Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Abendkanutour auf der Schwentine in Kiel am 18. August

Geschrieben am 20.08.2012 in Kanutagebuch (2012) —   Abendtour, Schwentine (Geändert am 05.07.2017)

An diesem Wochenende weht ein heißer Wind aus Afrika, Deutschland stöhnt unter tropischen Temperaturen. Selbst bei uns hier an der Küste haben wir noch 32 Grad im Schatten. Insofern ist uns nicht danach, tagsüber auf den Seen herum zu paddeln.  Wir wollen aber schon aufs Wasser.

Am Nachmittag beschließen wir, mit ganz kurzer Anfahrt in Kiel-Wellingdorf nahe der Schwentinemündung ("Neumühlen") einzusetzen. Das Kanu ist noch auf dem Autodach, die Ausrüstung im Wagen. So haben wir nur geringen Aufwand, um die 6 Kilometer entfernte Einsetzstelle zu erreichen.

Unter der Schnellstraßenbrücke setzen wir ein und können dort auch gut parken. Ein paar Paddler kommen zurück und verladen ihre Kanus. Wir paddeln aufwärts, der Wasserstand ist recht hoch. Die Pflanzenwelt an den Schwentineufern kommt uns üppiger vor als in anderen Jahren. Auch das Kraut im Fluss selbst ist recht dicht, das Wasser aber ziemlich klar. An den Ufern beginnen die ersten Gartenparties. 

Ein Solocanadier-Fahrer kommt uns entgegen und fragt, wie weit es noch bis zum "Schwentinehafen" sei. Wir denken, er meint wohl die Mündung. Ein paar Minuten kommen weitere Solocanadierfahrer entgegen, aus sie sehen nach dem heissen Tag ziemlich fertig aus, meinen aber, noch bis Mönkeberg zu wollen. Wir denken, die drei gehören zusammen.

Wir paddeln munter weiter die Schwentine hoch, die Sonne ist noch deutlich über dem Horizont, allerdings von hinten. Wir treffen eine Ringelnatter, bald darauf noch eine zweite. In Klausdorf ist beim Kanuverein viel Betrieb, er scheint Gäste zu haben, nach den Aufschriften der auf dem Rasen liegenden Kanus zu urteilen. 

Schwentine in Klausdorf (Schwentinental)

Schwentine in Klausdorf (Schwentinental)

Wir kommen direkt an dem Grundstück vorbei, auf dem ich von 1971 bis 1982 gewohnt habe (ab 1975 mit Gundula). Von dort aus bin ich auch das erste Mal gepaddelt, in einem Kajak mit Steuerung. Unser altes Holzhaus steht noch, es gibt inzwischen sogar einen richtigen Anlegesteg. 

Während wir weiter paddeln, kommen einige  Paddler entgegen. Die Strömung nimmt erwartungsgemäß zu, ist aber immer noch sehr schwach. Wir hören in einiger Entfernung das spöttelnde Rufen eines Grünspechts, ab und zu sind einige Meisen in den Erlen zu hören. Eine weitere Ringelnatter quert die Schwentine. 

Durch die Hitze (der Tag brachte tatsächlich etwa 32° im Schatten Höchsttemperatur) duften die Uferstauden kräftiger, würziger als gewohnt. Wir erfreuen uns daran, und überhaupt genießen wir das Gefühl, mit dem Kanu über das Wasser zu gleiten. Links von uns liegt jetzt ein Auengehölz, wir glauben ein Reh gehört zu haben. Zu sehen bekommen wir es nicht. Über uns fliegen Kanadagänse, etwa 25 Stück zählen wir. Gänse fliegen abends immer wie verabredet zu ihren Schlafplätzen. Am Schilfufer klettert still ein Teichhuhn umher, es ist ein Weibchen. 

Je näher wir der Oppendorfer Mühle kommen, umso kräftiger wird die Strömung: die letzten 1000 Meter müssen wir ordentlich arbeiten, um  die Gefällestrecke aufwärts zu kommen. Wir schaffen es aber und legen bei der Einsetzstelle der Oppendorfer Mühle an, um uns die Beine vertreten zu können. 

Die folgende Abfahrt ist wie immer ein besonderer Genuss: die Schwentine erfordert hier schon ein ordentliche Steuertechnik, da wir große Steine, tiefhängende Äste und abgesägte Baumstämme umschiffen müssen. Für unser Vorwärtskommen müssen wir dagegen erst einmal nichts tun. 

Schwentine vor Oppendorf

Schwentine vor Oppendorf

Die Sonne ist fast weg, nur auf einem kurzen Abschnitt blendet sie uns noch, so tief wie sie steht. Auf dem weiteren Weg sehen wir noch zwei weitere Ringelnattern, aber dann fängt auch schon bald die Zeit der Fledermäuse an. Sie umschwirren uns so nahe, wie wir es ansonsten nur von Libellen gewohnt sind. 

An einem der beiden Pfeiler der Eisenbahnbrücke steht ein Gerüst. Als wir etwa 100 Meter davon entfernt sind, hören wir die Laufbohlen klappern: ich denke sofort an Sprayer, und tatsächlich, als wir an dem gemauerten, mehr als hundert Jahre alten Pfeiler vorbei paddeln, erkennen wir silberne Schriftzüge über die gesamte Breite. Wir hören noch einige sich entfernende Stimmgeräusche. 

Als wir an der Schwentinemündung in Neumühlen ankommen, ist es schon recht dunkel. Das ist aber kein Problem, in der Stadt gibt es selbst unter Brücken immer noch genug Restlicht, um das tun zu können, was jetzt anliegt: alles einpacken und das Kanu auf dem Dach befestigen.

Wir haben unsere Samstagabend - Kanutour auf der Schwentine sehr genossen!

Geschrieben in Kanutagebuch (2012)