Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Plöner Seen am 5.Mai

Geschrieben am 06.05.2013 in Kanutagebuch (2013) —   Holsteinische-Seenplatte, Ölmühle-Plön, Schwentine (Geändert am 05.07.2017)

Für diesen Sonntag ist sonniges, warmes und windarmes Wetter vorher gesagt. Das nehmen wir zum Anlass, endlich auf dem Großen Plöner See zu paddeln. Gegen Mittag sind wir in Plön und entscheiden uns für die Einsetzstelle Ölmühle. Wir stellen fest, dass es doch noch recht windig ist (gegen Nachmittag sollte es eigentlich ruhiger werden) und entscheiden uns, statt auf den Großen Plöner See in Richtung Malente zu paddeln. Die Seen dort liegen gegen Westwind geschützter und sie sind kleiner.

Kurz nach dem Einsetzen bei der Fischräucherei kommen wir an die Staustufe. Eine Rollenbahn ermöglicht es uns, unser Kanu bequem hoch rollen. Wir genießen dabei das frische Grün, die Natur macht jetzt richtig Dampf und holt in wenigen Tagen das ganze Frühjahr nach. Die allgegenwärtigen Vogelgesänge erzeugen eine eindrucksvolle Beschallung, der Verkehrslärm dringt dadurch nicht mehr so stark in unser Bewusstsein. 

Edebergsee

Edebergsee

Wir sind im Höftsee, auf meine Anregung hin paddeln wir ein Stück in den kleinen Edebergsee hinein. Kurz vor dem kleinen Kanal turnt eine einzelne Schwanzmeise in einem großen Ahorn umher. Sie ist weißköpfig, also eine osteuropäische Art. Ein Kanu kommt uns entgegen, wir drehen eine kleine Runde in dem schönen Edebergsee. Als wir ihn wieder verlassen, entdecken wir einen Baumläufer an einer knorrigen alten Eiche, dann sehen wir noch einen herumflitzen und noch einen mehr. Drei Baumläufer - das deutet sehr auf nicht abgeschlossene Paarbildung hin, oder?

Ufer Behler See

Ufer Behler See

Wieder zurück auf dem Höftsee halten wir uns rechts nahe dem Ufer und halten nach den Vögeln Ausschau, die hier überall hoch in den Erlen singen. Im Schilf sind etliche Blässhuhnmännchen dabei, die Nester ihrer Weibchen zu bewachen. Auch einige Haubentaucher sind unterwegs. 

Vom Schilf halten wir mindestens 50 Meter Abstand, aber so nur Erlen und Weiden am Ufer stehen und dieses mit ihren verzweigten Wurzeln festhalten, paddeln wir so nahe es die überhängenden Äste zulassen am Ufer. Allerdings paddeln wir nicht wirklich, denn der Wind drückt uns einfach vorwärts, so dass wir nur zu steuern brauchen. 

Behler See

Behler See

Wo der Höftsee in den Behler See übergeht, befindet sich ein schöner Pausenplatz. Da dieser aber leider besetzt ist, paddeln wir mit leicht knurrendem Magen weiter, immer nahe dem Ufer. Ein Wanderweg befindet sich landseitig im Buchenwald und wird recht gut genutzt, auch von Fahrradfahrern. Wir hören viele Singvögel, und dann bemerken wir einen seltsamen Gesang, den wir nicht identifizieren können. Wir bremsen, versuchen den dazu gehörigen Vogel ausfindig zu machen. Es gelingt uns nicht, und da wir ohnehin einen Pausenplatz suchen, landen wir hier kurzerhand an. 

Weibchen des Trauerschnäppers

Weibchen des Trauerschnäppers

Während wir unseren Spargelsalat mit Hühnchenfleisch essen, lauschen wir dem schönen Gesang. Wir entdecken den kleinen Vogel, Alexander macht Fotos. Da er meist hoch oben in den Erlen sitzt und seinen Standort oft wechselt, ist es nicht einfach. Auch in Bodennähe hält er sich ab und zu auf. Am Ende unserer Pause hat Alex einen Sackvoll Fotos und sogar eine Tonaufnahme, und wir kommen überein: es ist eine Fliegenschnäpperart. 

Buchfinkenpärchen in Paarung

Buchfinkenpärchen in Paarung

Froh und munter paddeln wir weiter, es ist heute so warm, dass wir uns richtig entspannen können, auch ohne uns warm zu paddeln. So kommen wir am Jugendfreizeitlager "Adlerhorst" vorbei, und kurze Zeit später sehen wir hoch oben tatsächlich einen Seeadler. Wir erreichen Timmdorf. Dort erlauben wir uns einen kleinen Abstecher zum Landgasthof, weil wir den Zugangskanal so gerne mögen. Einige Kanandagänse sitzen zusammen mit Enten am Ufer dieses kleinen, gewundenen Stichkanals und lassen sich durch uns überhaupt nicht stören. Alex fotografiert ein Buchfinkenpärchen bei der Paarung. Wir paddeln noch ein Stück durch die sehr schmale Zufahrt in den Dieksee hinein. Dort sind etliche Haubentaucher beim Balzen, ein Schwan brütet im Schilf. Wir genießen die Ruhe und das glatte Wasser, ein einziges Segelboot mit gestreiftem Segel nutzt den schwachen Wind und treibt langsam quer über den Dieksee.

Auf unserer Rücktour sehen wir auf einem Anleger am Langen See ein Austernfischerpärchen sitzen. Auf der folgenden Insel, dem Naturschutzgebiet "Großer Warder" beobachten wir die vielen Möwen und Gänse aus der Ferne, eine Rabenkrähe hat sich unter sie gemischt und wird attackiert. Ein Ausflugsschiff der 5-Seenfahrt sorgt für Schaukelei unseres Kanus. 

Kleinspecht an einer Erle

Kleinspecht an einer Erle

Der Wind hat sich fast komplett gelegt, und so haben wir die Strecke über den offenen Behler See schnell hinter uns gebracht. Am Ufer des Höftsees können wir noch längere Zeit einen Kleinspecht beobachten, der eine abgestorbene Erle nutzt, um mit seinem sehr schnellen Stakkato auf sich aufmerksam zu machen. Bald sind wir wieder an der Ölmühle angekommen. An der Rollenbahn müssen wir ein wenig warten, da sie gerade von einigen anderen Wasserwanderern genutzt wird. Als wir in der Schwentine angekommen sind, ist es etwa 18:00 Uhr. Wir wollen die Abendflaute nutzen, um noch eine Runde auf dem Großen Plöner See zu paddeln. 

Gr. Plöner See bei Ruhleben

Gr. Plöner See bei Ruhleben

Tatsächlich zeigt sich dieser große See recht glatt, und wir beschließen, die Vogelbrutinsel "Ruhlebener Warder" zu umrunden. Dabei haben wir Gesellschaft von allerhand verschiedenen Möwen, dazu lassen wir uns von Grau - und Kanadagänsen, Stock-, Schell,- Schnatter.- und Tauchenten sowie Austernfischern und Kiebitzen unterhalten. 

Austernfischer am Behler See bei Timmdorf

Austernfischer am Behler See bei Timmdorf

Die tief stehende Sonne macht aus einem Teil des Sees eine Glitzerwelt. Als wir wieder an unserer Einsetzstelle Ölmühle ankommen, ist es bereits 19:40 Uhr. Jetzt heißt es, das Kanu auf dem Bootswagen zum Parkplatz schieben und alles verladen. Eine sehr schöne sonntägliche Unternehmung geht zu Ende, und zuhause schauen wir uns noch die Fotos an. Wir sind ansonsten durchaus müde von der vielen frischen Luft und der ungewohnten Wärme.

Geschrieben in Kanutagebuch (2013)