Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Windjammerparade Kieler Woche 2011

Geschrieben am 27.06.2011 in Kanutagebuch (2011) —   Kieler-Förde (Geändert am 05.07.2017)

Gegen 10:00 Uhr fahre ich zu unserem Bootshaus und will mir ein Kanu holen, um an der Windjammerparade teilzunehmen. Da es schon recht stark briest, entscheide ich mich für das Kajak. Damit fahre ich zur Schwentine-B502 Brücke und setze dort unter der Brücke ein. Nach ein paar Metern muss ich das alte (aber neu gebaute)  Mühlenwehr im letzten Stück Schwentine überwinden, ich rutsche den Borsten-Fischpass hinunter. Während ich den letzten Schwentine-Kilometer paddle, wird der Wind immer stärker. Wie angekündigt bläst er von Westen, also erst gegenan. Dann, ab der Mündung am Ostuferhafen, weht er direkt von der Seite. Es haben sich ab hier viele Segelboote und Schiffe in die Windjammerparade eingereiht. Ich mogle mich dicht an einer Litauenfähre und der Ostufermole vorbei um die Ecke und kann dann die gesamte Reihe von Seglern sehen: es sind sowohl Traditionssegler als auch Großsegler, dazwischen auch andere Museumsschiffe wie der Tonnenleger "Bussard" und der Raddampfer Freya. Weit vorne erkenne ich die grünen Segel der Alexander v. Humboldt.

Am Kraftwerk von Mönkeberg vorbei sehe ich am dortigen Strand eine fast geschlossene Fläche von Zuschauern. Ich paddle immer so etwa 50-70 m von den Seglern entfernt die Förde hinaus. Einige haben schon Segel gesetzt, andere warten noch auf das Signal. Als ich etwa auf Höhe des Hafens Mönkeberg bin, lässt der Wind etwas nach, so dass ich mich traue, meine Kamera aus der Wasserdichtkiste zu holen. Ein paar Fotos gemacht, dann schnell weg mit der Kamera. Ich paddle weiter, schließe weiter zur Spitze der Großsegler auf. Der Wind wird stärker, die Wellen höher und wegen der hin - und herfahrenden kleineren Motorboote (nerv!) auch kabbeliger. Ich fühle mich aber immer sicher, mein Kanu liegt extrem gut im Wasser, unter allen Bedingungen. Nur die Richtung zu halten ist etwas anstrengend. Die Böen und "schlagende" Wellen drücken mein Kajak immer mal wieder blitzschnell zur Seite, und ich fragte mich, ob es jetzt wohl mit Steuer besser gewesen wäre. Ich denke aber, dann könnten die Wellen auch am Steuerblatt noch eine Angriffsfläche finden. 

2011 Windjammerparade

2011 Windjammerparade: Wasser, Wind und Wellen

Ich paddle auf diese Weise bis kurz vor Möltenort, es kommt das Signal zum Segelsetzen (aus einer Startpistole).  Die Dampfschiffe lassen ihre Dampfpfeifen heulen, die Segel gehen hoch. Ich sehe einen Großsegler, der keine Anstalten macht, Segel zu setzen. Ein Drachenboot und ein Seekajakfahrer kommen mir entgegen. Ein kleines Stück paddle ich noch neben der Windjammerparade her, dann denke ich an meinen Rückweg, der immerhin 7 km beträgt.

Windjammerparade Großsegler

Windjammerparade Großsegler

Ich drehe also um, und der Wind nimmt nochmal zu. Mich überholen ein weiteres Drachenboot und noch zweimal ein einzelner Paddler, ansonsten fahren nur einzelne Motorboote in meine Richtung. Es gibt jetzt ziemlich heftigen Wind schräg von vorne, es spritzt und bläst. Ein Brecher geht mir bis zur Brust, das kann meine Spritzdecke nicht halten und ich habe etliche Liter Wasser im Kanu. Das erfrischt mich noch mehr als ich ohnehin schon bin. Ich paddle weiter, merke meine rechte Schulter. Die Böen nehmen zu, es wird immer anstrengender. Sie reißen Wasserflocken aus den Wellen, zum Glück flauen sie aber auch immer mal wieder ein wenig ab. Dann bin ich endlich auf der Höhe der Schwentinemündung, und von rechts kommt nun starker Wind und gerade, als ich in die Schwentine einbiege, ein paar große Schiffswellen. Auf denen surfe ich ein gutes Stück, danach drückt mich der Wind zusammen mit den nun wieder sehr kabbeligen Wellen von hinten, so dass ich auf einem Eier-Kurs in die Schwentine hinein paddle. Bald bin ich wieder am Kanu-Fisch-Pass, setze um und paddle schnell zum Auto, um mich umzuziehen.

Die gesamte Kanutour hat etwa 4 Stunden gedauert und war sehr erfrischend, wenn auch anstrengend. Ich habe mich immer sicher gefühlt würde es immer wieder machen.

Geschrieben in Kanutagebuch (2011)