Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Eider in Kiel im August

Geschrieben am 22.08.2016 in Kanutagebuch (2016) (Geändert am 05.07.2017)

Es ist Sonntag, und es ist warm. 20 Grad sind vorher gesagt, und es soll bis etwa 15:00 Uhr trocken bleiben. Gundula und ich wollen heute allein paddeln, und mein Vorschlag, auf der Eider von Hammer aus aufwärts zu paddeln, wird angenommen. 

Busch-Werk an der Eider

Busch-Werk an der Eider

Das Holzkanu ist noch auf dem Autodach, die Ausrüstung im Wagen. Wir packen ein paar Kleinigkeiten zu essen und genügend zu trinken ein und machen uns auf den Weg. Am Parkplatz nahe unserer Einsetzstelle ist kein Betrieb, und es gibt nur wenig Spaziergänger auf dem Eider-Wanderweg. Das Kanu kommt auf den Bootswagen, die Ausrüstung hinein und wir schieben die wenigen Meter bis zu der Stelle oberhalb der Sohlschwelle, wo wir dann an durchwurzeltem Ufer in die Eider einsetzen. 

der Schulensee

der Schulensee

Ein Mann kam währenddessen auf den Parkplatz gefahren. Er hat ein kurzes Kajak auf seinem Autodach, und als er uns sieht, kommt er näher und fragt uns Details zur Eider. Eigentlich will er ebenfalls aufwärts paddeln, aber wir sehen ihn dann später nicht wieder. 

Eider nahe dem Freilichtmuseum Molfsee

Eider nahe dem Freilichtmuseum Molfsee

Kurz nach unserem Start wird uns bewusst, auf was wir uns eingelassen haben: dieser eine Kilometer bis zum Schulensee hoch ist in den vergangenen Jahren an manchen Stellen ziemlich verbuscht! Routiniert, wie wir sind, drücken wir uns natürlich überall hindurch. Zusätzlich haben wir noch damit zu tun, dass die Eider auf diesem Gefälleabschnitt wenig Wasser führt und es an manchen Stellen steinig ist. 

Weidenröschen am Ufer der Eider

Weidenröschen am Ufer der Eider

Etwa zweihundert Meter vor dem Schulensee kommen wir nicht mehr weiter: wir sitzen auf einer Kiesbank fest. Ich ziehe mir meine Gummistiefel an und bewege unser Kanu samt Gundula den Bach hinauf. Bald steige ich wieder ein, und nur kurze Zeit später sind wir bereits im Schulensee. 

Regenguss in Hammer an der Eider

Regenguss in Hammer an der Eider

Auf dem See haben wir den Wind fast von vorne, und er bläst recht kräftig. So hoffen wir auf Rückenwind für die Rücktour und paddeln frohen Mutes über den Schulensee in die Eider. In einem kleinen Durchstich, also einem winzigen Abzweiger, legen wir eine kurze Pause ein, wo wir die schönen Wasserpflanzen am Ufer bewundern. Hier ist es fast windstill, und wir genießen das angenehme Mikroklima. 

Oh, nass is

Oh, nass is

Nach dieser kleinen Abwechslung  paddeln wir bald weiter. Die Eider strömt hier nicht mehr besonders stark, so dass wir zwar konzentriert, aber nicht mit großem Krafteinsatz aufwärts paddeln. Langsam bewölkt sich der Himmel, aber wir vertrauen auf die Wettervorhersage, dass es noch einige Stunden trocken sein soll. Durch viele Kurven, vorbei am Freilichtmuseum, dann die Eisenbahnlinie dicht neben uns und bald darauf das Moorgebiet nahe Meimersdorf bewegen wir unser Kanu immer weiter aufwärts. Unser Ziel ist die Wanderwegbrücke in Molfsee, wo wir eine ausgedehnte Pause mit einem Snack einlegen möchten. 

Der Wind lässt nach, und es beginnt zu regnen. Zuerst sind es nur einzelne Tropfen, aber dann gibt es einen richtigen Schauer. Gundula nutzt vorne den Schirm, während ich mir meine Regenjacke über ziehe. Optimistisch paddeln wir noch ein wenig die Eider aufwärts, und es wird auch wieder trocken und sonnig. Diesen Kontrast der kräftigen Sonnenstrahlung zu dem vorangegangenen Regen genieße ich ganz besonders, und die blühenden Uferstauden wie Blutweiderich und Weidenröschen, aber auch die halb im Wasser liegenden und hellpink blühenden Pfefferminzen leuchten schön im Sonnenlicht nach dem Regen. Wir erfreuen uns auch an den teilweise noch blühenden Igelkolben. 

Dann aber verdunkelt sich der Himmel erneut, und als es dann wieder los regnet, beschließen wir, unser Holzkanu zu drehen und zum Auto zurück zu paddeln. Ich paddle ein ganzes Stück allein, und es wird auch mal wieder sonnig. Auf dem Schulensee haben wir keinen Wind, also auch keinen Rückenwind. Als wir die Eider beim Eiderkrug Schulensee wieder unter uns haben, verstärkt sich der Regen noch. Ab jetzt paddeln wir durch die Büsche, um Steine herum, es gibt auch eine verschilfte Stelle. Der Regen wird noch stärker, und als wir endlich vor der Sohlgleite aussetzen, gießt es in Strömen. Der Guss hält durchaus an, und wir stehen eine Weile beide unter unserem großen Anglerschirm. Einige Spaziergänger kommen den Wanderweg entlang gehastet. 

Nach (gefühlt) ziemlich vielen Minuten hört der Regen langsam auf. Es wird heller, und nur durch das Blätterdach der am Wanderweg stehenden großen Kastanien fallen noch einige Tropfen. Wir leeren unser Boot und befreien es mit Schwamm und Eimer vom Wasser. Bald steht es auf unserem Bootswagen und wir schieben es zum Auto. Unsere Laune ist gut, ich bin durchnass (unter der Jacke durchgeschwitzt und unten vom Regen) und es ist warm. Nachdem ich mir trockene Kleidung angezogen habe, verladen wir alles und fahren die kurze Strecke von etwa 10 Kilometern wieder nach Haus. 

Es hat gut getan, ein paar Stunden auch unter diesen etwas unbequemen Umständen zu paddeln. Wir freuen uns und fühlen uns wohl. Ich will sofort wieder los.

Geschrieben in Kanutagebuch (2016)