Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Dritter Tag auf der Recknitz

Geschrieben am 05.07.2015 in Kanureisen (2015) —   Fischotter, Recknitz (Geändert am 05.07.2017)

Teil 4 von 5 in der Serie Recknitz 2015

Als wir heute vor sieben Uhr aufstehen, haben wir immer noch knapp 23 °C. Ich glaube, ich habe die wärmste Nacht meines Lebens hinter mir. Langsam erledigen wir unsere Morgenroutine, Gundula geht auch noch schwimmen. 

Wasserwanderrastplatz Pantlitz

Wasserwanderrastplatz Pantlitz

Ich koche Spaghettis (wollten wir eigentlich am Vorabend essen), und als wir zum Frühstück zusammen sitzen, kommt ein Kormoran angeflogen und setzt sich ganz leise auf einen Pfahl an der "Hafen"- Einfahrt der WWR. 

Kormoran als Nachbarn

Kormoran als Nachbarn: Foto: Alexander Clausen

Er breitet seine Flügel aus, um sein Gefieder trocknen zu lassen und putzt sich unentwegt. Er sitzt kaum 20 Meter von uns entfernt, und als ich noch etwas aus unserem Zelt hole, bin ich ihm etwa auf 10 Metern  nahe. Er bleibt mindestens 10 Minuten, bevor er ebenso leise abzieht, wie er gekommen ist. Ich mag Kormorane!

Seerosen auf der Recknitz

Seerosen auf der Recknitz: Foto: Alexander Clausen

Die Singvögel, die gestern aktiv waren, sind es heute auch. Zu unserer großen Freude ziehen von Zeit zu Zeit kleine Trupps von Bartmeisen über uns hinweg! Alexander macht sich auf den Weg ins Dorf, um alles zu erkunden und um auch dort einige Fotos zu machen. In Pantlitz gibt es die "Radfahrerkirche", dort gibt es Kaffee und Eis und man kann auch den Turm besteigen. Aus dem Dorf kommen einige Badegäste, es gibt eine nette Unterhaltung.

Recknitz unterhalb Daskow

Recknitz unterhalb Daskow: Foto: Alexander Clausen

Bis wir alles abgebaut und eingepackt haben, ist es bereits nach neun Uhr und schon wieder fast 28° heiss. Wir genießen unsere Kanutour trotzdem, es hätte ja auch regnen können. Wir sehen einen Seeadler, der sich durch uns leider auf seiner hohen Erle gestört fühlt und abhebt. Ab und zu hören wir Bartmeisen, ohne sie zu sehen. 

junger Fischotter in der Recknitz

junger Fischotter in der Recknitz: Foto: Alexander Clausen

Beim Wasserwanderrastplatz Daskow stehen noch einige Zelte und ein paar Autos, es ist wohl gefeiert worden. Das Lagerfeuer brennt noch. Wir paddeln weiter, und als wir an verschilftem Ufer vorbei kommen, taucht ein paar Meter neben uns plötzlich ein Kopf aus dem Wasser, gefolgt von einem Schwanz, der sich wie eine Schlange bewegt: es ist ein Fischotter! 

weibliche Bartmeise am Recknitzufer

weibliche Bartmeise am Recknitzufer: Foto: Alexander Clausen

Nach wenigen Sekunden taucht er wieder ab, aber inzwischen hat Alexander seine Kamera schussbereit. Da taucht ein anderer Otter auf. Er ist kleiner, und er stößt seltsame kurze Schreie aus, wie ein verzweifelt bettelndes Baby. Wir kennen derartige Schreie ansonsten noch von Greifvogel-Kindern. Dieser kleine Fischotter tat uns den Gefallen, einige Sekunden länger mit seinem Kopf über Wasser zu bleiben, so dass Alexander ein paar Fotos machen konnte. Was für ein Glück!

Anlegesteg in Ribnitz-Damgarten beim Ruderverein

Anlegesteg in Ribnitz-Damgarten beim Ruderverein: Foto: Alexander Clausen

Wir paddelten mit fröhlichem Herzen weiter in Richtung Ribnitz-Damgarten, als wir erneut Bartmeisen entdeckten. Diesmal sind es wenige, und sie jagen im Schilf nach Schnaken, Käfern und sogar Blattläusen. Es sind alles Weibchen. Durch viel Geduld gelingt es Alexander, einige Fotos zu machen. Eine Familie in einem Großcanadier kommt uns entgegen. Wir werden gefragt, was wir da denn beobachten, und es wird für interessant befunden. Diese Gruppe ist ausgesprochen leise unterwegs, was uns sehr freut. 

Es sind nur sehr wenige Paddler unterwegs, wenngleich hier, kurz vor Ribnitz-Damgarten, durchaus ein wenig Verkehr auf dem Wasser herrscht. Trotzdem können wir immer noch Graureiher, einen Kormoran, verschiedene Rohrsänger, Rohrammern und einen Rotmilan beobachten, und Rohr- und Schlagschwirle lassen ihren Rhythmus über das Recknitztal erschallen.

Als wir den Anleger des Rudervereins in Ribnitz-Damgarten erreichen, ist es früher Nachmittag, und wir haben etwa 35 Grad. Bevor wir uns auf den Wasserwanderrastplatz begeben, nehmen wir die Hafenmeisterbank in Beschlag und machen zweites Frühstück. 

Nach unserem (verspäteten) Frühstück lassen wir uns vom freundlichen Hafenmeister ein Stückchen Zeltwiese zuweisen. Zu unserer Freude steht uns auch ein Pavillon zur Verfügung, in dem es sogar Strom (in vier Steckdosen!) gibt, so dass wir unsere diversen Akkus aufladen können. Alsbald mache ich mich mit dem Fahrrad auf den Weg, um unser Auto wieder aus Bad Sülze abzuholen. Nach etwa zwei Stunden bin ich wieder auf dem WWR zurück. Der neue Fahrradweg führt direkt am Talrand des Recknitztals entlang, so dass ich immer einen tollen Blick hatte. Ein Stück weit hatte ich sogar Schatten oder wenigstens Halbschatten. 

Ich bin körperlich ziemlich fertig, und so überlasse ich das Kochen Alexander und Gundula. Während wir noch zusammensitzen, trudeln nach und nach die vermieteten Kanus wieder ein, so dass der Hafenmeister bald in den wohlverdienten Feierabend gehen kann. 

Wir gehen diesen Abend recht früh in die Kojen. Nach einigen Stunden Schlaf wecken uns Gewitter, Sturm und Starkregen. Unsere Zeltstangen werden kräftig durchgebogen, aber sie halten. Unsere Zelte bleiben dicht, und wir bleiben trocken. Bis kurz vor sieben Ihr haben wir dann noch die Nacht für uns.