Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Paddeln in Schleswig-Holstein Herbst 2011

Geschrieben am 08.11.2011 in Kanutagebuch (2011) —   Schleswig-Holstein-paddeln (Geändert am 05.07.2017)

Ankunft in Süderstapel

Ankunft in Süderstapel

Der Sommer 2011 war verregnet, die Flüsse übervoll. Daher war an Kanutouren mit Zelt-Übernachtung kaum zu denken. Nachdem das Wetter im August wieder besser geworden war, hatten wir keinen Urlaub mehr. So haben wir uns weiterhin damit getröstet, auf Flüssen in der Nähe zu paddeln.

Untere Eider bei Horst

Untere Eider bei Horst

Wir haben also weiterhin Tagestouren unternommen. Zunächst sind wir noch die gesamte untere Eider in Abschnitten bis Friedrichstadt gepaddelt. Das war von der Tierwelt her sehr interessant, und wir hatten immer ruhiges Wetter. Wir haben Bekassinen, Flussuferläufer, verschiedene Gänse, Rohrweihen und Brachvögel gesehen. Das Stück von Nordfeld ist ja Tidengewässer, da haben wir bei Hochtide eingesetzt. Da wir uns viel Zeit gelassen haben und die Strömung in den ersten beiden Stunden der Tide noch nicht so stark ist, kamen wir in Friedrichstadt erst bei mittlerer Tide an. Das bedeutete, dass wir schon Schlickufer zubewältigen hatten. Es war aber auch das gesamte Deichvorland vom vielen Regen noch total aufgeweicht, so dass es nur mit Gummistiefeln zu schaffen war. Da wir immer unser Klappfahrrad dabei hatten, war das Nachholen unseres Autos kein Problem., sondern Sport am Abend. Insgesamt war die Untere Eider viel natürlicher, als wir sie von unseren letzten Kanutouren in Erinnerung hatten. Sie wurde wohl weniger "gepflegt", zum Vorteil von Pflanzen, Tieren und Menschen.

Sorge bei Alt-Duvenstedt

Sorge bei Alt-Duvenstedt

Sorge vor Sorgwohld

Sorge vor Sorgwohld

Sehr genossen haben wir auch die gesamte Sorge von Alt-Duvenstedt über Meggerdorf bis zur Einmündung in die Eider bei Hohnerfähre.  Nachdem wir sie ein paar Jahre nicht gepaddelt waren, bot auch sie sich jetzt natürlicher als noch vor ein paar Jahren. Auch hier hat man nicht mehr so viel Gebüsch entfernt, und auch so manche Uferpflanzen wie Weidenröschen oder Blutweiderich durften stehen bleiben. Ein junger Neuntöter war auch dort unterwegs, er zog zusammen mit einem anderen Vogel umher, den wir nicht eindeutig indentifizieren konnten. Das berüchtigte Wehr bei Sorgwohld fanden wir nur noch als Ruine, es soll eine Fischtreppe mit Kanupass hier entstehen, hat man uns inzwischen erzählt.

Der Abschnitt zwischen Tetenhusen und Meggerdorf kam uns ein wenig lang vor, ab Meggerdorf wurde es wieder interessanter, da es ein Stück Steilufer gab. Prompt sahen wir ein paar Eisvögel. Hinter Sandschleuse, am zweiten Tag,  trafen wir eine ertrunkene Kuh in der Sorge. Wir paddelten bis in die Eider hinein, um von Hohnerfähre aus mit dem Fahrrad das Auto wieder zu holen. Dort fuhr die schöne Holzfähre gerade die letzten Einsätze für dieses Jahr.

Treene in Hünning

Treene in Hünning

sehr enge Treeneschleife

sehr enge Treeneschleife

Auch auf der Treene haben wir eine schöne Zeit verbracht. Da war es schon fast Mitte Oktober, aber es haben noch einige Leute in Mietkanus ihr Kenterabenteuer bestanden und an einer Pausenstelle sogar noch extra gebadet. Die nassen Klamotten wurden immer schön anbehalten. Diese Leute scheinen eine robuste Gesundheit gehabt zu haben. Man wundert sich. Nachdem der Wasserstand im Sommer viel zu hoch gewesen war, konnte man jetzt schon unter den meisten Brücken wieder hindurch paddeln. Nur an einer mussten wir unseren Holzcanadier umtragen. Dabei haben wir dann gleich Pause gemacht und uns angesehen, auf wie vielfältige Weise Menschen ihre Probleme zu lösen versuchen: mit vollem Tempo in wartende Kanus hineinbrettern, sich unter der zu niedrigen Brücke hindurch quetschen zu versuchen und steckenbleiben waren die Highlights für uns. 

Großer Plöner See bei Sonnenaufgang

Großer Plöner See bei Sonnenaufgang

Auch auf der Schwentine waren wir zwischendurch, sie ist ja unser "Hausfluss", geographisch eben recht nahe. Wir haben  einige Seen-Touren unternommen über die Plöner Seen und auch bei Preetz. Auf einer schönen Kanutour über den Lanker See (Preetz) beobachteten wir lange Zeit einige Seeadler, ein junger war auch dabei, der noch gefüttert wurde.  Vier von insgesamt fünf waren uns sehr nahe, und ebenfalls in der Nähe hielten sich die beliebten Adler-Beutevögel auf, anscheinend ohne Angst zu haben: Blässhühner. Auf dem Plöner See paddelten wir eine schöne Tour bei Sonnenaufgang, es waren unglaublich viele interessante Vögel unterwegs, unter anderem auch Fischadler und Seeadler.

Ansonsten sind wir noch die Stör gepaddelt: in kleinen Abschnitten (die Tage wurden ja schon kürzer) sind wir diesen schönen Fluss im Mittelholstein gepaddelt, ab Kellinghusen immer mit ablaufendem Wasser. Auch an der Stör gab es wieder viele interessante Vögel zu sehen: Graugänse, Kanadagänse, Blässgänse, Kreuzungen zwischen Kanadagans und Blässgans, Nonnengänse (Weißwangengänse), Pfeifenten, Krickenten waren an den Störufern unterhalb Itzehoes zu sehen. Der Abschnitt unterhalb Itzehoes hatte besonders viel Strömung bei ablaufender Tide. Anlegemöglichkeiten waren allerdings selten, da die meisten Bootsstege schon eingeholt waren. Das Auto haben wir immer mit dem Klapp-Fahrad zurück geholt, abends schon mit Beleuchtung. Nur einmal habe ich den Bus genommen, von Itzehoe bis zurück nach Kellinghusen. Die Rückholaktionen dauerten immer etwa 90 Minuten.

Seeadler über dem Großen Plöner See

Seeadler über dem Großen Plöner See

Fischadler über dem Großen Plöner See

Fischadler über dem Großen Plöner See

An den Wochenenden, wo es uns zu windig zum Paddeln war, haben wir Birdwatching an verschiedenen Stellen der Ostküste gemacht. Am Binnensee in Sehlendorf gab es Kraniche, Seeadler, Bekassinen, Kiebitzregenpfeifer, Große Brachvögel, Krickenten, Alpenstrandläufer, verschiedenste Gänse, Zwergtaucher und sogar  (etwa 200!)  Goldregenpfeifer zu beobachten. Dort wurde der beste Standort eingerichtet, den man sich denken kann: man ist buchstäblich mittendrin, so dass es vorkommt, dass man von Bekassinen geradezu umschwärmt wird. Wiederholt waren wir auch an der "Pohnsdorfer Stauung" (Wellsau, ein Zufluss der Schwentine fließt hier hindurch und vernässt ein größeres Gebiet) bei Preetz, dort sahen wir das erste Mal in unserem Leben eine Wasserralle, die in einem Sumpf das alte Laub umpflügte, um dazwischen Nahrung finden zu können. Wir konnten dieses kaum taubengroße Sumpfhuhn lange beobachten, es ließ sich nicht stören, obwohl es ganz nahe war. Alexander hat viele Aufnahmen gemacht, sogar ein kleines Video. Ebenfalls waren dort viele Silberreiher, inzwischen sieht man die auch in Schleswig-Holstein in größeren Zahlen. Wir zählten 14 Stück. Ein paar Bergfinken haben wir auch getroffen.

Die normale Paddelsaison ist nun beendet, das Kanu im Bootshaus verstaut. Wenn es aber möglich ist, werde ich durchaus noch die eine oder andere kleine Wintertour mit dem Kajak unternehmen. Das ist aber noch Zukunftsmusik.

Geschrieben in Kanutagebuch (2011)