Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Abendtour Lanker See Ende September

Geschrieben am 28.09.2016 in Kanutagebuch (2016) (Geändert am 05.07.2017)

Für heute, den 27. September sind noch einmal 21 Grad vorher gesagt - und dazu mäßiger Wind und recht klarer Himmel.  Danach soll einige Tage sehr herbstliches Wetter kommen. Da fällt mir der Entschluss leicht, eine entspannende Kanutour in den Abend hinein zu unternehmen. 

Segeljolle

Segeljolle

Mein Ziel ist die Kanu-Einsetzstelle Brunnenweg in Preetz, und als ich dort in den Kirchsee einsetze, zeigt die Uhr 16:10. Bei deutlichem Gegenwind paddle ich langsam unter der schönen Fußgängerbrücke hindurch und bin bald im Lanker See. Obwohl das Wetter schön ist und bereits später Nachmittag, treffe ich nur wenige Wassersportler und Badende an. Stattdessen gibt es sehr viele Graugänse, die das Nordufer der großen Insel Probstenwerder bevölkern. 

Bucht vor Mühlenberg

Bucht vor Mühlenberg

Das Wasser ist sehr klar, und der Wasserstand ist niedrig. Weiter paddle ich gegen den Wind um die Inseln herum auf den Lanker See hinaus. Auch dort ist außer einem Anglerkahn niemand. An der engen Passage zwischen den beiden Teilen des Lanker Sees wirft der nunmehr kräftige Westwind sogar richtige Wellen auf. Eine Segeljolle kommt mir, vor dem Wind segelnd, direkt entgegen. In der Ferne entdecke ich zwei Silberreiher. Ich empfinde große Freude, als sich ein Eisvogel nicht weit von mir entfernt am linken Ufer auf dem Ast einer Ohrweide niederlässt! Aus dem nahen Wald bei Vogelsang höre ich für längere Zeit die Rufe eines Schwarzspechtes.

die Liebesinsel

die Liebesinsel

Während ich noch mit dem Gedanken spiele, bald mit dem Wind langsam zum Auto zurück zu paddeln, erreiche ich doch bald die Sonneninsel. Jetzt bin ich fast im Windschatten, und ich strecke meine Glieder aus. Als ich mich wieder auf meine Umgebung fokussiere, fliegt ein Seeadler links über dem Bruchwald. Er fliegt schnell, und bald verschwindet er über den Wipfeln der hohen Buchen beim Wald beim Mühlenberg. Mich wundert, dass die vielen Graugänse, die sich in der Bucht vor dem Wald aufhalten, keinen Alarm gegeben haben und aufgeflogen sind. Dann aber wird es spannend: ein weiterer Seeadler beginnt im Tiefflug zu jagen, und dabei fliegen die Graugänse natürlich tatsächlich auf. Es ist ein sehr großes Weibchen, und dann kommt noch ein weiterer Seeadler hinzu: ein kleinerer fliegt von den hohen Pappeln links in der Bucht ebenfalls zu dem Platz, wo der große bereits hin- und herfliegt. 

sehr flaches Wasser

sehr flaches Wasser

Ob die beiden Erfolg haben, kann ich nicht bestimmt sagen, obwohl sie lediglich etwa 200 Meter von meinem Kanu entfernt sind. Ich sehe noch den größeren hinter einer Schilfkante landen, wobei ich den anderen aus den Augen verliere. Ich erreiche die schöne Stelle, wo die Schwentine in den Lanker See mündet, und zwei Eisvögel fliegen weit vor mir auf und sitzen danach auf einem anderen Ansitz am Seeufer. 

die Schwentine am Abend

die Schwentine am Abend

Ein Kanu, das die Schwentine am Gut Wahlstorf vorbei abwärts gefahren kommt, scheucht einen weiteren Eisvogel auf. Dieser kommt mir direkt entgegen und fliegt recht nahe links an mir vorbei. Meine Frage an die Kanufahrer, ob sie denn den Eisvogel gesehen haben, bekomme ich, wie so oft, keine positive Antwort. 

beim Gut Wahlstorf

beim Gut Wahlstorf

Im klaren Wasser der Schwentine schwimmen mir sehr viele Fische entgegen: die meisten sind etwa 7 - 10 Zentimeter lang, aber es sind auch einige mit knapp zwanzig Zentimetern dabei. Kurz vor der ersten Kurve lege ich kurz an, weil ich mal muss. Von da an kann ich mich nur noch stakend vorwärts bewegen. Das geht recht schnell, strengt aber auch sehr an. Wo es wegen breit über dem Wasser hängender Äste dunkler ist, kommen mir etliche große Fische entgegen. ein paar Mal kann ich sehen, dass sie rote Flossen haben. Sie sind zwischen 30 und 40 Zentimeter lang. 

Lanker See im Abendlicht

Lanker See im Abendlicht

Mit seinem typischen Protestruf fliegt ein Graureiher auf und macht sich flussaufwärts davon. Weitere Eisvögel erhalten meine gute Laune und meine Freude, und immer wieder kommen mir große Fische entgegen. Kurz oberhalb der Straßenbrücke ist das Wasser wieder zum Paddeln geeignet. Eisvögel, eine Drossel und einige andere, die ich nicht identifizieren kann, fliegen quer zwischen den hohen Eschen hin und her, die hier in Wahlstorf die Ufer der Schwentine säumen. Auch als ich an den hohen Bäumen vorbei bin, wird es nicht wieder richtig hell, da die Sonne erstens bereits recht niedrig steht und zweitens von Wolken zeitweise verdeckt wird. Langsam paddle ich noch bis in den Fuhlensee hinein, wo ich mal wieder meine Beine ausstrecke. Ich lande aber nicht an, sondern schaue auf meine Uhr und stelle fest, dass es bereits kurz vor 18:00 Uhr ist. Da ich noch mehr als vier Kilometer vor mir habe, trete ich kurzentschlossen doch jetzt meine Rücktour an. 

Rennpaddler im Holzkanu

Rennpaddler im Holzkanu

Wieder treffe ich sehr viele größere Fische, und auch Eisvögel und zwei Graureiher gegen sich die Ehre. Als ich wieder im Lanker See bin, schwimmen die vielen hundert Graugänse wieder in der Bucht, als ob nichts gewesen wäre. Von den Seeadlern kann ich nichts entdecken, nur deren Rufe schallen manchmal vom nahen Horst zu mir herüber. Aus Westen ertönen ein paarmal Kranichrufe, was mich sehr erfreut. Dort hinter der Eisenbahnlinie hat seit Jahren immer ein Kranichpaar gebrütet.

Abendgold

Abendgold

Allmählich geht das Sonnenlicht ins Orange über, und die Bewölkung lässt ab und zu den kleinen Feuerball blicken. Jetzt sind einige Ruderboote und auch Kanus unterwegs, und ich zähle mindestens acht Silberreiher, die verteilt an den verschiedenen Ufern stehen und manchmal auch für kurze Zeit auffliegen. Eine ältere Dame in einem Einer-Ruderboot spricht mich auf das flache Wasser und den schönen Abend an, und wir haben noch eine richtig nette Unterhaltung. Dann beeile ich mich aber trotzdem, zum Auto zurück zu kommen, bevor es ganz dunkel ist. 

An der Badestelle übt ein Junge, sein Modellboot so schnell wie möglich über die Wasseroberfläche zischen zu lassen. Die Graugänse am gegenüber liegenden Ufer der Insel Probstenwerder fliegen alle auf. Ich wünsche dem Jungen, dass sein Boot irgendwo gegen ein Hindernis kracht. Nachdem es einige Minuten mit dem schnell Fahren gut funktioniert hat, überschlägt sich das Rennboot und bleibt kopfüber im Wasser liegen. Der Junge muss hin schwimmen und es bergen. Es ist Ruhe. 

Ich erreiche die Kanu-Einsetzstelle gegen 19:30 Uhr. Bereits gegen 20:00 Uhr bin ich wieder zuhause. Ich freue mich sehr, diese schöne Abendtour unternommen zu haben! Tage mit derartigen Temperaturen um die 20 Grad dürfte es für ein paar Monate wohl nicht mehr geben, und auch die Wassertemperaturen werden nachlassen. Gepaddelt wird natürlich trotzdem, aber es ist etwas anderes als im Sommer oder Spätsommer.

Geschrieben in Kanutagebuch (2016)