Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Schwentine 10. Oktober 2015

Geschrieben am 18.10.2015 in Kanutagebuch (2015) (Geändert am 05.07.2017)

Heute ist es zwar sonnig, aber recht kühl. An der Straßenbrücke der B202 setzen wir in den Rosensee ein. Der Parkplatz ist voll, aber niemand hat Bootsträger auf dem Autodach.

Holsteinische Schweiz, Rosensee

Holsteinische Schweiz, Rosensee

Das Laub der vielen Buchen, Eichen und Eschen am Rosensee färbt sich bereits ein wenig bunt und leuchtet eindrucksvoll in der Sonne. Viele Enten bevölkern den Rosensee. Als wir näher kommen, erkennen wir sie als Schnatterenten, also Zugvögel. Sie sind auch recht scheu, fliegen kurz auf und lassen sich dann wieder auf dem Wasser nieder.

beim Totenredder

beim Totenredder

In der Wettervorhersage ist viel Wind angesagt, aber zum Glück schützen uns meistens die hohen Bäume. Wir bekommen davon also nicht viel zu spüren. Die Temperatur soll heute auf 15 Grad klettern. 

paddeln beim Gut Rastorf

paddeln beim Gut Rastorf

Der Wasserstand des Rosensees ist normal, was ganz wichtig ist, da dieser Stausee ohnehin nur eine überflutete Wiese ist. Sinkt er, rührt man ständig mit dem Paddel im Schlamm. An der Ecke, wo die Schwentine in den Rosensee fließt, treffen wir unseren ersten Eisvogel. Auf einem toten Baum, der über dem Wasser liegt, sitzt ein Graureiher. Er fliegt jedoch bald auf. Über uns kreist ein Mäusebussard, die Sonne scheint durch sein Gefieder. Ich finde das immer wieder toll bei Greifvögeln!

herbstliche Schwentine

herbstliche Schwentine

Wir paddeln recht engagiert gegen die Strömung, genießen dabei aber trotzdem die schöne Natur um uns herum. Immerhin sind wir hier im schönsten Flussgebiet Schleswig-Holsteins unterwegs: Altarme, ein wenig Auenwald, zum Teil sogar steiles Ufer am "Totenredder" sowie am linken Talrand. 

Rückfahrt auf dem Rosensee

Rückfahrt auf dem Rosensee

Bald treffen wir den nächsten Eisvogel, und wir hören aus dem Auenwald auch Baumläufer mit ihren hohen, fast metallisch klingenden Rufen. Als wir gerade an den Gebäuden des Gut Rastorf vorbei paddeln, segeln hoch über uns zwei Seeadler. Ihre weißen Stoß-Federn leuchten deutlich in der Sonne, und sogar der weiße Kopf ist zu sehen. Es sind also Altvögel. Unsere Freude ist groß, aber lange können wir sie nicht beobachten, da wir gegen die Strömung paddeln müssen und die Adler bald über dem Wald entschwinden.

Wieder an der Einsetzstelle Rosensee

Wieder an der Einsetzstelle Rosensee

Die Schwentine wird hier recht flach, an einigen Stellen berühren wir steinigen oder sandigen Grund. Auf den kommenden Kilometern bis Preetz beobachten wir mehrfach Eisvögel, noch mehr Schnatterenten, Stockenten, Blässhühner und sogar ein Teichhuhn. Da das Wasser recht klar ist, sind ab und an auch Fische zu sehen, durchaus auch größere. 

Der Bewuchs in der Schwentine ist in diesem Jahr recht stark. Der niedrige Wasserstand hat an etlichen Kurven flache Schlickflächen am Gleitufer entstehen lassen. Diese sind auffällig mit kleinen Federn bedeckt, so dass ich annehme, dass hier Wildenten gemausert haben. 

Es wird immer anstrengender, hier die sehr flache Schwentine aufwärts zu paddeln. Bis wir in Preetz sind, treffen wir keinen einzigen Paddler. Erst nachdem wir direkt in der Innenstadt nahe der Tankstelle oberhalb der Einmündung der Kührener Au (Mühlenau) umdrehen, überholt uns jemand im Kajak.  

Da wir keinen geeigneten Pausenplatz finden, an dem wir anlegen und aussteigen können, nehmen wir unser Picknick im Kanu ein. Dabei können wir Erlenzeisige beobachten, wie sie in einem kleinen Schwarm von Baum zu Baum fliegen.

Auf unserer weiteren Rücktour treffen wir dann noch eine Dame im Kajak. Ansonsten sind wir mit weiteren Eisvögeln, Graureihern, Entenvögeln etc. allein. Aber es fliegen auch etliche große Libellen umher. Manche kommen uns recht nahe. Eigentlich wollen wir uns ganz langsam wieder flussabwärts treiben lassen, aber der Sonnenstand wird schnell niedriger, so dass wir schauen müssen, uns durch Paddeln warm zu halten.

Als wir an der Straßenbrücke ankommen, ist die Sonne fast weg und der Himmel rot-orange. Beglückt steigen wir aus unserem Holzkanu und verladen Kanu und Ausrüstung. Unser Trip hat etwa 4 Stunden gedauert. Zum Glück müssen wir nicht weit fahren und sind nach knapp 10 Minuten zu Haus.

Geschrieben in Kanutagebuch (2015)