Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Westensee und Eider am 20. April

Geschrieben am 21.04.2013 in Kanutagebuch (2013) —   Eider (Geändert am 05.07.2017)

Die letzten Tage hatten wir sehr starken Wind, für heute sind nur 2 bis 3 Windstärken angesagt und dazu Temperaturen bis etwa 10°C. Wir wollen auf dem Westensee und der Eider paddeln, also setzen wir in Achterwehr ein. Der Himmel ist blau, bald sitzen wir im Kanu. Es sind nur sehr wenige Paddler unterwegs und einige Spaziergänger. Alles in allem ist es recht ruhig. Am Ufer sprießen die ersten Triebe vom Iris, der bekannten Schwertlilie. Sie wird im Mai die Ufer mit ihren vielen gelben Blüten schmücken. Bis jetzt sind das einzig Gelbe die kleinen sternförmigen Blüten des Scharbockskraut. Es blühen aber auch bereits die Buschwindröschen. Seggen und Schilf sind allerdings noch genau so graugelb wie im Winter. Die Erlen haben noch dunkelbraune Blüten, sie werden grün, wenn sie richtig aufgehen.

Blaumeise

Blaumeise:

 Ein paar unruhige Blässhühner (wahrscheinlich Hähne) fliegen auf, als wir näher kommen. Durch das Geäst der noch unbelaubten Weiden versuchen wir, die Singvögel zu entdecken, die uns von ziemlich weit oben mit ihren Balzgesang erfreuen. Wir können eine Sumpfmeise bestimmen, die anderen sind zu schnell und gegen den strahlenden Himmel nicht zu erkennen. Zu anderen Zeiten können wir die Vögel meist an ihrem Gesang identifizieren, aber in der Brutzeit oder der Balz singen viele ganz anders. 

Zwei Kinder haben sich ins Abenteuer gestürzt und spielen direkt am Ufer in einer Schilfwildnis gegenüber von Gut Nordsee. Ein Boot haben sie nicht dabei, sie müssen sich also zu Fuß durch den Sumpf gequält haben. Ich freue mich immer über Kinder, die so etwas tun. Ganz sicher haben sie Unternehmungsgeist! In den hohen Erlen beim Gut Nordsee hören wir einen Specht langsam in den Stamm hämmern, kurz darauf können wir ihn auch entdecken. Fotografieren lässt sich der Bursche jedoch nicht gerne, immer wieder hüpft er um den Stamm herum oder wechselt den Baum, bis wir es aufgeben. 

Die Eider vor dem Westensee

Die Eider vor dem Westensee:

Auf der freien Wiese nahe Brandsbek, die bereit ein wenig grün ist, sitzen wieder viele Grau - und Kanadagänse. Zum Glück  fühlen sie sich durch uns nicht gestört. Ein paar Jungs im Alter von etwa 10 Jahren angeln nahe  der Eisenbahnbrücke. Über uns fliegt eine Bachstelze, später sehen wir sie an einer seichten Uferstelle sich baden und putzen. Überall am Ufer liegen Schalen von Flussmuscheln. Mit deren Inhalt sind wohl so einige Bisam, Reiher und Sumpfmäuse über den Winter gekommen. Am Ausgang der Eider in den Westensee schwimmt dann tatsächlich ein Bisam, unsere Blicke folgen ihm bis auf den See hinaus, wo er sich weiter am Schilfrand entlang bewegt.

mitten auf dem Westensee

mitten auf dem Westensee

Zwei Kilometer Eider sind wir bisher langsam gepaddelt, jetzt wollen wir die drei Kilometer über den schönen Westensee genießen, bis wir an der Eidermündung bei Hohenhude ankommen werden. Zuerst ist es fast windstill, auf der (gesperrten) Bucht nahe dem Ahrensee können wir mehrere Haubentaucher, viele Stockenten und Graugänse beobachten. Die Gänse sind die unruhigsten, und da sie weit genug von uns entfernt sind, sind wir sicher, dass es nichts mit uns zu tun hat. In der Bucht vor Marutendorf sehen wir einen Seeadlerhorst, es ist aber keiner der großen Vögel zu entdecken. Der Wind frischt auf und kommt frontal. Es wird recht frisch, aber da wir schnell paddeln, können wir unsere Körpertemperatur halten. Als wir unsere Zielbucht fast erreicht haben, sehen wir den Fischer mit seinem langgstreckten flachen Motorboot leise in Richtung Wrohe oder Westensee schippern. Am Ende der Bucht halten sich etliche Haubentaucher auf, es gelingt uns, einige zu fotografieren. 

eine Kanadagans am Ufer

eine Kanadagans am Ufer:

Wir paddeln durch sehr flaches Wasser über eine große Sandbank, bevor wir endlich in der Eider sind. Dort liegt eine Weide quer, durch den guten Wasserstand können wir aber an einer Stelle über den dünnen Stamm paddeln. Hier bei Hohenhude stehen mehrere Kanadagänse am Ufer. Es scheint hier wärmer zu sein als bei Brandsbek/Felde, die Uferpflanzen sind schon ein wenig weiter entwickelt. 

Fasanenharem

Fasanenharem:

Etwas entfernt von uns hält sich ein Fasanhahn auf, sein Gefieder leuchtet in der Sonne. Ganz in seiner Nähe stehen auch zwei Fasanhennen und picken vom frischen Grün, dass jetzt überall aus den Wiesen sprießt. Aus dem Wasser in den kleinen Buchten schauen bereits die ersten Triebe des Ehrenpreis' hervor. Sogar junge Rohrkolbenblätter sprießen bereits aus den Knollen. 

die Eider bei Hohenhude

die Eider bei Hohenhude:

Gegen gewisse Strömung paddeln wir also die hier recht schmale Eider um die engen Kurven und haben bald die kleine Brücke hinter Hohenhude erreicht. Dort machen wir erst einmal ein gepflegtes Picknick im Stehen. Ein Fitis Laubsänger lässt sich in der Birke nieder, unter der wir gerade stehen. Die Wiese auf der Nordseite wird nicht bewirtschaftet, sie ist recht nass und hier wachsen normalerweise Seggen und hohe Riedgräser. Diese dürften manchem Bodenbrüter den geeigneten Platz für sein Nest bieten. Auf der Ostseite der kleinen Brücke hat sich sehr viel Schwemmgut angesammmelt. Das Wasser der Eider wird dadurch tatsächlich um einige Zentimeter aufstaut.

Picknick im stehen an der Eider bei Hohenhude

Picknick im stehen an der Eider bei Hohenhude

Ein paar nette Wanderer und Fahrradfahrer kommen vorbei, und dann läuft uns auch noch ein sehr großer Hase über den Weg. Als wir wieder zurück paddeln, treffen wir ihn erneut. 

Seeschwalbe auf dem Westensee

Seeschwalbe auf dem Westensee:

Auf der Rückfahrt über den Westensee lassen wir uns etwas von dem Rückenwind treiben, genießen die ruhige Fahrt. Eine Seeschwalbe stürzt sich mehrfach kopfüber ins Wasser, sie versucht zu fischen. Wir hören mehrfach einen Schwarzspecht  rufen: zuerst sein helles Schackern, dann sein Klagen. Danach hören wir das helle, aber sehr laute  "Klöcken" eines Seeadlers, so als ob der dem Schwarzspecht antworten würde. Etwa 10 Minuten später kommt dann plötzlich die Überraschung: ein Seeadler erscheint, und natürlich scheucht er alle Wasservögel auf, die in Ufernähe vor sich hin schwimmen. Er fliegt noch ein ganzes Stück an uns vorbei, bis er selbst von einigen Krähen aufgebracht wird. Er hat wohl keine Lust auf Krähen und fliegt wieder in die Nähe seines Horstes, wo wir ihn noch eine Weile auf dem Ast einer alten Douglasie sitzen sehen können.

So geht unsere Kanutour weiter. Wir sehen noch einige interessante Vögel um uns herum und paddeln langsam in Richtung Achterwehr. Auf einer Wiese können wir zwei weitere Hasen beobachten. Am Anleger werden wir noch von einem Journalisten begrüßt, der unser Kanuportal www.flusssinfo.net kennt und uns dafür lobt. Als wir dann alles auf dem und im Auto verstaut haben, ist es bereits früher Abend. Beglückt von unseren Erlebnissen fahren wir nach Kiel zurück. 

Geschrieben in Kanutagebuch (2013)