Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Untereider am 10. Juli 2011

Geschrieben am 12.07.2011 in Kanutagebuch (2011) —   Eider, Untere-Eider (Geändert am 13.09.2017)

Morgens machen wir uns nach ausgiebigem Frühstück wie am Vortag geplant einen schönen Nudelsalat (mit frischen Bio-Bohnen, schwarzen Oliven, nur Öl und keine Mayonaise..) und braten uns dazu Frikadellen aus Bio-Rinderhack. Noch was zu trinken, ein wenig Notnahrung und der Rest der Ausrüstung ist ohnehin noch im Auto (das Kanu obendrauf). Bald sind wir in Breiholz, setzen ein und paddeln die Eider abwärts. Unser Ziel ist Lexfähre, der Wind kommt meist von vorne oder der Seite. Es sind 2-3 Bft angesagt, meist bleibt es bei 1-2. Es gibt nur wenig Wolken, die Sonne repräsentiert den Sommer wie im Bilderbuch.

Die Eider ist ab Breiholz viel breiter als vorher, und sie fließt fast nur durch niedrige Wiesen. Ab und zu stehen Gehölze oder auch einzelne Weiden am Ufer, es gibt auch Reste von Deichen oder höheres Ufer durch Bodenaufschüttungen. Sogar mal eine Abbruchkante sehen wir, könnten da nicht Eisvögel brüten, fragen wir uns? Die Bauern sind hier wie an vielen Flüssen Land-geizig, der Elektro-Weidezaun verläuft fast unmittelbar am Ufer; dadurch wird die Eider breiter, und es entstehen Flachwasserzonen, was wir natürlich begrüßen. Die bewirtschaftbare Landfläche wird dadurch aber kleiner. Das geschieht dadurch, dass die Kühe zu nahe an das Ufer heran treten und es dadurch abbricht. Der Geiz wird bestraft. Wir plädieren dafür, an jedem Ufer aller größeren Gewässer mindestens je 10 m Randstreifen für die Natur unbewirtschaftet zu lassen.

Ufer der Eider

Ufer der Eider

Wir beobachten wie fast immer die Pflanzen - und Tierwelt um uns herum. Es gibt Kiebitze, Austernfischer, Graureiher, Wiesenweihen, Rohrweihen, Haubentaucher, Zwergtaucher, Blässhühner mit Kleinen, einige Turmfalken, Weißstörche und sogar Flussuferläufer zu sehen. Am Ufer wächst außer dem gewohnten Schilf (Rohr, Reet) auch  der schmal - und der breitblättrige Rohrkolben, es gibt Engelwurz, Calmus (sogar mit Blüten!) sowie See - und Teichrosen. An manchen Stellen paddeln wir über flutenden Hahnenfuss.

kleines Seerosenfeld auf der Eider

kleines Seerosenfeld auf der Eider

Wir paddeln an verschiedenen kleinen Häfen und Anlegern vorbei, manche Gemeinden haben auch Badestellen für ihre Kinder angelegt. Je weiter wir der Abzweigung des Gieselaukanals kommen, der als schiffbare Verbindung zum Nord-Ostsee-Kanal führt, umso mehr Motorboote und Segelyachten teilen sich mit uns die Eider. Manche segeln sogar, kreuzen gegen etwas Westwind die Eider abwärts. Das finde ich engagiert, motoren kann schließlich jeder. 

Bisam auf der Eider

Bisam auf der Eider

An der Gewässerabzweigung legen wir eine ausgiebige Pause ein, essen unseren Salat und die Frikadellen und lassen uns die Sonne auf den Pelz scheinen. Es herrscht eine nette Sonntagsstimmung, ein paar Angler haben sich an den Ufern verteilt, ab und zu fährt ein Auto oder Motorrad den Weg zur Gieselauschleuse. Ich erkunde ein wenig die Umgebung, will wissen, ob man zu Fuß zur Alten Gieselau wandern kann: man kann nicht, ohne über Kuh-Wiesen laufen zu müssen. Die Niederung, in der die Alte Gieselau verläuft, sieht recht natürlich aus, die Wiesen blühen teilweise, scheinen also nicht überdüngt oder gespritzt zu sein. Nach einer 45 minütigen Pause lagern wir ab und sitzen wieder in unserem Holzkanu.

Speedboot auf der Eider

Speedboot auf der Eider

Bald brummt es kräftig, wir nähern uns der ersten Wasserskistrecke der Eider: ein stark motorisiertes Boot zieht einen Wakeboarder mittig im Fluss. Dann nähert es sich uns, die wir in Ufernähe paddeln, fährt direkt auf uns zu, um dann extrem kurz vor uns beizudrehen. War das ein Versuch, uns zu versenken? Wir denken uns unseren Teil und paddeln vergnügt weiter. Mein Vorurteil, das ich gegen manche Motorbootsfahrer habe, hat sich leider mal wieder bestätigt. Eine gesetzlich vorgeschriebene 2. Person, die den Wakeboarder beobachten soll, fehlt  auch auf diesem Motorboot sowie das Mindestmaß an Hirn, das man benötigt, um verantwortungsvoll am Verkehr auf einer Wasserstraße teilnehmen zu können.

Untereider   vor Lexfähre

Untereider vor Lexfähre

Wir paddeln in den Hafen vor der Schleuse ein, drehen eine Runde und machen ein paar Fotos von federpflegenden Jungenten, bevor wir wieder zum Auto zurück paddeln. Anfangs ist der Himmel noch teilweise von gequollenen Wolken bedeckt, so dass wir ein Gewitter befürchten. Das kommt aber nicht, stattdessen setzt sich sanftes Licht von der Abendsonne durch und zaubert eine ganz besondere Stimmung. Obwohl es erst gegen 18:00 Uhr ist, verbreiten sowohl die Menschen als auch die Tiere diese bekannte Abendszenerie, in der sich irgendwie jeder zu seinem Heim zurück zu ziehen scheint.

Die Sonne scheint immer flacher, und unsere Hoffnung, auf der Rücktour mit etwas Wind im Schirm zu segeln, sehen wir getrogen. Das macht uns aber nichts aus, und die 11 km der Rücktour haben wir dann trotzdem vergnügt in gut 1,5 Stunden geschafft. Ein Bisam ließ sich noch lange von uns beobachten, später sahen wir noch einen zweiten. Als wir beim Auto sind, bin ich ganz froh, nicht noch eine Fahrradtour machen zu müssen, um das Auto wieder holen zu können. Wir fahren etwa 60 km ohne Umwege oder Verkehrsbehinderungen nach Kiel zurück.

Geschrieben in Kanutagebuch (2011)