ihnen sind Weißbart-Seeschwalben, aber es sind auch einige Paare Trauerseeschwalben darunter sowie Fluss-Seeschwalben.

Ab und zu werden alle Vögel nervös und fliegen auf: dann ist ein Seeadler unterwegs, versucht Beute zu machen. Es dauert aber nicht lange, dann segelt er wieder hoch am Himmel und entschwindet - bis zum nächsten Mal. 

Ganz langsam bewegen wir uns den Weg entlang, bis eine Wasserverbindung zwischen den Poldern unser Weiterkommen beendet. Eine Weile halten wir uns dort auf und erfreuen uns an den vielen schönen Vögeln. Auf unserem Rückweg zum Parkplatz werden wir erneut von Seeschwalben überflogen, und wir sehen auch viele Limikolen. Alexander gelingt es, einige Fotos aus relativer Nähe von Kampf- und Bruchwasserläufern zu machen. 

Als wir fast am Ende des Weges angekommen sind, fliegt sehr niedrig ein Rohrweihenweibchen über die sumpfigen Wiesen und dann sogar über uns hinweg. Da es sehr heiß ist, halten wir es in der prallen Sonne nicht länger aus und streben zurück zum Auto. Beglückt über unsere Erlebnisse fahren wir unserem nächsten Ziel entgegen: wir wollen noch eine kleine Kanutour auf der Recknitz unternehmen.

Die Recknitz bei Bad Sülze

ein Blutweiderich an der Recknitz

ein Blutweiderich an der Recknitz

Am frühen Nachmittag erreichen wir Bad Sülze, wo wir uns auf der Terrasse des "Cafe Wunder Bar" an Flammkuchen mit Lachs laben. Gegen 18:00 Uhr sitzen wir dann beim Wehr im Kanu und paddeln ganz langsam die Recknitz aufwärts. 

die renaturierte Recknitz

die renaturierte Recknitz

Anfangs ärgern uns noch ab und zu Bremsen und Stechmücken, aber dann paddeln wir entspannt durch die üppige Pflanzenwelt in den vielen Mäandern der Recknitz. Am Ufer und auf den Wasserflächen blühen und gedeihen Brunnenkresse, Teichrosen, Seerosen, Wasserfenchel, Aufrechter Igelkolben, Rohrkolben, Pfeilkraut, Mädesüss, Breitblättriger Merk, Sumpf-Vergissmeinnicht, verschiedene Wasserminzen, Wasserdost, verschiedene Zweizahngewächse, Wasserknöterich, Schwanenblumen und Schwimmendes Laichkraut. An einigen Stellen versperren bis zu zwei Meter hohe Büschel von Binsenschneiden unseren Weg, und es wächst fast überall eine Planze, die ein wenig wie Blutweiderich aussieht, die wir aber nicht bestimmen können. Letzteren sehen wir auch schon in Blüte. 

Rotmilan

Rotmilan: Fotoautor: Alexander Clausen

Im Schilf hören wir Rohrsänger, manchmal bekommen wir auch einen zu sehen. Aus der Ferne hören wir ab und zu Kraniche rufen. Dort, wo wir eigentlich unsere Rücktour beginnen wollen, hält sich eine Schwanenfamilie mit 5 Jungen auf. Zum Glück verdrücken sie sich bald in einen der vielen Altarme. Wie so oft auf diesem Abschnitt der Recknitz bekommen wir auch diesmal Greifvögel zu sehen: zuerst ist es ein Rotmilan, der neugierig über uns seine Runden dreht und uns recht nahe kommt. Dann erscheint für kurze Zeit auch ein Seeadler, der auf einer der hohen, abgestorbenen Erlen gesessen hat. 

Abendstille auf der Recknitz

Abendstille auf der Recknitz

Auf unserer Rücktour treffen wir dann sogar noch einen Biber. Leider taucht er schnell mit viel Geplatsche ab. Neben dem Ufer hören wir aber noch einen, der lautstark knabbert und dabei grunz-ähnliche Laute von sich gibt. Auch ein Schwarzspecht gibt sich die Ehre, und wir hören sogar einen Pirol. Als wir müde, aber froh über unser Abend-Unternehmen unser Auto erreichen, ist die Sonne bereits am Untergehen. 

Wir verladen Holzkanu und Ausrüstung und streben dann schleunigst zu unserer Heimatstadt. Unterwegs kommt noch Gewitter auf, hält sich aber entfernt. Es beginnt zu regnen, aber als wir zu Hause sind, macht der Regen eine Pause, so dass wir das Wichtigste noch auspacken können.

Wir waren nur 6 Tage unterwegs. Diese waren jedoch derart reich an Erlebnissen und freudigen Eindrücken, dass sie uns eher wie einige Wochen vorkamen. 

Anmerkung: Auf dieser Kanu-Reise benutzen wir als Gewässerkarte den Jübermann Tourenatlas Berlin-Brandenburg TA5.

Finowkanal 2016

  1. Auf dem Finowkanal im Juni 2016