Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Auf der Schwentine am 11. Juni

Geschrieben am 12.06.2016 in Kanutagebuch (2016) (Geändert am 05.07.2017)

Wir haben Wochenende, und für den heutigen Samstag ist noch einmal gutes Wetter vorausgesagt. Danach soll erst einmal unbeständiges, kühles Wetter sein. Gundula und ich beschließen, einen ganz ruhigen Tag auf der Schwentine zu verbringen. 

Gegen Mittag sitzen wir bereits in Preetz in unserem Holzkanu und paddeln so langsam wie es nur geht den Kirchsee entlang. Das Fahrrad haben wir unterwegs an unserem Zielort, der Einsetzstelle B202-Brücke, ausgesetzt. 

die Schwentine bei strahlendem Himmel

die Schwentine bei strahlendem Himmel

Heute sind die Wasservögel recht ruhig, und viele haben Junge dabei. So können wir ganz in der Nähe junge Stockenten, Schellenten, Grau- und Kanadagänse sowie Blesshühner beobachten. 

Stabwanze

Stabwanze

Der Wasserstand hat im Vergleich zum letzten Wochenende zwar um etwa 10 cm abgenommen, ist aber immer noch recht hoch. Daher gibt es am Ausgang der Schwentine aus dem Kirchsee auch keinen Schwall und nur schwache Strömung. Wir fragen uns, welche Ursachen das wohl haben könnte und denken an eine Engstelle durch einen umgestürzten Baum o. ä. An der Einmündung der Mühlenau (Kührener Au) paddeln wir bis zur Baustelle aufwärts: dort wird aktuell eine Fischtreppe gebaut. Ich hoffe, dass das alte Mühlengewölbe auch wieder in Stand gesetzt wird. 

vier Wasserfrösche

vier Wasserfrösche

Wir treffen weitere Schellenten mit Küken sowie Kanadagänse und Graugänse, deren Junge bereits halbwüchsig sind. In der Kurve beim Kloster liegen beidseitig große Weiden im Wasser, aber wir kommen durch. Ab der B 76 - Brücke ist die Schwentine stark verkrautet. Das Wasser ist jedoch recht klar, so dass wir an sandigen Stellen des öfteren Fische zu sehen bekommen, auch größere und sogar einen ausgewachsenen Karpfen. 

unser Pausenplatz an der Schwentine im Juni 2016

unser Pausenplatz an der Schwentine im Juni 2016

An den Ufern blühen Schwertlilien, der Bittersüße Nachtschatten, Sumpfkresse und Sumpfvergissmeinnicht. Teichrosen stecken die ersten gelben Köpfe aus dem Wasser, und an seichten Uferstellen (Schlammbänke) blühen bereits einige Schwanenblumen. 

am Totenredder

am Totenredder

Eine große Zahl an Libellen schwärmen um uns herum und sind auch auf vielen Wasserpflanzen: es sind zur Hauptsache Gebänderte Prachtlibellen, aber auch blaue Plattbauchlibellen sowie Azurjungfern (meist in Paarung) und grüne Großlibellen, die ich nicht bestimmen kann. 

Schwentine-Auenwald

Schwentine-Auenwald

Am Himmel kreist ein Bussard über den renaturierten Wiesen, und im Schilf sitzen oft Rohrammern. Schilfrohrsänger lassen sich zwar oft hören, aber selten blicken. Ein Rohrammerweibchen jagt derart intensiv, dass sie uns ganz nahe kommt, bevor sie sich auf den nächsten Schilfhalm setzt.  Singdrosseln lassen ihre vielfältigen Melodien weit über das Schwentinetal schallen. Zu sehen bekommen wir sie jedoch nicht. 

Kanadagänse auf dem Rosensee

Kanadagänse auf dem Rosensee

Da unser gewohnter Pausenplatz von einer lärmenden Gruppe besetzt ist, paddeln wir ein Stückchen weiter und finden eine kleine Bucht, wo wir anlanden und essen können. Dabei beobachten wir viele kleine Tiere, angefangen von einer kleinen Gruppe von Grünfröschen, aber auch Kaulquappen, Posthorn- und Spitzschlammschnecken, winzige  Wasserläufer-Babies, kleine Tauchkäfer, Wasserflöhe (oder Mini-Krebse, wer kann das sagen) und winzige Fischlarven zwischen 10 und 20 mm Länge. Zweimal sehen wir Eisvögel fliegen, und einmal hören wir sein typisches "Platsch" bei einem Fischfangversuch. An einer sandigen Stelle sehen wir ab und zu Fische vorbei schwimmen, auch größere bis zu 40 cm Länge.

Ende unserer Kanutour am Rosensee

Ende unserer Kanutour am Rosensee

Libellen sonnen sich um uns herum auf Grashalmen oder nehmen unsere Paddel oder das Kanu-Deck. Als ich einige Fotos von den Fröschen machen möchte, entdecke ich zu meiner Freude eine ausgewachsene Stabwanze im klaren Wasser! Sie liegt dort ganz still, und als dort ein Fischchen direkt unter ihrem Kopf vorbei schwimmt, zuckt sie nur kurz auf, um dann wieder regungslos in der Sonne zu liegen. Ich mache einige Fotos von diesem skurrilen Tier. 

Ich wende meine Aufmerksamkeit wieder den Kaulquappen zu, die immer eine Zeitlang regungslos verharren und dann plötzlich 10 bis 20 cm vorwärts schießen. Dann kommen andere Paddler aus beiden Richtungen. Zwei Kanus haben viele Kinder an Bord, eines wird sogar nur von Kindern gepaddelt. Es wird ein wenig eng, da es nicht die erforderliche Bootsbeherrschung gibt. Das eine Kinderkanu landet direkt bei uns an und die Kinder wechseln die Plätze, so dass jemand steuert, der das besser kann. Als die Kinder (mit meiner Hilfe) wieder ablegen, kommen sie tatsächlich besser mit dem Kanu klar.

Als wieder Ruhe eingekehrt ist, kommt ein metallisch rufender Eisvogel angeflogen und setzt sich in einen über dem Wasser hängenden Zweig am gegenüber liegenden Ufer. Er ist von uns etwa 15 Meter entfernt. Nach einer Weile fliegt er schnell wie ein Pfeil an uns vorbei in Richtung Preetz davon.

Irgendwann haben wir genug pausiert, es waren mehr als zwei Stunden. Langsam paddeln wir Fluss abwärts, ab und zu überholen uns andere Kanufahrer, darunter auch eine Gruppe stark alkoholisierter junger Männer mit lauter Musik und Vuvuzela. Zum Glück sind sie schnell weg. Wir haben noch etwa eine Stunde vor uns, die wir auch sehr genießen, wenngleich es unter dem Blätterdach nahe Gut Rastorf doch recht kühl ist. Wir freuen uns, danach wieder Sonne zu spüren. Auf dem Rosensee halten sich sehr viele Kanadagänse auf, alle verhalten sich ganz ruhig. 

Wir steuern unsere Einsetzstelle an, die allerdings von der Gruppe Betrunkener Mietbootfahrer recht stark besetzt ist. Als Ausweich nehmen wir einen Anglersteg etwa 150 Meter vorher, und dort wartet Gundula auch auf mich, bis ich mit dem Fahrrad unser Auto geholt habe. Während sie wartet, hört sie immer wieder kleine Wasservögel, ohne sie zu Gesicht zu bekommen. Als ich wieder dort bin und wir unser Holzkanu und die Ausrüstung vestauen, hören wir aus dem dichten Uferbewuchs ein Teichhuhn. Da ist uns klar, dass diese Kleinen wohl ihre Küken sein müssen.

Auf unserer kurzen Fahrt  nach hause stellen wir fest, dass wir heute fast 6 Stunden auf dem Wasser waren, und das bei knapp 8 Kilometern.Das ist sicher unser eigener Rekord in Langsamkeit.

Geschrieben in Kanutagebuch (2016)