Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Mirower Holm

Geschrieben am 02.07.2005 in Kanureisen (2005) (Geändert am 05.07.2017)

Teil 4 von 7 in der Serie Havel-Müritz-Rundtour 2005

Gegen morgen, so um 4:00h herum, bin ich hellwach, Gundula döst auch nur noch ein wenig herum. Die Ursache: in einiger Entfernung dröhnt ein Techno - Gehämmere, wir vermuten, daß ein paar Jugendliche ein nächtliches Lagerfeuer mit dem entsprechenden Krach veranstalten.

 Allerdings wundern wir uns, daß dieser Krach scheinbar niemanden der Anwohner derart stört, daß die Polizei gerufen wird. Um 7:00h hören wir es immer noch, es hört einfach nicht auf, was uns sehr erstaunt. Als Gundula dann später beim Bäcker Brötchen holt, erfährt sie, daß auf dem Flugplatz Lärz, der nordwestlich von Mirow liegt, ein "Open - Air - Festival" für Techno - Fans läuft und das nonstop das gesamte Wochenende. Wenn man weiß, was es ist, ist es ja nicht mehr ganz so schlimm - oder?

Wir frühstücken also gemütlich mit Brötchen und Kaffee, dabei sitzen wir auf einer großen Sitzanlage mit Überdach zusammen mit den jungen Leuten und deren Betreuern. Es stellt sich heraus, daß sie aus Lensahn ( Ostholstein) kommen und heute von hier aus ihre Tour starten wollen.

Es gibt einen lebhaften Austausch über Paddelgewässer und Naturschönheiten, dann beschließen Gundula und ich, noch eine weitere Nacht hier zu verbringen und uns den Tag mit einer Tagesfahrt mit fast leerem Boot rund um den Mirower Holm zu versüßen. Es sollte auch noch etwas eingekauft werden, und das wollen in dem kleinen Örtchen Schwarz erledigen.

So setzen wir also mit leichtem Gepäck am 2.7.05 um kurz vor 10:00 h in die Oberbek bei der abgebrannten Wassermühle ein. Das Wetter ist schön, und es ist fast windstill. Motorbootfahrer sind noch nicht viele unterwegs, immerhin kommen wir am Vilzsee an einer der meistbefahrenen Wasserstraßenabschnitte Mecklenburgs vorbei, die diese Verbindung der Strecke von Rheinsberg mit der Müritz darstellt.

Wir biegen erst rechts ab nach Mirow und paddeln dann links, indem wir die schön bewaldete Halbinsel "Mirower Holm" rechts liegen lassen. Am C48 "Forsthof" kommen uns sehr viele Kajaks entgegen, es sind vielleicht etwa 50 Leute, die wohl gerade ihren Tagesausflug starten. So erreichen wir frohgemut den Zehtner See, an dem es ebenfalls noch 2 Campingplätze gibt, und paddeln um eine schöne, mit Schilf bewachsene Landzunge herum, bis wir im Schwarzer See angekommen sind.

Einkaufen in Schwarz am Schwarzer see

Einkaufen in Schwarz am Schwarzer see

Motorboote gibt es hier nicht mehr, wir fahren auf das Dorf Schwarz zu, das wir bisher nur von Land aus kennengelernt haben. An der Badestelle halten wir an, Gundula macht sich auf, um im Landmarkt ein wenig Gemüse zu erstehen. Da es Samstag und kurz vor 12:00 h ist, wird es wohl auch höchst Zeit, da der Laden sicher bald schließen wird.

Vor Fehrlingsee

Vor Fehrlingsee

Ich warte beim Boot, unterhalte mich mit einem Mann, der hier immer seine Wochenende verbringt. Nach einer ganzen Weile kommt Gundula endlich wieder, und wir paddeln weiter an Schwarz vorbei auf den Fehrlingsee zu.

Fußgängerbrücke beim Fehrlingsee

Fußgängerbrücke beim Fehrlingsee

Er ist durch einen kleinen Kanal mit dem Schwarzer See verbunden, und das ist ein wirklich schönes Stück Landschaft, rechts und links nur Wald. Auf einmal hören wir wieder diese Wumme des Technofestivals, der Wind steht wohl wieder "günstig". Wir hoffen, die Nacht davon verschont zu bleiben.

Am Ufer des kleinen Fehrlingsees lassen wir uns häuslich nieder, um unseren Haferbrei zu verzehren, den wir schon vorgekocht und warmgehalten mitgenommen haben. Ein paar Schwäne schauen uns zu, sonst ist hier niemand. Wir ruhen uns ausgiebig aus, denken eine ganze Weile an gar nichts.

Stattdessen schauen wir uns nur den Himmel über uns an, dessen wenige Wolken ruhig herüber ziehen. Wir dösen sogar ein wenig in dem Halbschatten des Waldes, der diesen kleinen See umgibt. Im Wald gibt es einen Wanderweg, tatsächlich kommen ein paar Fahrradfahrer vorbei, wenn auch in einiger Entfernung.

Rücktour, beim Mirower Holm

Rücktour, beim Mirower Holm

Bald ist es Zeit, wieder den Weg zurück zu unserem Zelt einzuschlagen. Noch immer ist schönes Wetter, und langsam paddeln wir Richtung Fleether Mühle zurück. Zwischendurch vertreten wir uns noch ein wenig die Beine auf der Halbinsel Mirower Holm, die wir sehr lieben.

auf dem Mirower Holm

auf dem Mirower Holm

Der Holm ist eine sehr hügelige Waldlandschaft, auf der man sehr gut wandern oder Fahrradfahren kann.

Oberbek bei Fleeth

Oberbek bei Fleeth

Oberbek vor Fleether Mühle

Oberbek vor Fleether Mühle: vor dem abgebrannten Sägewerk

So treffen wir um kurz vor 17:00 h wieder in der Oberbek ein, um einen knappen Kilometer später an der abgebrannten Sägemühle wieder auszusetzen und unser Kanu zum Zelt zu schieben.

Peetschsee im Wald

Peetschsee im Wald

Wir kochen uns ein einfaches Mittagessen und verzehren es ganz gemütlich. Am Vorabend hatten wir von einigen Leuten gehört, dass sie an einem kleinen See zum Baden waren. Gundula und ich machen uns nach dem Abwaschen auf einen kleinen Fußweg durch den Wald zum "Kleinen Peetscher See", der ein paar Kilometer durch die Wälder zu erreichen ist.

Abendidylle am Peetschsee

Abendidylle am Peetschsee

Um 21:00h sind wir dort, ein paar junge Leute mit Baby baden noch, aber dann sind wir ganz allein (mit den Mücken). Die untergehende Sonne spiegelt sich in vielen Rottönen im Wasser, und Libellen fliegen noch eifrig umher. Andere Lebewesen sind scheinbar nicht anwesend, so daß ich glaube, das Wasser ist sehr basisch, hat einen sehr hohen Kalkgehalt. Jedenfalls sieht es so aus. Oder lebt hier ein großer Wels, der alles aufgefressen hat? Nein, dafür ist der See natürlich viel zu klein. Auf jeden Fall ist es hier sehr malerisch beim Sonnenuntergang, und danach wandern wir wieder zur Fleether Mühle zurück, während es im Wald schon dunkelt. Bleibt man stehen, fühlt man sich von den Mücken aufgefressen.

Solange man in Bewegung bleibt, lassen sie einen in Ruhe. Es ist, als ob sie die Natur hier bewachen wollten...