Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Abendtour in Kiel am 15. September

Geschrieben am 16.09.2016 in Kanutagebuch (2016) (Geändert am 05.07.2017)

Für heute Abend bin ich mit meiner Tochter Nina zu einer Kanutour verabredet. Ich hole sie von der Arbeit ab, und wir setzen in Wellingdorf unter der B502-Brücke in die Schwentine ein. Während wir einsetzen, kommen einige SUP-ler an den Steg, und ansonsten ist die Einsetzstelle ziemlich von Anglern blockiert.

Abend-Kanutour mit Mond

Abend-Kanutour mit Mond

Es ist gegen 18:30 noch 18 Grad warm, obwohl ein recht frischer Wind weht. Blässhühner, Höckerschwäne, Kanadagänse und Teichhühner bevölkern die Uferregionen und die verkrauteten Buchten. Langsam paddeln wir flussaufwärts, und eine größere Gruppe Kajakfahrer überholt uns, wobei diese sich lautstark austauschen. Wir legen uns mit unserem Kanu vor den Steg eines kleinen Kanuvereins, um uns durch ein kleines "Picknick im Kanu" ein wenig zu stärken. Zwei Stockenten halten sich ganz in der Nähe auf, und sie betteln nicht, sind aber auch nicht beunruhigt. Diese Stelle ist komplett mit Kanadischer Wasserpest sowie Entengrütze zu gewuchert. Das hat für uns den Vorteil, dass unser Kanu nicht mit der Strömung abtreiben kann.

stille Stockenten

stille Stockenten

Im nahen Weidengebüsch fliegen permanent kleine Vögel auf und setzen sich wieder auf ihren Ast: es sind kleinere (wie Rohrsänger), braun auf dem Rücken und vorne leicht gesperbert; es ist auch noch eine andere Art zugegen, etwas größer und mit längerem Schwanz und etwas Gelb im Gefieder. Wir können beide Arten nicht sicher bestimmen. Dann kommt ein Eisvogel die Schwentine entlang gezischt. Kurz darauf überfliegen uns auch noch einige Kanadagänse.

Kanutour im Sonnenuntergang

Kanutour im Sonnenuntergang: auf der Schwentine

Auch als wir wieder weiter paddeln, bleiben die beiden Enten ganz entspannt und fressen weiter an der Entengrütze und der Wasserpest. Die Sonne wirft nun bereits sehr lange Schatten, und nur noch die hohen Bäume auf den Uferhängen der Schwentine werden rötlich angestrahlt. Ein kleines Schlauchboot mit Elektromotor kommt angefahren, zwei Kinder sind damit unterwegs. Seit wann darf auf der Schwentine mit Motor gefahren werden? Ansonsten ebbt der Bootsverkehr recht schnell ab. Nur noch selten treffen wir auf einen Rennkajaker. 

Picknick im Grünzeug

Picknick im Grünzeug

Es wird zunehmend dunkler, die Sonne ist nicht mehr zu sehen. Die ersten Fledermäuse umschwirren unser Kanu und jagen auch in der Luft über uns. Zum Teil jagen sie sich auch selbst. Bei Klausdorf überquert ein großer brauner Vogel die Schwentine und setzt sich auf eine kahle Erle. Wir glauben zuerst an eine Eule, aber als wir ganz nahe dran sind, hat er einen kleinen, typischen Greifvogelkopf. Es ist wohl ein Bussard. Nahe Oppendorf sehen wir plötzlich einen Lampenschein durch das Ufergehölz leuchten. Dieser entpuppt sich dann aber bald als Mondlicht! Dann sehen wir den Mond, wie er riesig und orange fast voll über den Erlengehölzen in seinem seltsam warm-kalten Licht erstrahlt. Durch die Kurven ist er mal zu sehen und dann wieder nicht. Der Mond beschäftigt uns, er fängt unsere Aufmerksamkeit ein. 

Kanadagänse über der Schwentine im Anflug

Kanadagänse über der Schwentine im Anflug

Wir paddeln langsam die Schwentine aufwärts, und bis wir an der Insel vorbei sind, ist es völlig dunkel geworden. Wir entscheiden uns, die Rücktour anzutreten, und da der Mond noch recht niedrig steht, bleibt es für eine Weile noch sehr dunkel. An der Insel paddeln wir nun westlich vorbei statt wie auf der Hintour östlich. Von dort hören wir leise Grunz- und Knackgeräusche, dazu dauernde Tritte, die auf eine ganze Rotte von Wildschweinen hindeuten. Wir sind ganz ergriffen von der Gegenwart der Wildschweine, haben aber keine Angst. Einige Kanadagänse überfliegen uns noch im Dunkeln,  und Fledermäuse haben gerade Feierabend gemacht.

Mond-Effekt auf der Schwentine

Mond-Effekt auf der Schwentine

Der Mond steigt höher, und er wirft bereits ein wenig Licht auf die Ufergehölze. Dort aber, wo Mondschatten herrscht, können wir kaum etwas sehen. Die Wasseroberfläche ist für uns immer nur etwa 10 Meter voraus zu erahnen, und manchmal auch das nicht. Doch je länger wir in Richtung Wellingdorf paddeln, umso heller wird auch der Mond. Ein Graureiher sitzt auf einem Stück Totholz am Ufer, und eine kleine Insel, die aus vier Stockenten besteht, gleitet links an unserem Kanu vorbei. Wir hatten sie vorher nicht entdecken können, sonst wären wir ihnen in einem größeren Bogen aus dem Weg gefahren. Anscheinend schlafen sie zu viert aneinander gekoppelt und lassen sich einfach treiben.

Hinter Klausdorf knackt es dann noch einmal mehrfach im Schilf und im Gebüsch, was sich wie Tritte von mehreren Rehen anhört. Gespannt paddeln wir weiter. Zweimal passiert es mir, dass ich erst im letzten Moment die Richtung erkennen kann, in die ich unser Kanu steuern muss. Dann nähern wir uns wieder Kiel, und es wird allgemein etwas heller. Von hier an stehen (oder sitzen) an vielen Stellen Angler am Ufer, und als wir wieder an unserem Startpunkt ankommen, sind dort noch mehr Angler als vorher, und sie haben waagerechte Schnüre über die Schwentine gespannt. Einer von ihnen meint, diese wären dazu da, um auf trickreiche Weise Welse zu fangen.

Es ist bereits 21.15 Uhr, und erfreut über unsere gelungene Abend-Kanutour mit Mondscheineffekt und Wildschweineinlage verladen wir Kanu und Ausrüstung. Etwas besseres hätten wir an diesem schönen Abend kaum unternehmen können! 

Geschrieben in Kanutagebuch (2016)