Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Anpaddeln 2. Februar 2014

Geschrieben am 10.02.2014 in Kanutagebuch (2014) —   Schwentine (Geändert am 05.07.2017)

Für heute sind 5° C voraus gesagt, dazu Sonne und wenig Wind. Hatten wir bisher östliche Winde, sind diese nunmehr auf südliche Richtungen umgeschwenkt. Wochenlang gab es nur Kälte, das waren keine geeigneten Voraussetzungen, um eine Kanutour zu unternehmen. Nicht, dass man es nicht könnte, aber es ist nicht gerade entspannend, und man muss immer in Bewegung bleiben.

Das Kanu auf dem Autodach, fahre ich erst einmal zur nächstgelegenen Einsetzstelle am kleinen Stausee  im Verlauf der Schwentine "Rosensee". Dort ist allerdings noch eine Eisschicht, die nur eine sehr begrenzte Möglichkeit zum Paddeln bietet. Ich beschließe, zur Mündung der Schwentine in Kiel-Neumühlen zu fahren und dort unter der B502-Brücke einzusetzen.

Am benachbarten Bootssteg des dort ansässigen Kanuvereins wird Eis gebrochen: ein älteres Pärchen mit einem Alu-Canadier übt sich darin, den Steg benutzbar zu machen. Die beiden meinen, man könne hier kaum die Schwentine aufwärts paddeln, da diese in der nächsten Kurve noch zugefroren ist. Ich will ohnehin erst einmal zum Wehr, paddle langsam zum Borsten-Fischpass hin. 

Eisschlagen

Eisschlagen

Ganz gelingt mir dieses Vorhaben nicht, die letzten 15 Meter sind noch mit einer etwa 5 cm dicken Eisschicht bedeckt. Zwei Männer in Kajaks kommen von der Kieler Förde aufwärts und plagen sich gerade damit ab, mit ihren Booten wieder einsetzen zu können. Das gelingt erst, als sie sich übers Eis auf den Weg machen, um dann an einer niedrigen Uferstelle das Eis weg zuschlagen. Ich bin ja auch gerade dort und helfe tatkräftig mit. So haben wir alle drei unseren Spaß zusammen.

Kanadagänse

Kanadagänse

Auf einer gegenüber liegenden kleinen Bucht sitzen etwa 12 Kanadagänse auf der Eiskante. Sicher finden sie es seltsam, was wir Menschen gerade tun. Ich paddle nun langsam die Schwentine aufwärts, wobei Stockenten, Blässhühner, Teichhühner und weitere Kanadagänse zugegen sind. Da es hier immer recht belebt ist, sind sie nicht scheu. In einer kleinen Bucht sehe ich ein sehr kleines Wasservögelchen umherwuseln, das oft wegtaucht. Es ist ein Zwergtaucher, mein erster in diesem Jahr.

Eisreste auf der Schwentine

Eisreste auf der Schwentine

In der nächsten Kurve ist tatsächlich viel Eis. Es gelingt mir aber, es aufzubrechen, und die Strecke ist nicht weit, dann habe ich wieder freies Wasser. Nur in den Buchten, am Ufer und in den Nebenarmen befindet sich noch etwas von der weißen Pracht. Ich werde von den beiden Kajakfahrern überholt, wir plaudern noch kurz, dann ziehen sie ihrer Wege. 

Eisenbahnbrücke über die Schwentine bei Oppendorf

Eisenbahnbrücke über die Schwentine bei Oppendorf

Über die schöne alte Eisenbahnbrücke donnert langsam ein Güterzug, sicher hat er Steinkohle für das Kraftwerk an Bord der großen, braunen Schüttgutwaggons. Der Lärm schreckt die Stockenten und die anderen Wasservögel ein wenig auf, aber bald beruhigen sie sich wieder.

vereister Nebenarm der Schwentine

vereister Nebenarm der Schwentine

Ein Graureiher überfliegt mich, dann sehe ich auch noch einen Sperber. An jener Stelle habe ich schon oft einen gesehen. Dieser hier wird von einem Raben attackiert. Eine Schar Graugänse fliegt ebenfalls über mir, es mögen etwa 25 - 30 Exemplare sein. 

vereistes Ufer der Schwentine

vereistes Ufer der Schwentine

Kurz vor der schönen weißen Fußgängerbrücke, die von Schwentinental nach Oppendorf führt, entdecke ich voller Freude den nächsten Zwergtaucher. Er ist mehr unter als über Wasser, wie es so seine Art ist. Beglückt paddle ich noch ein Stück weit die Schwentine aufwärts, bis ich ans Ufer gleite, um ein wenig im Kanu in der Sonne zu sitzen. Mein Blick fällt immer wieder ins klare Wasser auf den Grund der Schwentine: so etwas sieht man nämlich im Sommer hier nicht mehr.  

vereiste Bucht an der Schwentine

vereiste Bucht an der Schwentine

Es kommt Wind auf, und die Wolken werden mehr. Allmählich wird es Zeit für mich, wieder nach Hause zu fahren. Schließlich habe ich noch zu arbeiten. Langsam paddle ich wieder der Schwentinemündung zu. Unterwegs sehe ich wieder meine beiden Zwergtaucher, dazu noch einen dritten: er quert den Fluss so langsam, als ich näher komme, dass er zwischendurch von links nach rechts nur noch eine Bootslänge von mir entfernt ist. 

Auch meine Rücktour genieße ich sehr, und ich beschließe, das Kanu noch auf dem Autodach zu lassen, um in den kommenden Tagen eine weitere Tour unternehmen zu können, ohne erneut zum Bootshaus fahren zu müssen. Zufrieden kehre ich nach Hause zurück und freue mich auf meinen nächsten kleinen Trip.

Geschrieben in Kanutagebuch (2014)