Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Eider bei Schulensee am 19. Juni

Geschrieben am 21.06.2014 in Kanutagebuch (2014) —   Eider (Geändert am 05.07.2017)

Heute mache ich früh Feierabend und sitze bereits gegen 15:20 Uhr in meinem Holzkanu. Bei recht sonnigem Wetter und um die 20 Grad weht ein recht kräftiger Wind. 

Ich möchte zunächst schauen, wo die Eider aus dem Schulensee fließt: da war immer eine Barriere in Form einer Fischsperre, die allerdings die letzten 35 Jahre ungenutzt war. Ich ahnte bereits seit längerem, dass dieses alte Ding eines Tages verschwinden würde. Als ich unter dem niedrigen Blätterdach in die Eider einfahre, kann ich tatsächlich den Bogen der Brücke sehen, man kann also ganz einfach unter dieser Brücke der Hamburger Chaussee in Schulensee hindurch paddeln. 

Eider beim Schulensee

Eider beim Schulensee

Ich möchte allerdings in die entgegen gesetzte Richtung paddeln, und bevor mich die Strömung unter der Brücke mitzieht, bewege ich mich wieder auf den See. Dort herrscht kräftiger Gegenwind, und der bleibt mir von nun an die kommenden Stunden erhalten. Mit den üblichen Paddeltricks schaffe ich es, vom See in die Eider zu kommen. 

Eisvogelniströhren

Eisvogelniströhren

Die folgenden 500 Meter ist es allerdings recht windstill, und auch vom Straßenlärm hört man noch nichts. Rechts uns links wachsen in diesem verlandeten Seeteil hohe Weidenbüsche. An einer seichten Uferstelle treffe ich auf ein Pärchen Kanadagans, das ein Junges dabei hat. Kaum hundert Meter weiter fliegt vom linken Ufer ein Eisvogel davon. 

Sumpf-Vergißmeinnicht und andere

Sumpf-Vergißmeinnicht und andere

Als ich näher an die Stelle heran paddle, wo er aufflog, sehe ich einige Niströhren im steilen Ufer. dort wachsen und blühen sogar Weidenröschen. Ich treffe den Eisvogel noch einige Male, wie er sich auf einen Ast über dem Wasser setzt und dann auffliegt, sobald ich mich nähere.

An den Ufern blüht fast überall das hellblaue Sumpf-Vergissmeinnicht, es wächst auch eine Minzenart, die recht hohe Stengel bildet. An manchen Stellen beginnt bereits der Mädesüß zu blühen. Auch eine Merk-Art findet sich am Ufer. Ich entdecke dort wie an vielen anderen Stellen den  Bittersüßen Nachtschatten.

Bahn und Kahn

Bahn und Kahn

Ich passiere die Straße (L318), der Verkehr dort ist recht laut. Hinter der Brücke treffe ich die Bahnlinie Hamburg - Kiel. Ab jetzt sind die Ufer nicht mehr dicht mit Weiden bewachsen, aber der Fluss selbst ist recht stark verkrautet. Im Wasser wachsen Teichrosen, sie haben bereits Blüten. Im seichten Uferbereich wächst ab und zu auch Sumpf-Wasserstern, in der Mitte steht viel  Wasserschwaden, das lange, flache Halme bildet und wie Seegras aussieht. Auch diverses Laichkraut wächst hier.  

Wasserschwaden in der Eider

Wasserschwaden in der Eider

Gegen den Wind zu paddeln ist recht anstrengend, zum Glück ist die Strömung wegen der vielen Wasserpflanzen nicht so stark. Ab und zu sind Fische zu sehen, die Art kann ich aber nicht bestimmen, dafür sind sie zu schnell. Einige haben auch im Wasser nahe der Oberfläche gestanden und verschwinden sehr schnell und unerkannt. Wahrscheinlich sind das Hechte. 

Ich entdecke Pfeilkraut, es hat noch keine Blüten. Dafür sind die ersten Blutweiderichstauden am Aufblühen. Wo am Ufer mehr Schilf steht, gibt es auch die Ackerwinde, die es liebt, sich an alten Reethalmen empor zu drehen. Auch die Weidenröschen sind hier schon recht groß - haben jedoch noch keine  Blüten. 

Pause in Molfsee

Pause in Molfsee: an der Wanderwegbrücke

Es wird immer kühler, aber es kommt bald die Wanderwegbrücke von Molfsee in mein Blickfeld. Bis ich dort angelangt bin, treffe ich noch ein Reiherentenpärchen und eine Stockentenmama mit sehr kleinen Jungen. Im Schilf singen an verschiedenen Stellen Rohrammern, ich sehe auch Rohrsänger und Fitis -Laubsänger. 

Direkt hinter der grünen Stahlbrücke, die hier die Eider überspannt und den Wanderweg nach Mielkendorf und Klein Flintbek ermöglicht, kann ich mein Holzkanu in einen kleinen Graben hinein gleiten lassen, da der Wasserstand recht hoch ist. Auf diese Weise ist das Aussteigen leicht. Ich kann einige Fotos von der Brücke aus machen, ein wenig Apfelschorle trinken und ein paar Haferkekse verspeisen. Außer einem Fahrradfahrer und einer Joggerin bleibe ich während meiner Pause allein. Über einer frisch abgemähten Wiese kreist ein Mäusebussard.

Etwa 10 Minuten vertrete ich mir die Beine, dann steige ich wieder in mein Kanu und paddle nach Schulensee zurück. Unterwegs beobachte ich noch ein Rohrweihenweibchen, danach auch ein Männchen. Der Wind kommt nun meist von achtern. Die Strömung hilft mir ebenfalls, wenn auch nur schwach. Für die gesamten 4,5 km Rücktour benötige ich nur die halbe Zeit wie bergauf und gegen den Wind. Kurz vor dem Schulensee sehe ich sogar noch einmal einen Eisvogel, der auf den See hinaus fliegt. Die Überquerung des Sees ist recht anstrengend, da von der Seite sehr heftige Windböen kommen.

Als ich wieder bei meiner Einsetzstelle angelangt bin, ist es bereits kurz nach 18:00 Uhr. Bis zum Auto habe ich noch etwa 200 Meter mit dem Bootswagen zu rollen. Zu Hause bin ich dann gegen 19:00 Uhr. Ich fühle mich ausgearbeitet, aber ansonsten sehr wohl. 

Geschrieben in Kanutagebuch (2014)