Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Auf dem Werbellinkanal

Geschrieben am 20.07.2012 in Kanutagebuch (2012) —   Werbellinkanal, Werbellinsee (Geändert am 05.07.2017)

Nachdem ich mich am Vortag in Oranienburg und Liebenwalde herum getrieben habe, möchte ich heute ein für mich neues Gewässer paddeln. Schon so lange hatte ich mir vorgenommen, den Werbellinkanal zu paddeln bis hinauf zum Werbellinsee.

Der Werbellinkanal ist für mich neu, jedenfalls vom Kanu aus. Natürlich wusste ich, wo er liegt, war hier und dort schon an seinen Ufern und fand ihn recht nett. Jetzt will ich ihn ganz erkunden, und ebenfalls den Werbellinsee.

Mit Hilfe meines Jübermann-Gewässeratlas TA5 finde ich die Einsetzstelle am Pechteich, sie liegt hier an einer Sackgasse neben der Hauptstraße. Es sieht hier nett aus, der Werbellinkanal führt hier als sehr schmales Gewässer in den Pechteichsee hinein.

Werbellinkanal nahe Rosenbeck

Werbellinkanal nahe Rosenbeck

Hier kann man an mehreren Stellen einsetzen, es herrscht auch recht viel Betrieb, was ich normal finde. Schließlich ist es ja auch Sonntag und es ist recht warm, allerdings herrscht ein böiger Wind. 

Ich setze mein Holzkanu ein wenig abseits der Sliprampe ein, wo der Hauptbetrieb ist. Von links aus der Richtung des Oder-Havel-Kanals kommen zwei Canadier, sie probieren einen Pausenplatz zu erreichen, der am Nordufer liegt. Das Anlegen am dortigen Schotterufer scheitert aber, der Pausenplatz ist anscheinend nur für Fahrradfahrer gedacht. 

Langsam paddle ich über den Pechteichsee zu dessen nördlichem Ausgang. Eine kräftige Boe erwischt mich, ich kann sie aber parieren. Dann bin ich in einem ruhigen Teil des Werbellinkanals. Die Ufer sind noch immer Seeufer, schön zerklüftet und stark mit den typischen Sumpfstauden bewachsen. Den Schotter an den folgenden Abschnitten sieht man kaum noch, Erlen und Schilf dominieren. Der Werbellinkanal ist hier wieder schmal,  bald sehe ich rechts einen kleinen Stichkanal. Ein Blick in meine Gewässerkarte TA5 macht mir klar, dass hier die Zufahrt zum nahen Grabowsee liegt. Ich paddle ein wenig hinein, treffe eine nette Familie aus Berlin. Nach kurzer anregender Konversation paddle ich noch bis zum Fußweg: die Steg - Brücke hätte ich überwinden müssen, um zum See zu kommen, aber dazu hatte ich gerade keine Lust. 

Werbellinkanal vor Rosenbeck

Werbellinkanal vor Rosenbeck

Ich paddle also langsam den anderen hinterher, erfreue mich an der schönen Natur. Da es hier windgeschützt ist, kann ich mir Zeit lassen und hier und da meine Blicke intensiv der Vegetation widmen. Einige Motorboote kommen mir immer wieder entgegen, andere überholen mich. So gelange ich vor die Schleuse Rosenbeck, einer Automatik-Schleuse. Rechts liegen schon einige Motorboote, links tragen die Leute, die ich vorher traf, ihre Kanus um. Ich helfe ihnen mit meinem Bootswagen aus, setze mich dann rechts an ein Holzfloß, das als Arbeitsplattform dient. Zwei Motorboote sind vor mir, eines hinter dem Floß. 

Ein kleines Kajütboot legt sich neben das andere, das hinter mir liegt, die gehören scheinbar zusammen. Als die Schleuse "grün zeigt, löst der Fahrer des Kajütboots seine Leine, ohne darauf zu achten, was sein Schiff macht: es setzt sich in Bewegung in meine Richtung, mein Schreien weckt den schlafenden Skipper auf, so dass es nicht zu einer Kollision kommt. Ich hatte aber auch schon hektische Paddelbewegungen vollzogen.

Das Motorboot vor mir hat Probleme mit dem Motor, kommt nicht in die Schleuse. Als ich gerade hinter ihm bin, springt sein Motor an. Da er keinen Leerlauf, sondern den Rückwärtsgang drin hat, macht sein Boot einen Satz auf mich zu. Ich kann ihm gerade noch entkommen, frage mich aber, was diese Schwachsinnigen denn auf dem Wasser wollen. Die Chance, jemanden auf dem offenen Wasser zu rammen, ist groß genug.

Wir schleusen, alles dauert lange. Es ist mir aber egal, da ich alle Zeit der Welt habe. Hinter der Schleuse Rosenbeck liegt der Schleusenteich, einige Motorboote und Paddler warten auf ihre Schleusung. Mich treibt es langsam weiter, der Schleusenteich wird immer schmaler, geht in den Werbellinkanal über. Am rechten Ufer liegt im schönsten Wald ein netter Pausenplatz, eigentlich möchte ich eine Pause einlegen. Aber dort sind zwei junge Frauen ziemlich in einem Problem verstrickt, was ich unschwer erkennen kann, und so grüße ich noch nett und gedenkt mir einen anderen Platz für meinen Landgang zu suchen. 

Bevor ich einen anderen Pausenplatz finde, erreiche ich bereits die Schleuse Eichhorst. Auch hier warten einige Motorboote. Ich paddle noch bis vorne durch, um auf dem Schleusendisplay den Status erkennen zu können. Eine dreiviertel Stunde bis zur Schleusung will ich aber nicht warten, da verzichte ich darauf, den letzten Kilometer des Kanals vor dem Werbellinsee zu paddeln und wende mich wieder in Richtung Süden.

Werbellinkanal Nebengewässer

Werbellinkanal Nebengewässer

Auf der Rücktour treffe ich noch die beiden jungen Frauen wieder, diesmal einzeln, was mich veranlasst, mit jeder der beiden zu plaudern. Es läuft ein wenig auf eine Art "Seelsorge" hinaus. Im Schleusenteich vor der Schleuse Rosenbeck stapeln sich fast die Motorboote, ich fahre in die Schleuse, wo bereits die Familie  in ihren Kanus liegt, die ich auf der Hintour traf. 

Werbellinkanal Schleuse Rosenbeck

Werbellinkanal Schleuse Rosenbeck

Wir unterhalten uns noch ganz nett, dann wird geschleust und ich lasse sie von dannen ziehen, da ich dringend mal an Land muss. Das schaffe ich dann in dem kleinen Stichkanal zum Grabowsee, danach bin ich wieder entspannt. 

Am Pechteichsee angekommen beschließe ich, obwohl es zu regnen angefangen hat, noch ein wenig in die Richtung Finowkanal zu paddeln, denn eigentlich ist der Tag noch jung: es ist erst gegen 18:00 Uhr. 

Kreuzung des Oder-Havel-Kanals mit dem Werbellinkanal

Kreuzung des Oder-Havel-Kanals mit dem Werbellinkanal

Also spanne ich meinen Anglerschirm auf und paddle über den Oder-Havel-Kanal in Richtung Finowkanal. Bald wird der Regen aber zu ungemütlich, es kommt auch noch Wind auf. Ich drehe um, paddle zu meinem Auto zurück. Zunächst warte ich noch mit dem Einladen und Aufladen, aber dann musste ich es doch im Regen tun. Da es warm war, hat mir der Regen nichts ausgemacht. 

Nachdem ich also meinen kleinen Paddelausflug auf dem Werbellinkanal beendet habe, fahre ich wieder zu meiner Unterkunft und verbringe dort noch neinen schönen Abend. Da am nächsten Tag kräftiger Wind weht, muss ich mein Vorhaben, den Werbellinsee abzupaddeln, erst einmal verschieben.

Geschrieben in Kanutagebuch (2012)