Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Plau über Lübz bis Burow - Elde-Müritz-Wasserstraße

Geschrieben am 30.07.2004 in Kanureisen (2004) —   Müritz-Elde-Wasserstraße (Geändert am 05.07.2017)

Teil 16 von 24 in der Serie Meine Kanutour im Sommer 2004 in Mecklenburg-Vorpommern

Um 4:15h werde ich trotz der Ohrenstöpsel vom Lärm wach, es wird noch immer kräftig gefeiert. Da beschließe ich, alles einzupacken und abzureisen. So sitze ich dann schon um 6:30h im Kanu und steuere quer über den Plauer See auf Plau zu. Bald will ich in die Elde-Müritz-Wasserstraße einfahren. (hier komplette Info zur Müritz-Elde-Wasserstraße als Kanugewäser)

Es ist windstill, die Sonne geht gerade auf, und das Wasser ist fast glatt, nur ein paar frühe Angler mit ihren Motorbooten haben ein paar Wellen hinterlassen. Ein Kranich fliegt über den See und ruft. Der hat wohl eine Verabredung. Teilweise liegt noch leichter Dunst über dem Wasser. Ich paddle ruhig auf Plau zu bzw. auf eine Kirche, bei der ich  die Stadt vermute. Kurz vor 7:00h liegt der See hinter mir und ich passiere die Station der Wasserschutzpolizei, die am Ausgang der Elde aus dem See liegt. Noch ein großer Fischereianleger und ein paar andere Bootshäuser, dann bin ich im Hafen von Plau. Überall liegen protzige Yachten vor Privatanlegern mit den entsprechenden Villen auf den Grundstücken dahinter. Bald verengt sich der Hafen, unter einer Hubbrücke, die angehoben wurde, erscheint ein Arbeitsschiff.

Plauer Schleuse

Plauer Schleuse

Ich passiere danach auch diese Brücke und finde mich in einem kleinen Hafen wieder, der mit der Schleuse endet. Rechts finde ich eine Lücke an der sonst hohen Kaimauer, mache fest und steige aus dem Boot. Ein Rundgang um das Schleusengelände sagt mir, daß Umtragen nur extrem weitläufig möglich wäre und damit für mich im Moment nicht in Frage kommt. Ein Passant teilt mir mit, dass erst um 9:00 h geschleust wird und wo der nächste Bäcker ist. Ich hole mir Brötchen und frühstücke erst einmal in aller Ruhe auf einer Bank am Hafen.

Ein wenig Leben kehrt in diesen Stadtteil ein, ich schaue mir alles interessiert an, auch ein paar alte, restaurierte Gebäude wecken meine Neugier. Dann ist es endlich soweit, die Schleusenwärterin schleust ein paar Boote hoch und muss für diese noch die Hubbrücke bedienen, bevor sie mich und noch drei Yachten die 1,5 m nach unten läßt. Um 9:30 h fahre ich aus der ersten von 16 Schleusen dieser Tour - Abschnitts. Wie wird der Kanal wohl sein, den die Anlieger "die Elde" nennen? Mehr Flusscharakter oder doch mehr Kanal? Wie werden die Ufer sein? Eher kahl oder auch mal bewaldet oder sumpfig? Was für Tiere und Pflanzen gibt es hier wohl? Immerhin sind es 120 km, die ich paddeln will. Bisher kannte ich die Müritz-Elde-Wasserstraße nur vom Überqueren mit dem Auto. Da sieht man nicht viel.

zwischen Plau und Barkow

zwischen Plau und Barkow

Es ist wieder warm, 26° C im Schatten. Die Elde, wie ich sie von nun an nennen werde, hat hinter Plau eher Kanalufer, die jedoch mit Schatten spendenden Pappeln bepflanzt wurden. Rechts und links sieht man Schotter als Böschung, aber alles ist ansonsten schön grün. Ich denke, wenn es so bleibt, wird es eine erträgliche Fahrt auf der Elde. Ich beobachte Flussuferläufer, Gebirgsstelzen und auch einige Raubwürger. Dann tauchen sogar die ersten Eisvögel auf! Der Kanal verspricht doch abwechslungsreicher zu sein als erwartet.

zw- Barkow und Bobzin

zw- Barkow und Bobzin

Um 11:30 h komme ich zur Schleuse Barkow, einer Selbstbedienungsschleuse. Ein Motorbootfahrer hat den Hebel bereits umgelegt und damit die Schleusung angefordert, so dass wir schon um 11:50 h wieder ca. 1,5 m tiefer sind. Ohne Aufregung oder Probleme geht es weiter, einige Motorboote kommen uns entgegen. Nach etwa einer Stunde liegt rechts von mir der Wasserwanderrastplatz Kuppentin, es gibt hier sogar einen niedrigen Steg für Paddler. Die umliegende Natur ist überraschend üppig, es herrscht Mischwald vor, der bisweilen ans Ufer heranreicht. Bald fahre ich dann um 15:00 h in die Schleuse Bobzin ein, wo es glatte 5,0 m abwärts geht, dem Elbe-Niveau entgegen.

Müritz-Elde-Wasserstraße 104

Müritz-Elde-Wasserstraße 104

Müritz-Elde-Wasserstraße km 103

Müritz-Elde-Wasserstraße km 103

Von hier bis nach Lübz haben wir dann richtiges Seeufer, Schilf, Erlen und viele Sumpfpflanzen. Von Kanaluferbefestigung ist kaum mal etwas zu sehen.

Luebz

Luebz

hinter Luebz

hinter Luebz

Die Schleuse Lübz passiere ich um ca. 17:00 h. Mein Ziel für heute ist der WWR Burow bei km 91. Ich erreiche ihn um 19:30 h. Der Altarm, in dem er liegt, stinkt etwas nach Abwasser, ist wohl ziemlich verschlammt und die Motorbootfahrer beklagen sich auch über die vielen Wasserpflanzen, die sich um ihre Propeller legen. Ein Teichhuhn mit einem fast erwachsenen Jungen und weiteren sehr kleinen Küken belebt den Hafen. Der Platz selbst ist sehr gepflegt, ebenso das Sanitärhaus. Der Hafenmeister ist freundlich und auf dem Platz zeltet noch ein weiterer Alleinpaddler, ein älterer Klempnermeister aus Berlin, der mal eben zur Ostsee fahren will und sich dafür die Elde mit dem Störkanal nach Schwerin sowie die Warnow bis zur Mündung ausgeguckt hat. Bis Ribnitz-Damgarten will er dann noch paddeln.

vor dem Wasserwanderrastplatz Burow

vor dem Wasserwanderrastplatz Burow

Wir tauschen uns noch eine Weile aus, bis wir dann schlafen gehen. Leider feiern auch hier einige junge Leute aus der Region sehr lange, die noch um 22:00 h mit Auto ankommen und im Dunkeln lauthals ihr Zelt aufbauen. Morgens, als ich aufstehe, (mit Ohrenstöpseln konnte ich wenigstens einigermaßen schlafen), sind sie immer noch wach und trinken und lärmen. Ob die da wohl zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren? Oder ich sowie die anderen Erholungssuchenden? Irgendwie ist so etwas ziemlich schräg, wenn eine Region ausdrücklich vom Tourismus leben möchte. Die Politik sollte etwas unternehmen, damit so etwas in erträglichen Grenzen bleibt.