Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Auf dem Breitenburger Kanal

Geschrieben am 20.07.2012 in Kanutagebuch (2012) —   Breitenburger-Kanal (Geändert am 05.07.2017)

Am 15. April 2012 fahren wir nach Itzehoe, um dort ein wenig auf dem Breitenburger Kanal herumzupaddeln. Der Himmel meint es gut mit uns, wir genießen die schöne, trockene Frühjahrsluft und sind voller Unternehmungslust.

Als Einsetzstelle haben wir die Stelle gewählt, an der das alte Förderband den Breitenburger Kanal kreuzt. Dorthin kommt man noch gut mit dem Auto und kann es auch gut abstellen. Die Vegetation befindet sich noch im Frühstadium, was den Vorteil hat, dass man noch an vielen Stellen durch die Büsche schauen kann, wo es im Sommer nicht mehr geht. 

Breitenburger Kanal im Frühjahr

Breitenburger Kanal im Frühjahr

Wir paddeln frohen Mutes langsam den alten Moorkanal entlang, wobei ich mir vorzustellen versuche, wie es hier wohl vor 100 Jahren ausgesehen haben mag, als der Kanal noch wirtschaftlich genutzt wurde. Einige Kohlmeisen singen ihren Frühlingsgesang in den am Ufer stehenden Birken. 

blühendes Moos im Breitenburger Moor

blühendes Moos im Breitenburger Moor

Wir entdecken blühendes Moos, und mancher Moorfrosch knurrt noch herum. Überall fliegen die kleinen braunen Libellen umher, ab und zu sehen wir auch eine Großlibelle. 

Wir biegen in den Stichkanal ein, der rechts nach Lägerdorf / Rethwisch führt. An dessen Ende steht das noch produzierende Zementwerk von Holcim, früher Alsen. Wir paddeln ein wenig zurück, um eine gute Anlegemöglichkeit zum Pausieren zu finden.

An der Stelle, wo das private Biotop der Rethwischer Bürger liegt und der Wanderweg anfängt, legen wir an und lassen uns unseren Nudelsalat mit Würstchen gut schmecken. Dabei beobachten wir zwei Rohrweihen. Auch ein Bisam sitzt am Ufer und sonnt sich. Bevor wir aber unsere Kamera in der Hand haben, ist sie auch schon weg. Alex fotografiert einige Laubsänger., Fitis oder Zilpzalp, ich weiß es nicht mehr.

Biber im Breitenburger Moor

Biber im Breitenburger Moor

Nach der Pause paddeln wir wieder in den Hauptkanal und von dort in einen kleinen Kanal hinein, der ein wenig unzugänglicher aussieht, er wird wohl nicht so oft genutzt. Nach einer Weile sehen wir seltsame Dinge: Bäume, die spitz angeknabbert sind, abgenagte Zweige, Lager von Zweigen: es ist ganz klar, das hier kann nur das Werk von Bibern sein! Es ist für uns eine kleine Sensation, obwohl wir vor einigen Jahren durch Zeitungsmeldungen schon einmal aktiviert worden waren. Damals hieß es aber, es wären Biber-Spuren oben an der Bünzau bei Aukrug gesehen worden. 

Biberbaum

Biberbaum

Wir hatten damals schon gesagt, dass wir als Biber ins Breitenburger Moor einziehen würden, wenn es uns an die Stör verschlagen würde. Wir haben damals auch geschaut, aber nichts entdecken können.  Nun war es wahr geworden. 

Wir paddeln wieder aus dem Kanal hinaus und wenden uns nach Osten, dem Ende des ersten Abschnitts des Breitenburger Kanals zu. Da hören wir Kraniche und andere Wasservögel, können diese aber nicht sehen. Als ich dann mal muss und auf den Uferdamm klettere, sehe ich eine riesige Wasserfläche dort, wo sonst industriell Torf abgebaut worden ist: hier wird, wie wir später erfahren, das Breitenburger Moor bei Rethwisch renaturiert. Es ist eine Wasserfläche von etwa 200 ha Größe mit vielen kleinen Inseln und Landstreifen entstanden, ideal für Kraniche und andere Bodenbrüter. Die Landstreifen waren einstmals die Dämme für die Loren.

Jetzt steigen auch Alex und Gundula aus dem Kanu und schauen sich die Pracht an. Und wir sehen einige Bekassinen umherfliegen, Kraniche  und auch viele Gänse, auch Nonnengänse (Weisswangengänse). ab und zu sind Große Brachvögel zu hören. Wir freuen uns sehr über unsere Entdeckungen und paddeln bald  fröhlich zu unserem Auto zurück. Dabei entdecken wir immer mehr Bibergleiten und Bissspuren von Bibern. Sie haben sich also im gesamten Moor ausgebreitet, was darauf hindeutet, dass es hier nicht nur eine Familie ist, sondern mindestens zwei. 

Als wir ein paar Tage später abends das Biotop abwandern, sehen wir auch dort umgenagte Bäume und andere Biberspuren. Sie sind also hier!

Geschrieben in Kanutagebuch (2012)