Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Am 13. Oktober auf den Plöner Seen

Geschrieben am 14.10.2013 in Kanutagebuch (2013) —   Holsteinische-Seenplatte, Kleiner-Plöner-See (Geändert am 05.07.2017)

Nachdem sich am Samstag der Herbst von seiner unangenehmen Seite zeigte, ist es heute recht freundlich angesagt: wenig Wind am Nachmittag, bis zu 13° C warm. Wir wollen auf den Plöner Seen paddeln. 

Am Ascheberger Parkplatz setzen wir in den Kleinen Plöner See ein. Da der Wasserstand sehr niedrig ist, nutzen wir ein paar alte Äste als Sliphilfe, um über die Steine ins Wasser zu kommen. Der Steg ist in dieser Saison nicht aufgebaut worden, genutzt hätte er uns ohnehin wenig, da er recht hoch ist bei Niedrigwasser.

Der Himmel ist weitgehend bedeckt, ab und zu kommt die Sonne hervor. Da das Wasser fast glatt ist, können wir überall auf den Grund sehen. Am Durchstich zum Mühlensee ragt nur etwa 50 Meter entfernt der Hals eines Kormorans aus dem Wasser, er ist dort am Fischen. Er fliegt dann bald weg, aber anstatt gleich über den See zu fliegen, düst er über dem schmalen Wasserlauf in etwa 2 Metern Entfernung an uns vorbei, und das in Augenhöhe! 

Im klaren Wasser sehen wir viele Fische, auch recht große bis etwa 40 cm Länge. Es sind Plötzen (Rotaugen) und Rotfedern. Unter der Eisenbahnbrücke ist es so flach, wie ich es dort noch nie erlebte. Über die dort in großer Dichte wachsenden Süßwasserschwämme gleiten wir dicht dahin. Die Weiden zeigen ein dichtes Gewirr an feinen Wurzeln, die wie Luftwurzeln wirken.

Der Steg der örtlichen Kanuvermietung steht komplett im Trocknen, naja, die Saison ist dort ohnehin gelaufen. Wir kommen zum ehemaligen Aalwehr in Spitzenort, das seit dem Frühjahr 2012 ein Fisch-Kanu-Pass ist. Die 80 Meter ziehen wir unser Kanu über die Borsten und steigen direkt vor der schönen neuen Fußgängerbrücke wieder in unser Holzkanu.

Eisvogel im Anflug

Eisvogel im Anflug

Vor uns liegt das spiegelglatte Wasser der Rohrdommelbuch, und bevor wir uns noch weiter umsehen können, zischt ein Eisvogel am Ufer des Campingplatztes entlang. Während wir weiter paddeln, fliegt er einige Male hin - und zurück, bis er sich unsichtbar macht. Alex gelingt ein schnelles Foto. Ein Kajakfahrer paddelt uns entgegen und beäugt den Seegrund, der hier wirklich nahe dran ist. Mehr als 30 cm sind es über weite Strecken nicht.

Inselwelt nahe Spitzenort

Inselwelt nahe Spitzenort: im Großen Plöner See

Gegenüber liegt die Prinzeninsel, eine langgestreckte Halbinsel. Eigentlich könnten wir sie an einer engen Durchstich queren, um zum größeren Teil des Großen Plöner Sees zu gelangen. Der niedrige Wasserstand verbietet jedoch derartige Überlegungen sofort, da es unterhalb der Brücke dort sehr flach und steinig ist.

Flachstellen zwischen den Inseln

Flachstellen zwischen den Inseln: im Großen Plöner See

Wir paddeln hinüber zur Ascheberger Bucht, ein paar hundert Blässhühner werden von einem Seeadler aufgescheucht. Der Adler fliegt weiter in Richtung Ascheberg, wir genießen den Blick auf die schöne Inselwelt und erhaschen dann und wann einen Blick durch die Inseln hindurch. Das hat alles seinen besonderen Reiz.

Ein Segelboot wird durch die Engstelle zwischen der Prinzeninsel und dem Langen Warder gepaddelt, man fürchtet sicher die vielen Steine, die man beim Kreuzen nicht würde erkennen können. Überhaupt wimmelt es hier nur so von Untiefen, und sie sind längst nicht alle durch Seezeichen gekennzeichnet. Am Ende zählen die reinen Revierkenntnisse. Auch wir selbst haben unseren Blick stets ins flache Wasser gelenkt, um Kratzer zu vermeiden.

Der Seeadler kommt aus Richtung Ascheberg zurück und wir hören zu unserer Freude einen zweiten von der Insel Alswarder rufen. Jetzt rufen beide. Sie sitzen auf einer alten, sehr hohen Schwarzpappel auf der Insel.  Die Wasservögel zeigen sich von der Anwesenheit der Adler nicht gestört, bleiben ruhig auf dem Wasser. 

Anleger auf dem Langen Warder

Anleger auf dem Langen Warder

Wir umrunden noch die Insel langes Warder, um dann auf deren Ostseite anzulegen und eine Pause zu machen. Der eine (größere) Seeadler fliegt indessen ein Stückchen in Richtung Godau weiter. Wir inspizieren das kleine Häuschen und den Biwakplatz, Alex schaut sich noch auf der Insel um und fotografiert. 

Pause auf dem Langen Warder

Pause auf dem Langen Warder

Ein Zaunkönig unterhält uns mit seinem lustigen Scheckern. Die Sonne hat jetzt die Wolken besiegt, lugt durch das Geäst der hohen Bäume auf der Insel, die bereits das Laub fallen lassen.

Ascheberger Bucht

Ascheberger Bucht: im Großen Plöner See

Auf unserer Rückfahrt paddeln wir langsam an der Prinzeninsel vorbei, genießen dabei die schönen Herbstfarben der Buchen, Eichen und Pappeln. Einige Rufe von Kindern dringen zu uns herüber, Spaziergänger wissen natürlich auch die Schönheit der Halbinsel zu schätzen. Eine große Schaar Blässhühner (etliche hundert sind es sicher) macht sich auf den Weg aus der Bucht in Richtung Ascheberg. 

hunderte Bläßhühner

hunderte Bläßhühner: auch auf dem Großen Plöner See bietet die Natur immer wieder Überraschungen

Dabei bilden sie eine sehr lange Kette. Einige Schellenten haben sich ihnen zugesellt. Wir setzen unseren Weg zurück in die Rohrdommelbucht fort. Links von uns steht das gesamte Ufer voll mit Wohnwagen und Wohnmobilen, weiter den Koppelsberg aufwärts wird die Kirche von der jetzt tiefer stehenden Sonne angeleuchtet. 

Kleiner Plöner See

Kleiner Plöner See: fast schon Abend, erscheint die Natur in sehr weichem Licht

Viel zu schnell sind wir in der Rohrdommelbucht und bald darauf durch diese hindurch gepaddelt. Am Fisch-Kanu-Pass treideln wir unser Kanu hinunter zum Mühlensee. Dort beobachten wir einen Zwergtaucher, wie er nach kurzem Auftauchen schnell wieder in den See hinab gleitet. Das Spiel wiederholt er unzählige Male, wir wollen weiter paddeln. 

Treideln am Fisch-Kanu-Pass Spitzenort

Treideln am Fisch-Kanu-Pass Spitzenort: hier befand sich früher das Aalwehr mit der Lore

Die Sonnenstand sinkt jetzt sehr schnell, und bis wir wieder nahe unserer Einsetzstelle am Kleinen Plöner See angekommen sind, ist der Himmel bereits rot. Wir beobachten zwei weitere Zwergtaucher sowie einen Haubentaucher bei ihren abenddlichen Tauchgängen. Dann erscheint noch ein Seeadler für ganz kurze Zeit über uns, bevor er über der Stadt Plön verschwindet.  Wir landen an und machen uns abfahrbereit. Unser Paddeltag hat uns große Freude bereitet, und nach einer guten Viertelstunde sind wir wieder zu Hause angekommen. Obwohl wir recht geschafft sind, kochen wir uns noch schnell unser Mittagessen. Es gibt Reis mit Fenchel, mit Käse überbacken.

Geschrieben in Kanutagebuch (2013)