Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Um Oranienburg und Oder-Havel-Wasserstraße

Geschrieben am 16.08.2006 in Kanureisen (2006) (Geändert am 05.07.2017)

Teil 12 von 16 in der Serie Müritz - Rhin - Havel - Rundtour 2006

Wieder eingesetzt in die Havel in Oranienburg

Wieder eingesetzt in die Havel in Oranienburg

Ich trage also meine gesamte Ausrüstung sowie mein Kajak in mehreren Gängen zum Ufer des Havel - Altarms. Es regnet leicht, ist aber relativ warm an diesem Sonntag Morgen - und sehr still. Die Uhr meiner Kamera zeigt 7: 40 Uhr, als ich wieder im Boot sitze und sehr langsam die Havel in Richtung Oranienburg - Zentrum paddle. Nach zuerst ziemlich grünen Ufern wird es allmählich immer städtischer,  links vor mir taucht ein Seitenarm auf. Sollte das der Verein Möwe sein? Ich drehe etwas hinein, dort ist er nicht, ich habe es hier mit einem alten Industriehafen zu tun. Ein Blick auf meinen wasserfesten Tourenatlas sagt mir, dass ich noch etwa einen Kilometer zu paddeln habe. Und tatsächlich kommt dann bald eine kleine Bucht mit vielen Yachten, das muss der WSV - Möwe sein. Ich fahre langsam auf die Stege zu, ein einbeiniger alter Mann kommt ans Ufer, und ich frage nach dem Hafenmeister oder ob er diese Funktion ausübe. Er bejaht freundlich, seine Frau taucht auch noch auf. Etwas mühsam gelingt mir das Anlegen und Aussteigen an dem sehr hohen Ufer. Dann ist es geschafft und ich bringe mein Kanu und Gepäck zur nahen Zeltwiese, die mir zugewiesen wurde. Alles sieht sehr gepflegt aus. Iich baue mein Zelt auf und gehe erst einmal duschen. Bei den Freaks gestern war natürlich keine Dusche. Ein Pavillon ist am größten Anleger aufgebaut, ein paar Gäste sitzen hier schon zum Frühstück, Holländer, Süddeutsche und Mecklenburger, eine lustige Gruppe aus der Abteilung "Motorbootfahrer" hat sich hier zufällig zusammengefunden.

Da ich meinen Bruder um die Mittagszeit am Bahnhof erwarte, gehe ich bald zu der nahen Station. Hier herrscht reges Treiben, viele internationale Besucher fallen hier ein, wollen wohl zur Gedenkstätte Sachsenhausen, dem ehemaligen Konzentrationslager. Dabei verpasse ich die Ankunft meines Bruders aus Berlin, er nimmt eine Seitentreppe anstatt des Haupteingangs, er kennt sich hier schon aus. Aber als die verabredete Zeit eine Weile um ist, bin ich mir sicher, dass er schon beim WSV ist, und tatsächlich, als ich dort ankomme, hat er sich schon mit den anderen Gästen und dem Hafenmeister bekannt gemacht und ist mitten im Gespräch. Wir haben uns 10 Jahre nicht gesehen, so machen wir einen Spaziergang im Dauerregen durch Oranienburg, essen in einem schönen Italienischen Restaurant und nehmen später in einem Cafe noch Kaffee und Kuchen ein. Die Kirschtorte ist etwas sehr trocken, fast staubig. aber das stört uns in dieser Situation nicht so sehr. Bald ist die Zeit meines Bruders um, er muss nach Berlin zurück. Ich gehe zum Hafen, im Pavillon sitzen gemütlich die weit gereisten Gäste und der Hafenmeister bei reichlich Bier. Ich werde genötigt, "eingeladen" , mitzutrinken und lasse es um der interessanten Gespräche willen mit mir machen. Tatsächlich trinke ich 2 Dosen Bier, was für mich etwa einer Halbjahresdosis entspricht. Gegen Mitternacht zerstreut sich die Runde, und auch ich befülle meinen Schlafsack.

Oranienburg, Oder-Havel-Wasserstraße

Oranienburg, Oder-Havel-Wasserstraße

Am Montag, den 14. August morgens bin ich schon wieder früh in Aktion, kaufe Brötchen und frühstücke gemütlich alleine. Danach möchte ich noch ein paar Besorgungen erledigen, z.b. eine weitere CF-Card für meine Digicam kaufen und noch einige Lebensmittel und Getränke. Wegen der etwas ausgefallenen Karte (CF) nimmt das doch etwas mehr Zeit in Anspruch als geplant, doch immerhin ist wieder schönes Wetter, so dass mein Zelt trocknen kann. Bis ich letztendlich loskomme, ist es schon nach 12:00 Uhr. Gelassen paddle ich auf die Havel-Oder-Wasserstrasse zu, sie mündet zwischenzeitlich in den Lehnitzsee, der ebenfalls zu Oranienburg gehört und an dem auch einige Häfen für Freizeitschiffer liegen. Am Ende des Sees, nach etwa 2 km, sehe ich schon die Lehnitzschleuse. Die Tore sind offen, einige Motorboote fahren hinein. Doch gerade, als ich dort angekommen bin, schließen die Schleusenwärter die Tore und lassen mich draußen. Zum Warten habe ich keine Lust, das kann hier sehr lange dauern, habe ich gehört. Da nehme ich lieber die Umtragemöglichkeit neben der Lorenbahn, die zwischen dem Alten und neuen Schleusenbecken angeordnet ist. Ebenso schnell wie die Schleusung geht mein Umtragen, aber sicherlich ruhiger als neben oder hinter einem riesigen holländischen Ausflugsschiff, von den Abgasen ganz zu schweigen.

Umsetzen an der Schleuse Lehnitz

Umsetzen an der Schleuse Lehnitz

Jetzt bin ich also auf der Schifffahrtsstraße zur Oder, einige polnische Schubverbände kommen mir entgegen, auch ein polnischer Wasserwanderer, mit dem ich mich kurz über polnische Gewässer unterhalte. Die Ufer des Kanals sind verblüffend stark bewachsen, und die Landschaft drumherum besteht aus Kiefernwäldern auf Sandboden. Ab und zu gibt es Wiesen, die tiefer liegen als der Kanal. Bei einem Pausenplatz, auf dem ich eine Zwischenmahlzeit einnehme, entdecke ich eine spitz angenagte Birke: mein Freund, der Biber hat es sich hier gütlich getan.