Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Die Havel von Burgwall bis Liebenwalde

Geschrieben am 17.09.2015 in Kanureisen (2015) —   Obere-Havel (Geändert am 02.08.2017)

Teil 6 von 6 in der Serie Obere Havel 2015

Morgens fahre ich mein Fahrrad nach Zehdenick. Bald sitzen wir im Kanu. Das kleine Örtchen Burgwall lassen wir bald hinter uns. Ab hier wird die Havel rechts und links von großen bis teilweise sehr großen Teichen gesäumt: es sind ehemalige Tonstiche. Sie gehörten zu den unzähligen Ziegeleien, die hier in der Umgebung Zehdenicks die Ziegel für den Aufbau Berlins in der Gründerzeit brannten. Eine Ziegelei existiert immer noch, und außerdem hat man in Mildenberg ein Ziegeleimuseum gebaut, wo der Besucher sich über die alte und fast moderne Technik informieren kann. An diesem Ziegeleimuseum paddeln wir bald vorbei, und ebenso an einem alten und einem neuen Yachthafen.

die Havel vor Mildenberg

die Havel vor Mildenberg

Natürlich kommen wir auch an unserem derzeitigen WWR vorbei, direkt daneben liegt die Mündung des Welsengrabens. Wir genießen das schöne Wetter, es ist nur ab und zu ein wenig windig. Rechts vor der Eisenbahnbrücke landen wir an, um unser zweites Frühstück zu verzehren. Ich laufe und klettere ein wenig umher, um meine Gelenke anders als beim Paddeln zu bewegen.

Tonstich in Mildenberg

Tonstich in Mildenberg

Hinter der Eisenbahnbrücke haben wir einen freien Blick auf einen großen Tonstich. Dort sitzt in einer abgestorbenen hohen Erle ein Kormoran. Dazu sehen wir noch einen Seeadler hoch über dem See kreisen. 

Alter Hafen Mildenberg

Alter Hafen Mildenberg

Dann tauchen kleine Häfen, Marinas, Werften etc. auf, wir haben Zehdenick erreicht. In der Ferne sehen wir eine der halbrunden Stahlbrücken, sie werden hier "Kamelbrücken" genannt. Vor der Schleuse erkennen wir einen großen Yachthafen, direkt in der Kurve das Restaurant "Bootshaus". Daneben paddeln wir bald unter einer der Kamelbrücken hindurch, um im alten Hafen vorbei am Wassersportclub und Angelverein neben dem Museum "Alte Mühle" die Kanu-Einsetzstelle zu finden. Wir landen an, und ich setze mich bald darauf auf mein Fahrrad und hole unser Auto aus Burgwall. 

die Havel in Mildenberg

die Havel in Mildenberg

Bevor ich meine beiden Begleiter wieder treffe und ins Kanu steige, fahre ich das Fahrrad schnell nach Liebenwalde. Wieder in Zehdenick, treffe ich die beiden vor der Schleuse an der Sportbootwartestelle. Ich steige mit ein, aber es dauert noch geraume Zeit, bis wir endlich durchgeschleust sind. 

Kamelbrücke in Zehdenick

Kamelbrücke in Zehdenick

Den folgenden Verlauf der Oberen Havel, Vosskanal genannt, bin ich seit 9 Jahren nicht mehr gepaddelt, und so staune ich, was aus dem Uferbewuchs geworden ist: es wachsen viele Sumpfstauden, dann und wann Schilf, oft Gebüsch und sogar hin und wieder Seerosen. Auf dem rechten Ufer hat man einen Fahrradweg gebaut, etliche Fahrradfahrer sind unterwegs. An einigen Stellen stehen Angler, auch am linken Ufer. An einer Stelle hören wir im Reet lautes Platschen, da war wohl ein Biber aktiv. 

in der Schleuse Zehdenick

in der Schleuse Zehdenick

Das Wetter ist sehr schön. Der Wind hat sich inzwischen komplett gelegt, und wir genießen unsere Fahrt sehr. Einige wenige Motorboote kommen uns entgegen, einer recht schnell. 

Vosskanal unterhalb von Zehdenick

Vosskanal unterhalb von Zehdenick

Direkt vor Krewelin legen wir eine kleine Pause ein, paddeln aber bald weiter. Abseits erschallt aus den Wiesen lautes Kranichrufen, was uns sehr erfreut. Wir erreichen die Schleuse Bischofswerder und initiieren den halbautomatischen Schleusenvorgang. Aus irgend einem Grund dauert es ewig, bis sich für uns die Schleusentore öffnen, und am Ende hat es mehr als eine Stunde gedauert, diese Schleuse zu überwinden.

Vosskanal vor Bischofswerder

Vosskanal vor Bischofswerder

Es entsteht bereits so etwas wie Abendstimmung, als wir Liebenwalde erreichen. Die Zahl der Angler an den Ufern nimmt zu, und wir beschleunigen unseren Paddelschlag, denn wir wollen noch vor Einbruch der Dämmerung an unserem Ziel sein. Dann kommt der Kilometer null der Oberen Havel, und wir biegen genau dort vom Vosskanal in den Finowkanal ein, der hier "Langer Trödel" heißt. Wir passieren die neue Klappbrücke, und dann erreichen wir endlich, nach 24,5 km, die Neue Marina Liebenwalde. Hier gibt es einen sehr niedrigen Schwimmsteg, und hier steht auch mein Fahrrad.

Vosskanal in Liebenwalde

Vosskanal in Liebenwalde

Ich nehme noch eine kleine Stärkung zu mir, dann setze ich mich auf mein Fahrrad. Denn längsten Teil meines Weges kann ich auf dem Damm des Vosskanals entlang radeln. Von dort aus kann ich in die sehr schöne Wiesenniederung blicken, in der die Schnelle Havel parallel zum Vosskanal fließt. 

Beginn des Finowkanals in Liebenwalde

Beginn des Finowkanals in Liebenwalde

Als ich bei unserem Auto ankomme, ist es bereits richtig dunkel. Bald bin ich in Liebenwalde, und wir fahren zurück nach Mildenberg zu unserem Basislager.

Die kommenden beiden Tage verbringen wir noch damit, für FlussInfo zu recherchieren und Freunde zu besuchen. Am Sonntagabend fahren wir dann von einem kleinen Örtchen nahe der Oder nach Kiel zurück, wo wir 5,5 Stunden später ziemlich erschöpft ankommen.

Anmerkung: Auf dieser Kanu-Reise benutzen wir als Gewässerkarten den Jübermann Tourenatlas TA6 sowie den Jübermann Tourenatlas Berlin-Brandenburg TA5.