Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Parchim bis Neustadt-Glewe

Geschrieben am 05.08.2006 in Kanureisen (2006) —   Müritz-Elde-Wasserstraße (Geändert am 05.07.2017)

Teil 4 von 6 in der Serie Müritz-Elde-Wasserstraße, eine 5-tägige Paddeltour 2006

Am Morgen .des 4. August ist der Himmel wieder sehr nett zu uns wie bisher meist, wir frühstücken im strahlenden Sonnenschein Brötchen, die ich beim nahen Bäcker erstand. Bis die Zelte abgebaut und die Kanus bepackt sind, vergehen jedoch noch 2 Stunden. Gegen 10:15 Uhr verlassen wir den kleinen Hafen, um uns durchschleusen zu lassen. Da die Schleusung noch ein wenig auf sich warten lässt, paddle ich einige Meter in den Mühlengraben, wo ich schöne "Vorgärten" und nette Hinterhöfe finde, während Gundula und Alexander auf die Schleusung warten. Pünktlich zur Schleusung bin ich zurück.

Die schräge Schleuse Garvitz - Matzlow

Die schräge Schleuse Garvitz - Matzlow

Hinter der Schleuse werfen wir noch einen kurzen Blick in den Burggraben, wo es auch eine Pausenmöglichkeit gibt. Dann machen wir uns auf den Weg in Richtung Garwitz. Unser Plan besteht darin, dort das 2. Frühstück einzunehmen, um dann am Elde - Dreieck und den Lewitzer Teichen vorbei zu paddeln, um abends Neustadt - Glewe zum Übernachten zu nutzen, was eine Strecke von 27 km bedeutet.

An bewaldeten Ufern paddeln wir also die 12 km bis Garwitz - Matzlow. Möderitz hätte uns auch einen kleinen Pausenplatz geboten, es ist uns aber noch zu früh. Wir lassen rechts von uns das Dorf Malchow und links bald darauf das Dorf Damm liegen. "Damm" wird wohl daher so genannt, weil hier wie so oft auf dieser Strecke der Kanal einseitig an einer Wiese liegt, nämlich am Tal der ursprünglichen Elde, und ein mutig aufgeschütteter Damm das Wasser daran hindert, in die Wiese und damit zurück in die Alte Elde zu fließen. Mir ist völlig unverständlich, wie die Vorfahren diesen Damm wasserdicht bekommen haben mögen, so ganz ohne Folie.

Bevor wir zu dem eigentlichen Wasserwanderrastplatz gelangen, paddeln wir links an dem "Lewitz - Camp" vorbei, einem "Abenteuer - ohne Sanitär" Übernachtungsplatz ---wer´s mag...?!(Nachtrag: seit einiger Zeit gibt es jetzt dort auch komplette Sanitäranlagen). Es folgt die Schleuse von Garwitz, eine der vielen Selbstbedienungsschleusen, die inzwischen Normalität geworden sind: man wundert sich, wenn es doch noch mal einen Schleusenwärter aus Fleisch und Blut zu sehen gibt.

WWR Garvitz - Matzlow vom Betreiber Hans Ahrendt

WWR Garvitz - Matzlow vom Betreiber Hans Ahrendt

Ca. 14:30 Uhr sind wir auf dem Wasserwanderrastplatz von Matzlow - Garwitz angekommen. Der Platz ist an eine Privatfirma verpachtet, die sich scheinbar ganz wacker hält und vielerlei Service anbietet, vor allem für Motorbootfahrer. Wir nutzen das Angebot für eine ausgedehnte Pause bei strahlendem Himmel. Viele Wespen machen uns das Genießen etwas schwer, und leider wird Gundula in ihren Allerwertesten gestochen, so dass die Laune etwas in den Keller gerät, da sie von dem Zeitpunkt an kaum sitzen kann.

Insel Elde-Dreieck

Insel Elde-Dreieck

Da das Leben und die Fahrt weiter gehen, sitzen wir um 14:15 Uhr wieder in unseren Kanus und streben dem Elde - Dreieck entgegen, einem weiteren interessanten Punkt unserer Tour. Hier kann man in den Störkanal abbiegen, der den Wasserwanderer nach etwa 20 km nach Schwerin bringt. Wir halten uns links und fahren durch die Niederung, die mit einer Vielzahl von Teichen angefüllt ist. Es geht zwar fast ohne Kurven durch die Landschaft, doch sieht man ab und zu einen Seeadler, eine üppige Ufervegetation sowie vom Pausenplatz aus, wo sich ein kleiner Aussichtsturm befindet, eine großartige Teichlandschaft, von der wir wissen, dass sich im Herbst eine riesige Zahl von Zugvögeln hier niederlässt, um für ein paar Tage auszuruhen.

Levitzer Teiche, Blick vom kleinen Turm

Levitzer Teiche, Blick vom kleinen Turm

Haben wir schon die gesamte Wasserwandertour über wenig Motorboote gesehen, so sind jetzt so gut wie überhaupt keine mehr unterwegs: die meisten sind wohl nach Schwerin abgebogen. Zur Elbe können die meisten ohnehin kaum fahren, da sie dort zu wenig Wasser finden würden, um nach Hamburg oder Berlin weiter fahren zu können.

Schleuse Levitz mit "Guillotine"

Schleuse Levitz mit "Guillotine"

Wir sind heute abend spät dran. Die Lewitzer Schleuse erreichen wir erst gegen 19:00 Uhr, und der Schleusenwärter wartet noch mit der Schleusung auf ein angekündigtes Motorboot. Da das jedoch nicht kommt, lässt er uns nach 10 min doch hinunter. Es wird knapp, wenn die Schleuse Neustadt - Glewe nur bis 20:00 Uhr geöfnet ist: der einzige Motorbootfahrer meint, er könne sich in die von ihm geöffnete Schleuse legen und diese aufhalten, bis wir angekommen sind. Mit meinen Kajak spurte ich auch so schnell ich kann nach Neustadt und bin knapp nach 19:30 Uhr dort: zu spät, der Motorbootfahrer musste auch die Schleuse wieder verlassen, da nach 19:30 Uhr nicht mehr geschleust wird. Ich lege also an und warte auf Alexander und Gundula. Bald kommen auch sie, und wir setzen unsere Kanus an der Schleuse aus, schieben sie über ein Privatgrundstück, nachdem wir gefragt haben, zum nahen Wasserwanderrastplatz. Wir hätten auch den Nebenarm fahren können, aber direkt am Hafen kommt man wegen einer sehr hohen Betonmauer nicht aus dem Boot, mit Gepäck schon gar nicht.

Wasserwanderrastplatz Neustadt-Glewe

Wasserwanderrastplatz Neustadt-Glewe

Der Hafenmeister ist gerade nach Hause gegangen, aber ich rufe ihn an und er kommt eine halbe Stunde später noch einmal vorbei, um uns einen Schlüssel zu geben. Wir bauen auf, kochen und machen dann noch in der Dämmerung einen Stadtspaziergang. Dann sind wir aber auch bald in unseren Schlafsäcken verschwunden.