Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Trebel - Tribsees bis Nehringen

Geschrieben am 14.07.2004 in Kanureisen (2004) —   Trebel (Geändert am 05.07.2017)

Teil 4 von 24 in der Serie Meine Kanutour im Sommer 2004 in Mecklenburg-Vorpommern

Der Wind ließ etwas nach, und ich hatte eine ruhige Nacht ohne Regen bei 12°C. Um 4:40 h erwache ich, es gelingt mir jedoch, nach einer halben Stunde wieder einzuschlafen. Erst um kurz nach 8:00 h stehe ich auf, treffe die Frühschicht-Platzwartin und gehe duschen. Nach dem Frühstück reden wir noch intensiv miteinander, sie macht gerade eine Ausbildung zur Heilpraktikerin und will Lebensberaterin werden.

Das Mittagessen fällt aus, und um 15:10 h sitze ich im Boot und fahre Richtung Demmin, zunächst mit kräftigem Wind von vorne. Es ist trocken und immerhin 16°C. Mitunter gibt es sogar ein paar Sonnenstrahlen. Die Regenhose bleibt also aus.

In Langsdorf ist ein Wehr zu umtragen, es wurde vor kurzer Zeit angelegt, um den renaturierten Altarm der Trebel mit Wasser versorgen zu können und den Grundwasserspiegel im Grenztalmoor zwischen Recknitz und Trebel wieder anzuheben. Auf diese Weise soll das Moor wieder mehr vernässt werden. Bepaddeln kann man den Altarm im Sommer zeitweise nicht, weil er an manchen Stellen komplett mit Schilf zuwächst und man seinen Weg nicht mehr finden kann. 

Ich folge also dem Trebel-Kanal, und er überrascht mich mit sehr abwechslungsreichen Ufern. Da der Wind von der Seite kommt (die Trebel wendet sich in Richtung Süden), fahre ich auf glatt poliertem Wasser, von ein paar kurzen Abschnitten mit reinen Wiesenufern abgesehen. Ein männlicher Pirol überfliegt mich in 6-8 m Höhe, ein wahrhaft seltener Anblick selbst in Mecklenburg-Vorpommern. Bei trockenem Wetter fahre ich bis kurz vor Nehringen, dann beginnt es leicht zu regnen. Ich genieße diese Fahrt sehr, denn die breite Trebel hat klares, tiefes, wohlriechendes Wasser und die Ufer sind reichhaltig bewachsen mit den unterschiedlichsten Sumpfpflanzen. Es ist still. Ich höre einen Biber, dann sehe ich ihn auch: er ist ausgewachsen. Als er auch mich entdeckt, verzieht er sich etwas tiefer in den Uferbewuchs.

Eine Weile später höre ich einen Otter durch das Schilf springen und sehe ihn ins Wasser gleiten, ganz viele Eisvögel, einige Kormorane, Störche, Graureiher, Flussuferläufer und ab und zu ein Rotmilan begleiten mich. Ein weiterer Otter quert hinter mir den Fluss, deutlich zu erkennen an seinen wellenförmigen Körperbewegungen.

Nach 20:00 h erreiche ich den Wasserwanderrastplatz Nehringen. 16 km bin ich in aller Ruhe gepaddelt und habe es sehr genossen, obwohl es regnet. Ich telefoniere kurz mit Gundula und fahre dann mein Boot samt der einen Hälfte des Gepäcks zum WWR hinauf. Die Kisten trage ich dann hinterher. Es sind glatt 150 m, von denen einige bergauf gehen.

Zeltaufbau im Regen, Holzhütten in Nehringen

Zeltaufbau im Regen, Holzhütten in Nehringen

Wäre der Platzwart anwesend gewesen, hätte ich mir in Anbetracht des Regens laut Auskunft anwesender Camper für 4,-€ ein Bett in einer Holzhütte mieten können, so aber spanne ich im strömenden Regen mein Zelt auf. Es gelingt mir, das Innenzelt dabei trocken zu halten. Bald krieche ich in den Schlafsack und mache ein paar Kerzen an, um die Temperatur etwas zu erhöhen, damit die Feuchtigkeit im Zelt ein wenig sinkt. Um mich herum ist schlechte Musik, Gegröhle und Kinderlärm. Das geht bis 23:00 h, dann ist endlich Ruhe.