Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Die Stör von Arpsdorf bis Kellinghusen am 28. Mai

Geschrieben am 29.05.2016 in Kanutagebuch (2016) (Geändert am 05.07.2017)

Für den heutigen Samstag gibt es eine passende Wetter-Vorhersage, und wir möchten das gute Wetter heute nutzen, um die Stör von Arpsdorf an abwärts zu paddeln. Vor allem möchten wir uns anschauen, wie sich der renaturierte Abschnitt zwischen Arpsdorf und Willenscharen entwickelt hat. 

neue Ufer an der Stör

neue Ufer an der Stör: Foto: Alexander Clausen

Es sind etwa 20 Grad bei 2-3 Windstärken angesagt worden, und als wir um etwa 10:00 Uhr in Arpsdorf starten, erfreuen wir uns an blauem Himmel, frischer Luft und leichtem Rückenwind. Der Wasserstand ist ok, die Strömung flott. Unser Fahrrad haben wir nach Willenscharen gebracht. 

Beinwell-Stauden an der Stör

Beinwell-Stauden an der Stör

Kaum sind wir losgepaddelt und haben die ersten neuen Mäander geschafft, fliegt zu unserer großen Überraschung rechts neben unserem Kanu ein Waldwasserläufer von einer flachen Uferstelle auf. Einerseits freuen wir uns sehr, andererseits hätten wir ihn gerne früher entdeckt, was jedoch durch den nunmehr hier recht üppigen Pflanzenbewuchs nicht möglich war. 

kleine Brandgänse an der Stör

kleine Brandgänse an der Stör: Foto: Alexander Clausen

An den vor 6 Jahren neu geschaffenen Ufern blühen bereits Beinwell und Schwertlilien, und einige Sumpfdotter blühen immer noch. Im fließenden Wasser der Stör wächst Laichkraut, und in kleinen Buchten hat sich die gelb blühende Sumpfkresse ausgebreitet. Etliches Birken- und Erlengebüsch hat sich entwickelt und bietet Ansitz für verschiedene Singvögel: wir lauschen dem Gesang und den Rufen von Dorngrasmücken, Zaunkönigen, Schilfrohrsängern, Schwarz- und Braunkehlchen. Mehl- und Rauchschwalben jagen schnell wie der Wind über dem Wasser nach Insekten. Wir beobachten 4 Pärchen von Reiherenten, ob sie Junge haben, ist für uns nicht zu sehen.

Braunkehlchen an der Stör

Braunkehlchen an der Stör: Foto: Alexander Clausen

In etwas höheren Regionen können wir, während wir mal nicht gerade durch die engen Kurven der Stör steuern müssen, einen Turmfalken sowie Bussarde beobachten. Auch ein Turmfalke rüttelt über dem nahen Waldrand, und kurze Zeit später sehen wir ihn mit einer Maus in seinem Fängen. 

Bisam mit viel Grün an der Stör

Bisam mit viel Grün an der Stör: Foto: Alexander Clausen

Zwischen den Mäandern gibt es manche Gefällestrecke, und dank dem ausreichenden Wasserstand kommen wir recht gut über Steine und Pfähle. An den neu gestalteten Flachwasserzonen, die wie große Buchten aussehen, bleiben wir manchmal im Sand stecken, bekommen unser Holzkanu aber immer durch rückwärts Staken wieder frei. 

Kanadagänse an der Stör bei Willenscharen

Kanadagänse an der Stör bei Willenscharen

Bei der Renaturierung hat man an vielen Stellen die Stör mit dem Einbau von Baumstämmen verengt. Das Ziel war, das Wasser zu einer größeren Dynamik zu verhelfen, indem es gegenüber liegende Ufer abbrechen möge und indem sich hinter dem Holz Ruhezonen für laichende Fische und Kleinlebewesen bilden mögen. Die Steilufer haben an manchen Stellen zu Nistmöglichkeiten für Eisvögel geführt, und tatsächlich können wir einen beobachten, wie er aus einer Steilwand heraus kommt und flussabwärts fliegt. Auf den Baumstämmen sitzen häufig Bachstelzen, steigen von dort aus auch kurz mal in die Luft, um sich ein Insekt zu schnappen und setzen sich dann wieder dorthin. 

An manchen Uferstellen entdecken wir bereits blühenden Dost. Auf kahlen Ästen sitzt so manches Braun- oder Schwarzkehlchen, von denen es an der Stör ein ganz gutes Vorkommen gibt. Eine Bewegung am linken Steilufer entpuppt sich als Bisam. Er trägt das ganze Maul voller Gräser und Schwimmpflanzenblätter, und er schwimmt gegen die Strömung auf uns zu. An einer Stelle, wo er möglicherweise seinen Bau hat, taucht er gelassen mitsamt seinem Grünzeug ab. Eine Stockentenmama fliegt davon, und ihre 5 Kleinen ducken sich eng ans Ufer und verhalten sich ganz still.

Kurz vor Willenscharen gleiten wir noch durch einen kräftigen Schwall, und dann erreichen wir bald die ersten Häuser. Auf dem ersten Grundstück stehen nahe dem Störufer mehrere Kanadagänse, und sie haben eine ganze Reihe von Kleinen dabei. Sie finden uns wohl interessant und schauen uns neugierig an und auch noch hinterher. In den Büschen am Ufer sitzen auf vielen Ästen Spatzen, und einige von ihnen jagen Insekten mit einer ähnlichen Methode wie Grauschnäpper.

Vom Anlieger fliegen zwei Gebirgsstelzen auf. Wir legen an und steigen aus unserem Kanu. Für den ersten Abschnitt unserer heugigen Kanutour haben wir knapp zwei Stunden benötigt, wobei wir so langsam gepaddelt sind wie es nur möglich war. Bald fahre ich mit meinem Fahrrad nach Arpsdorf, um unser Auto nachzuholen. Ich bringe es dann nach Rosdorf, unserem nächsten Streckenabschnitt.

Als wir weiter paddeln, treffen wir sogar schon den einen oder anderen Paddler. Auch die ersten Angler gehen ihrem "Sport" nach. Die Stör strömt immer noch recht kräftig, nur Kurven gibt es kaum noch. Wir beobachten einen Mäusebussard, und kurz danach segelt er nicht mehr allein am Himmel, sondern er hat von einem Rotmilan Gesellschaft bekommen. Große Freude kommt bei uns auf, als wir junge Brandgänse entdecken, die noch sehr klein sind und am zunächst Ufer hocken, bevor sie sich langsam ins Wasser begeben. Derweil unternehmen die Eltern alles, um uns von ihren Jungen abzulenken. 

Wir sehen immer noch viele Bachstelzen, und auch Braun- und Schwarzkehlchen verwöhnen uns mit ihrem ausdauernden Gesang. Das tun auch die Schilfrohrsänger, wobei sie die Stimmen vieler Vögel nachahmen. 

In Rosdorf an der Kanueinsetzstelle nehme ich wieder mein Fahrrad und hole unser Auto nach. Gundula und Alexander paddeln derweil weiter. Ich werde sie in Kellinghusen abholen. Als ich dort eintreffe,  sind die beiden bereits angekommen, und kurze Zeit später kommt ein sehr langes Floß mit etwa 15 Leuten langsam angetrieben. Sie können es nur mit der Strömung gleiten lassen, und diese Leute sind laut. Beim Versuch, das Floß zu verlassen, landen einige von ihnen nicht auf dem Schwimmsteg, sondern in der Stör.

Wir laden ein und verziehen uns so schnell es geht. In Bad Bramstedt erkunden wir noch eine Kanu-Einsetzstelle, bevor wir wieder auf der Autobahn nach Kiel fahren. 

Geschrieben in Kanutagebuch (2016)