Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Hörn in Kiel 6. November

Geschrieben am 06.11.2016 in Kanutagebuch (2016) (Geändert am 12.07.2017)

Heute sind sechs Grad vorher gesagt, und es soll trocken bleiben, nachdem es gestern den ganzen Tag regnete. Ich setze gegen 11:00 Uhr unter der B502-Brücke in Wellingdorf in die Schwentine ein und paddle über die Bootsgasse (Borstenpass) in den Schwentinemündungshafen. Eine sonntägliche Ruhe liegt über dem gesamten Stadtteil und erst recht über dem Wasser. Kaum ein Motorboot ist unterwegs, und es wird nirgendwo gearbeitet. Nur auf einigen Yachten werden Vorbereitungen für die Winter-Liegezeit getroffen. Dabei verblüffen mich eindeutige Geräusche: Eisvögel rufen, und dann sehe ich auch schon zwei Exemplare am Seefischmarkt vor der Kaimauer entlang zischen. Einer kommt bald darauf zurück. Ich bin sehr überrascht, hier Eisvögel zu treffen!

Liegeplatz am Schifffahrtsmuseum

Liegeplatz am Schifffahrtsmuseum

Langsam lasse ich mein Kanu am Ellerbeker Schwentinehafen vorbei in die Kieler Förde gleiten und paddle in Richtung Hörn. Der Himmel ist recht grau.  Links von mir liegt das Marinearsenal, und als ich an Anlegestegen dieses Bundeswehrgeländes vorbei bin, kommt bereits das Werften-Gelände in Sicht. Einige Schiffe liegen am Ausrüstungskai der Werft, darunter eine der Luxus-Segelyachten eines russischen Milliardärs. 

Skandinavienfähren im Seehafen Kiel

Skandinavienfähren im Seehafen Kiel

Möwen rufen, stehen auf Dalben und wechseln immer wieder ihren Standort, aber immer ruhig. Ein Gänsesäger-Pärchen schwimmt vor einer Spundwand entlang und fliegt bald auf. Am Westufer liegt ein altes Segelschiff nahe der Universitätsbrücke, und ehe ich mich versehe, passiere ich bereits die Liegeplätze am Schifffahrtsmuseum nahe dem Kieler Schloss. 

die Hörn-Brücke in Kiel

die Hörn-Brücke in Kiel

Ich erblicke zwei große Schiffe im Seehafen der Hörn: rechts liegt die Schwedenfähre (Stena Germanica), und links liegt die Color Fantasy (die Oslo-Fähre). Während ich zwischen ihnen hindurch paddle, beobachte ich links, dass immer noch LKW auf die Oslo-Fähre rollen. An der schwedischen ist nichts zu sehen, aber bei beiden Schiffen laufen die Hauptmaschinen. 

der Museumshafen Kiel

der Museumshafen Kiel

Ich paddle unter der Hörnbrücke (Fußgänger-Schiebe-Brücke) hindurch und steuere nach links in den Museumshafen. Dort liegen etliche mittelgroße Traditionssegler. Ein paar Männer sind damit befasst, eine lange LED-Lichtleitung über Heck, Masten und Bugsteven zu ziehen. Sie grüßen mich freundlich und finden mein Holzkanu toll. Wir halten noch ein wenig Smalltalk, dann wende ich und paddle langsam zur Hörn zurück, um links in der Binnenhörn eine größere Runde zu drehen. Dabei komme ich am Greenpeace-Schiff "Beluga II" vorbei, das dort im Germania-Hafen festgemacht hat. 

Greenpeace-Beluga II

Greenpeace-Beluga II

Der Himmel lässt ein klein wenig Sonne durch, und ich erfreue mich über Sonnenschein, auch wenn die Sonne immer wieder von Wolken teilweise verdeckt wird. Es herrscht dadurch ein tolles Lichtspiel. Auch in der Ferne werden immer wieder verschiedene Bauwerke und Küstengehölze angestrahlt.

im Seehafen Kiel

im Seehafen Kiel: links die Stena Germanica und rechts die Color Fantasy

Ich paddle wieder zurück in den Seehafen, und als ich an der Schwedenfähre vorbei fahre, werden gerade die Rettungsboote getestet: sie werden gewassert und müssen eine kleine Runde im Hafen drehen. Ich lasse ihnen viel Platz. 

die Color-Fantasy überholt mich

die Color-Fantasy überholt mich

Am Ausrüstungskai werfe ich einen genaueren Blick auf die Russen-Yacht und staune, dass man den Rumpf beulenfrei hinbekommen hat. Die 91 Meter hohen Masten sehen so aus, als enthielten sie die Segel. Ansonsten liegt dort noch ein mittelgroßes Kriegsschiff, ein Aufklärer oder ähnliches. 

Von vorne kommt mir die Freya, ein Ausflugs-Raddampfer entgegen. Sie ist recht laut, gibt auch noch das Dampfsignal, so dass ich nicht gehört habe, dass inzwischen die Oslo-Fähre die Fahrrinne entlang gefahren kommt. Die tutet mich dann an, und ich mache Platz. Dabei staune ich, dass sie so weit rechts fährt, fast direkt am Dock von HDW vorbei. Als mich dieses riesige Schiff überholt, komme ich noch in den Genuss, auf ihren Wellen zu surfen. 

Die letzten drei Kilometer bin ich durchaus ein bisschen geschafft, zumal ich dann auch noch Gegenwind habe. Aber frohen Mutes paddle ich wieder zur Einsetzstelle zurück, wobei mir das Heraufziehen meines Kanus über den Borstenpass durchaus Mühe bereitet. Wieder zuhause sehe ich auf meiner Gewässerkarte, dass ich 12 km gepaddelt bin. Es kam mir kürzer vor, habe mich aber am Ende durchaus gewundert, weshalb ich mich angestrengt fühlte.

Geschrieben in Kanutagebuch (2016)