Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Peene - Aalbude bis Neukalen

Geschrieben am 17.07.2004 in Kanureisen (2004) —   Mecklenburgische-Seenplatte, Peene (Geändert am 05.07.2017)

Teil 7 von 24 in der Serie Meine Kanutour im Sommer 2004 in Mecklenburg-Vorpommern

Das wolfsähnliche Geheul der Hunde des Fischers von Aalbude weckt mich. Ich mache mir einen sehr geruhsamen Morgen und lasse mir bei allem, was ich tue, sehr viel Zeit. Auch hier gibt es wieder viele Gespräche über das allein Paddeln, über Biber, Fischotter und Eisvögel. Außerdem bekomme ich viele Warnungen über die Gefährlichkeit des Kummerower Sees zu hören. Dann, um 11:45 h sitze ich im Boot. Es sind fast 25° C und es weht ein sehr schwacher Wind um 1 bft. Der Himmel ist strahlend blau. Mein Ziel ist Neukalen, ich möchte auch diesen Teil der Peene kennen lernen, auch wenn es "eigentlich" ein Umweg für mich ist. Bald besucht mich der erste Seeadler auf meiner Tour, fast wie bestellt. Ich hatte gerade über Adler nachgedacht.

Nebengewässer des Kummerower Sees

Nebengewässer des Kummerower Sees

Der See ist beinahe spiegelglatt und die Sonne brennt vom Himmel. Ich hätte lieber in den frühen Morgenstunden fahren sollen. Das Westufer erweist sich auf den ersten 4 km als nicht betretbar, man sieht nur Schilf. Dann zweigt ein Kanal ab, und neugierig fahre ich in ihn hinein. Erlen und Weiden wachsen an den Ufern, die zum Teil fest und betretbar sind und Anglern als Stützpunkt dienen. Der Kanal, der sicher für Entwässerungszwecke gebaut wurde, ist etwa 20 - 30 m breit. Sehr viele Fische springen durch die Wasseroberfläche.

Nebengewässer des Kummerower Sees

Nebengewässer des Kummerower Sees

Das zweite Nebengewässer, in das ich einfahre, hat mehr Seecharakter. Ich treffe beim Anlanden auf eine Kormorankolonie und bemerke, dass die riesige Weide, unter der ich den Schatten für eine Pause nutzen möchte, ein Aufenthaltsort für Biber ist: Der gesamte Boden ist vollkommen glatt poliert und ich entdecke Nagespuren überall und frischen grünen Kot.

Peene Kanal bei Neukalen

Peene Kanal bei Neukalen

Ich verlasse diese schönen Stichkanäle und biege bald in den Peenekanal hinein, der mich nach Neukalen bringen soll. Etliche Motorboote passieren diesen sehr schmalen Kanal. Er ist ein eher langweiliges Gewässer, rechts und links steht fast nur Schilf und dahinter (wahrscheinlich) Wiesen. Ab und zu stehen ein paar Weiden am Ufer und es gibt einige wenige Nebengewässer, wohl alte Torfstiche.

In Neukalen finde ich den WWR nicht, der auf einigen Gewässerkarten angegeben ist. Es gibt stattdessen einen Stadthafen mit einer ca. 1 m hohen Kaimauer und ohne Rasenfläche sowie einen abgelegenen Privathafen ohne Hinweisschild. Die "Stadt" empfängt mich mit ein paar privaten Liegewiesen, Bootshäusern und schönen Brücken.

Brücke in Neukalen

Brücke in Neukalen

Dahinter beginnt die "Bootshaus-Hauptstraße", wirklich dicht an dicht gebaute Bootshäuser verschiedenster Qualität, etwa 300 m lang auf beiden Seiten. Ich denke, hinter dem Ort ein ruhiges Plätzchen für mein Zelt und mich zu finden, aber auf 1,5 km gibt es nur Schilf und kahle Wiesen ohne einen einzigen Baum. Ein paar andere Paddler kommen mir entgegen und meinen auf meine diesbezügliche Frage, dass es sich kaum ändert auf den nächsten km. Ich telefoniere mit Gundula und erfahre, dass in meiner Region ein heftiges Unwetter im Anmarsch sein soll, mit Hagel, Sturm, Gewitter und sehr starken Regengüssen. Ich beschließe, mir ein festes Dach zu suchen. Als ich wieder im Ort bin, lande ich am Anleger einer etwas ältlich aussehenden Gaststätte an, die sich auf ihrem Schild als "Restaurant und Motel" anbietet. Dort miete ich mir einen Bungalow, schaffe meine Siebensachen samt Boot tragenderweise in die Bungalow-Ansammlung und verbringe eine Nacht in einem Bett. Das kommt mir sehr seltsam vor. In der Nacht regnet es zwar heftig, Sturm oder Hagel bleiben jedoch aus.