Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Sonntag auf der Schwentine bei Rastorf

Geschrieben am 18.09.2016 in Kanutagebuch (2016) (Geändert am 05.07.2017)

Heute ist es grau und es soll recht windig werden. Da denken wir: Schwentine geht immer! Kurz vor zwölf erreichen wir unsere Einsetzstelle am Rosensee und sitzen gut zehn Minuten später im Kanu. Der Rosensee wird gestaut, es herrscht keine Strömung. Die Kraftwerke benötigt wohl gerade keinen Strom von der Schwentine. Größere Flächen sind mit Entengrütze bedeckt, und am südlichen Ende des Rosensees ist die Flachwasserzone ziemlich stark mit einer niedrig wachsenden Schilfart zugewachsen.

üppiger Uferbewuchs an der Schwentine

üppiger Uferbewuchs an der Schwentine

Wir paddeln an einigen Kormoranen, Graureihern und Stock- sowie Schnatterenten vorbei bis zum Ende des Sees, wo eine leichte Strömung spürbar wird. Obwohl sommers bereits gekrautet wurde, wächst wieder viel Wasserpest. Das Wasser selbst ist allerdings sehr klar, so dass wir an vielen Stellen am Grund Kies, kleine Muscheln oder niedrige Wasserpflanzen entdecken. Einige Male sehen wir Fische, durchaus auch größere bis über 30 cm Länge. Der Wasserstand ist recht hoch. Auf diese Weise kommen wir mit erträglicher Mühe über eine kurze, steinige Gefällestrecke, die gewöhnlich eine deutliche Schnelle bildet.

hohes und dichtes Gehölz

hohes und dichtes Gehölz

An der Halbinsel Stumpfes Eck fliegt ein Eisvogel auf, und er setzt sich in gewissen Abständen immer wieder auf einen Ansitz, um bald wieder aufzufliegen. Während wir aufwärts am Gut Rastorf vorbei paddeln, treffen wir noch mehrere Eisvögel, die sich ähnlich verhalten. Die Stockenten dagegen, denen wir unterwegs recht nahe kommen, sind total entspannt. Das trifft auf die Graureiher allerdings nicht zu, von denen wir ebenfalls etliche unterwegs treffen. Sie sind fast alle aufgeflogen, als wir näher kamen.

dichtes Blätterdach

dichtes Blätterdach

Die Vegetation ist noch nicht besonders spätsommerlich anzuschauen, und sogar das Reet sieht teilweise noch frisch aus. Es blühen noch einige Stauden der Kanadischen Goldrute, und ab und zu schauen noch Blüten von Sumpfvergissmeinnicht aus den grünen Halbinseln hervor, die sich in den kleinen Buchten gebildet haben. 

Pause an der Reiterkoppel

Pause an der Reiterkoppel

An und zu kommen uns ein paar Mietboote entgegen sowie einige private Kanus. Alle Wasserwanderer sind erfreulich still unterwegs. Es gibt einen leichten Regenschauer, aber der hält keine 5 Minuten an. An der Pferdekoppel von Bredeneek landen wir für eine Rast an. Einige Kanus liegen bereits dort, und es wird fleißig gepicknickt. Auch wir packen unsere belegten Brötchen und den Tee aus.  Der Himmel wird nicht wieder so richtig hell, so dass wir zunächst unsicher sind, ob wir nach unserer Pause noch weiter aufwärts in Richtung Preetz paddeln sollen. 

klares Wasser mit Muschelgrund

klares Wasser mit Muschelgrund

Das Spiel der grauen Wolken lässt uns dann bald entscheiden, wieder zu unserem Auto zurück zu paddeln. Das lassen wir allerdings ganz ruhig angehen, und auf diese Weise nehmen wir einige schöne Naturerlebnisse mit: wir können (außer vielen anderen, kleineren und mittelgroßen Fischen) einen etwa 80 cm langen Hecht beobachten, der ganz still zwischen Wassergräsern auf der Lauer liegt. Er bewegt nur seine beiden Seitenflossen, um nicht mit der Strömung mitgezogen zu werden. An einer anderen Stelle huscht ein Zaunkönig an einigen Ufergehölzen in niedriger Höhe umher und lässt dabei permanent sein helles "Schack!" ertönen. Unterhalb vom Gut Rastorf entdeckt Gundula ein Eichhörnchen, das die hier eng zusammen stehende Erlen als Brücke benutzt. Am Ende läuft es kopfüber den Stamm hinunter bis kurz vor der Wasseroberfläche, als ob es trinken wollte. Als es uns dann doch wahrnimmt, obwohl wir es nur ganz still beobachtet haben, verschwindet es erst einmal im Röhricht. 

Steilhang am Schwentine-Ufer

Steilhang am Schwentine-Ufer

Wir genießen unsere langsame Rücktour sehr, und als wir wieder auf dem Rosensee sind, hat wohl inzwischen das Kraftwerk die Klappen geöffnet: es herrscht nun eine leichte Strömung auf dem See, und der Wasserstand hat auch bereits einige Zentimeter abgenommen. Die Entengrütze ist teilweise in Bewegung geraten und von der Strömung mitgenommen worden. An der Einsetzstelle nehmen wir dann aber trotzdem noch viel davon auf, und ich muss einige kleine Eimer voll klaren Wassers schöpfen, um die Entengrütze von der Außenhaut unseres Kanus abspülen zu können. Da der Zugang zum klaren Wasser nur über ein recht hohes Geländer möglich ist, bekommt mein kleiner Bord-Schöpfeimer eine Leine. 

Bald haben wir das Kanu gereinigt, und während wir unsere Ausrüstung zum Parkplatz tragen und das Auto heranfahren, kann es ein wenig trocknen. Bis wir so weit sind, es aufzuladen, ist es fast trocken. Wenige Minuten später ist alles aufgeladen und verstaut und wir fahren die wenigen Kilometer vom Rosensee bis zu uns nach Haus. Geregnet hat es nicht mehr, aber es tut uns nicht leid, nicht noch weiter gepaddelt zu sein. Durch die schönen Naturerlebnisse war der Nachmittag auch so schon genügend ausgefüllt. 

Geschrieben in Kanutagebuch (2016)