Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Montag, 10. August 2015

Geschrieben am 10.08.2015 in Kanureisen (2015) —   Havel-Müritz-Rundtour, Obere-Havel, Obere-Havel-Quellseen (Geändert am 05.07.2017)

Teil 4 von 7 in der Serie Havel-Müritz-Rundtour 2015

Am Morgen bringe ich mein Fahrrad nach Wustrow am Plätlinsee, während Alexander und Gundula unsere Zelte bei "Kormoran Kanutouring" abbauen. Bald bin ich zurück, und wir fahren zu unserem Einsetzpunkt "Useriner Mühle" am Useriner See. Neben der Badestelle können wir einsetzen, und durch das flache Wasser paddeln wir dem Ausfluss der Havel aus dem Useriner See entgegen. An der Schleuse Zwenzow müssen wir mittels einer Lorenbahn umtragen. Es sind noch einige Kanus vor uns, so dass die Umtragerei zu einer ausgewachsenen Pause mutiert. 

Havel vor dem Woblitzsee

Havel vor dem Woblitzsee

Diese Lore funktioniert eigentlich ganz gut und ist auch leicht, aber: man hat versäumt, die Erde regelmäßig innen neben den Schienen zu entfernen, so dass auf jeder Fahrt die Stahlräder immer wieder die Erde neben den Schienen komprimieren müssen. Hm. Erde zu entfernen macht dem Schleusenpersonal wohl nicht so viel Spaß wie Rasen mähen.

Als wir den Schwimmsteg zum wieder Einsetzen erreichen, stehen dort zwei Personen. Mit mir als dritter Person sinkt der Schwimmsteg unter Wasser, so dass ich fast abgerutscht wäre. Man bedenke: dies ist eine Einrichtung, die von Fachleuten (Wasserbauwerkern) in Stand gehalten wird...  mir wäre so etwas peinlich als Zuständiger.

Bald paddeln wir auf dem Großen Labussee, und uns hat die Welt der Motorboote erreicht. Von Geschwindigkeitsbeschränkungen haben viele hier noch nie etwas gehört ( 9 km/h auf der Bundeswasserstraße, 25 km/h auf den Seen, sofern man außerhalb der 100-Meter-Ufer-Zone fährt. 

Pausenplatz am Woblitzssee

Pausenplatz am Woblitzssee

Wo die Havel wieder beginnt, finden wir einen kleinen Pausenplatz. Danach paddeln wir gemächlich die Havel entlang, bis wir zum Woblitzsee kommen. Dort herrscht erwartungsgemäß recht kräftiger Wind von der Seite. Wir queren den See schräg gegen den Wind und paddeln dann am östlichen Ufer in Richtung Wesenberg. Da wir die Paddel kräftig schwingen, sind wir bald an der kleinen Badestelle angelangt, wo wir eine Pause einlegen wollen. 

noch einmal die Schwaanhavel

noch einmal die Schwaanhavel

Diese Stelle ist stark frequentiert, aber wir finden eine Möglichkeit zum Anlanden. Wir haben eine große Wassermelone zu verspeisen, genau das richtige bei diesen Temperaturen (immerhin knapp 30 Grad). Nach einer halben Stunde hat uns der Woblitzsee wieder, und kurz darauf sind wir bereits im Havel-Kanal, wo wir an der Kanumühle vorbei paddeln. Der Platz ist so voll, dass wir froh sind, dort nicht nächtigen zu müssen.

in der Schwaanhavel

in der Schwaanhavel

Wir kommen an der Schleuse Wesenberg an, es ist gerade eine Bergschleusung im Gange. Zwei Kanu-Besatzungen vor uns möchten nicht auf die Schleusung warten und nehmen die Lore. Das erweist sich als nicht ganz einfach für die jungen Leute: sie ziehen nicht ihr Kanu auf die getauchte Lore, sondern möchten die Lore unter das Kanu ziehen, das über den Schienen zum Ufer hin schwimmt. Irgendwann haben sie begriffen, wie das Prinzip gedacht ist, und machen es richtig. Dann sind wir auch schon in der Schleuse, und ganz flott geht es mehr als zwei Meter abwärts.

Treideln in der Schwaanhavel

Treideln in der Schwaanhavel

Unterhalb der Schleuse biegen wir nach rechts vom Havel-Kanal ab und nehmen die Schwaanhavel, um unser Tagesziel erreichen zu können. Sie ist flach, schmal und voller Hindernisse, und daher gibt es auf diesem schönen Stück Wasserlauf keine Motorboote. Auch hier legen wir eine Pause ein, wenngleich nur eine kleine. Auf den letzten paar hundert Meter wird die Schwaanhavel so flach, dass wir ein für Stückchen aussteigen und treideln müssen. 

auf dem Plätlinsee

auf dem Plätlinsee

Dann sind wir im Plätlinsee. Der Wind bläst recht kräftig, und da er von achtern kommt, nutzen wir wieder unseren Angelschirm als Segel. Während unserer recht flotten Fahrt bekommen wir noch Besuch von einem Fischadler, der im klaren Wasser dieses schönen Sees nach Beute sucht. Für die 3 Kilometer Länge dieses Sees benötigen wir etwa eine halbe Stunde. Gundula und Alexander setzen mich an der Umtragestelle ab. Zum Warten und Abholen verabreden wir aber eine andere Stelle, an die ich später gut mit unserem Auto heran fahren kann (Einsetzstelle an der Ostseite). 

ein Fischadler über dem Plätlinsee

ein Fischadler über dem Plätlinsee: Foto: Alexander Clausen

Ich hole mein Fahrrad vom Wasserwanderrastplatz und radle zur Useriner Mühle. Dabei nehme ich den (zunächst) ausgeschilderten Weg in Richtung Heegesee, von wo aus ich über den neuen Fahrradweg nach Wesenberg fahren will. Leider verfahre ich mich, da weitere Ausschilderungen fehlen. Auf meinen Karten (im Auto) sehe ich später, dass ich einen Umweg von etwa 4,5 Kilometer über sandige Waldwege geradelt bin. 

Derweil ist es dunkel geworden. Bis ich letztendlich wieder bei meinem Team bin, sind fast zwei Stunden vergangen. Nachdem wir alles verladen haben, fahren wir nach Wesenberg, um dort im Hafen zu zelten.