Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Templiner Gewässer

Geschrieben am 20.07.2012 in Kanutagebuch (2012) , Kanureisen (2012) —   Templiner-Gewässer (Geändert am 13.09.2017)

Ich paddle ein paar Tage in den Templiner Gewässern. Zum Teil kenne ich sie schon, einige Abschnitte sind aber auch neu für mich. Am ersten Tag starte ich in Templin am Mühlentor, das ist unterhalb der Stadtschleuse, um in Richtung Röddelinsee zu paddeln. Es ist Sonnenschein vorausgesagt und die Temperaturen sollen um 24° liegen.

Der Templiner Kanal führt mich durch erbauliche Natur am Stadtteil Waldhof  vorbei, durch sehr natürliche Abschnitte. Ich treffe selten einen anderen Wasserwanderer, nur einige Motorboote. Da der Wind direkt von vorne kommt, ist es entsprechend mühsam mit relativ leerem Kanu. So gelange ich in den Röddelinsee, schaue mir das Dorf Röddelin vom Ufer aus an und die Südseite, an der das Eldorado liegt, eine Art Freilichtbühne, die auf Westernvorführungen und Stunts spezialisiert ist. Ich höre "Schüsse" und laute Rufe. 

Templiner Kanal

Templiner Kanal

In Seemitte beschließe ich, zurück zu paddeln, mein Anglerschirm ist mir dabei eine große Hilfe: schnell gleitet mein Kanu über das Wasser des Röddelinsees, und auch im Templiner Kanal habe ich noch ein Stück weit Verstärkung, hole mir einen Teil der Energie zurück, die ich auf der Hintour aufgewendet habe. Nach relativ kurzer Zeit bin ich wieder bei meinem Auto.

Pausenplatz an den Templiner Gewässern

Pausenplatz an den Templiner Gewässern

Am nächsten Tag setze schon am frühem Morgen an der Badestelle in Hindenburg in den Röddelinsee ein, paddle in Richtung Havel. Am Ende des Röddelinnsees liegt links eine schöne Pausenstelle, dort lande ich an. Der Platz sieht aus wie ein offizieller Biwakplatz, allerdings ohne Ausschilderung. Ich paddle hinunter zum Lankensee und durch diesen hindurch zur Schleuse Kannenburg. Dort muss ich nicht lange warten, komme zusammen mit einigen Motorbooten durch und bin im "Großen Kuhwallsee", der durchaus klein ist. Der Biwakplatz Kannenburg sieht so aus, als ob dort die Rinder laufen würden. Genauer schaue ich es mir nicht an.

 Bald steuere ich mein Holzkanu weiter in Richtung Havel den Kanal abwärts, der hier das "Templiner Wasser" genannt wird. Links sehe ich das Schulzendorfer Fließ, das offiziell als gesperrt gilt, was nach meinen  Recherchen aber nicht möglich ist, da es nicht durch ein Naturschutzgebiet führt, und nur diese sind im Biosphärenreservat, in dem ich mich befinde ("Schorfheide Chorin") als Kernzonen einschlägig geschützt. Ich schaue nur kurz hinein, es ist genug Wasser vorhanden, eine Paddeltour durch diese Naturoase würde mich durchaus auch locken.

Aber das Templiner Wasser ist auch sehr schön, die Ufer sind stark gegliedert und gut bewachsen. Leider rammt man abschnittsweise Holzpfähle ein und bildet ein neues Ufer mittels Faschinen, die zwischen die Holzpfähle geflochten werden. In einigen Jahren wird es aber wieder eben so schön aussehen wie zuvor.

an der Havel in der Schorfheide

an der Havel in der Schorfheide

Allmählich erreiche ich die Havel, vorher sind die Templiner Gewässer recht breit geworden und die Strömung hat ein wenig zugenommen. Sicher führt dieses Gewässer mehr Wasser der Oberen Havel zu als die Havel selbst. Dass ich an der Havel bin, merke ich auch an den vielen Motorbooten, die hier gerade verkehren. Ich bin reif für eine Pause, paddle einige Meter die Obere Havel hinunter. Links in einer Kurve kann ich am Ufer anlegen, Holzpfähle sind hier als Befestigung eingerammt, um das Abrutschen der hier steilen hohen Böschung zu verhindern. 

Ich esse hier mein zweites Frühstück, dann laufe und klettere ich ein wenig herum und fotografiere. Ich packe mein Thinkpad aus und lade die Fotos von meiner Kamera herunter, entwickle die RAW-Bilder und probiere, ob ich Netz habe. Das klappt nicht, so klettere ich mit meinem aufgeklappten Notebook in der Hand die Böschung hinauf. Oben bekomme ich eine mail nach Haus mit Fotos gesendet. Ich lese noch einige mails, dann packe ich alles wieder wasserdicht ein und paddle noch ein wenig die Havel hinunter. 

Das Wetter ist großartig, über 20° warm und trocken. Ich drehe mein Kanu um und paddle wieder zum Röddelinsee zurück. An der Schleuse Kannenburg muss ich diesmal richtig warten, da sehr viel Motorbootverkehr herrscht.

Bruchsee bei Templin

Bruchsee bei Templin

Am Tag darauf setze ich an der Templiner Stadtschleuse ein und paddle den Mühlensee, den Templiner Stadtsee, den Bruchsee, kurz in den Fährsee, in den Gleuensee bis zum Ende und zurück. Ich erfreue mich an den schönen Ufern, die allesamt bewaldet sind sowie an den kleinen Teilstücken, die den Bruchsee mit dem Gleuensee verbinden: viele Seerosen bedecken hier die Wasseroberfläche, und die Ufer sind wild und mit schön blühenden Stauden bewachsen. Wenn die Motorboote nicht wären, könnte man sich wie im Paradies fühlen. 

Den Nachmittag paddle ich zurück. Das Wetter ist traumhaft, es ist mir fast zu heiß mit etwa 30°.  Ich fahre mit meinem Auto zu einem nahen Zeltplatz. In der Nacht gibt es ein starkes Gewitter, sogar dicke Äste werden vom Wind abgerissen. Da ich im Auto schlafe, weil ich die Ankündigung bei "wetteronline" gelesen habe, fühle ich mich sicher, bedaure aber die Familie neben mir, die sich in einem großen Zelt befindet. 

Netzowgraben bei Templin

Netzowgraben bei Templin

Mein Ziel für heute ist der Netzowsee  mit dem Netzowfließ, der Verbindung zum Gleuensee. Dafür setze ich an der alten Obstplantage vor Knehden ein und paddle ganz langsam den Netzowsee entlang. Es ist anfangs noch diesig, aber im Laufe des Tages wird es schöner. Ich bin bald am Ende des etwa 5 km langen, sehr klaren Netzowsees angekommen und mache mich auf den Rückweg. Als ich wieder an der Einsetzstelle ankomme, beschließe ich, gleich weiter in das Netzowfließ zu paddeln, das mich zum Naturschutzgebiet Knehdener Moor bringen soll und weiter bis in den Gleuensee.

Biberburg an den Templiner Gewässern

Biberburg an den Templiner Gewässern

Das Netzowfließ wird immer schmaler, rechts liegt eine recht große Biberburg. Viele Erlen, Weiden und Birken säumen die Ufer, es gibt eine Fülle an Lebensräumen für Wasservögel, Amphibien, Spechte und Singvögel sowie Wasser - und Sumpfpflanzen aller Art. zwischen den beiden Brücken bei Knehden wird es richtig schmal, flach und steinig, ich komme gerade eben so durch mit meinem immerhin 5,70 Meter langen Holzkanu. An verschiedenen Stellen haben Biber versucht, das Fließ abzusperren, aber jemand hat deren Bemühungen wieder zunichte gemacht. 

Dann bin ich in einem breiten Abschnitt des Netzowkanals, der immer noch sehr schön und urig ist. Nach ein paar hundert Metern erreiche ich den Gleuensee. Dort liegt ein Floß, ich komme mit den "Bewohnern" ins Gespräch und nutze dies zu einer kleinen Pause. Dann paddle ich noch ein wenig auf dem Gleuensee umher, finde einen Pinkelplatz und mache mich dann auf den Weg zurück zu meinem Auto. Ich habe eine wunderschöne Kanutour erlebt, und den Netzowsee und dieses Netzowfließ durch das Naturschutzgebiet habe ich in mein Herz geschlossen. Ich suche mir wieder eine Bleibe für die Nacht in Templin, abends stromere ich noch ein wenig an der langen mittelalterlichen Stadtmauer entlang, bevor ich in meine Unterkunft gehe. 

Lübbesee bei Petersdorf

Lübbesee bei Petersdorf

Am letzten Tag an den Templiner Gewässern paddle ich auf dem Lübbesee, den ich noch nicht kenne. Auch dieser ist frei von Motorbooten und hat klares Wasser. Etwa 6-7 Stunden paddle ich auf diesem See, der tatsächlich total bewaldet ist und wenig öffentliche Einsetzstellen bietet. Ich habe in Petersdorf an der Badestelle eingesetzt, bin zuerst zur Ahlimbsmühle, also zum Ostende gepaddelt. Wieder zurück, mache ich erst einmal eine ausgiebige Pause an der Badestelle, die sich inzwischen ein wenig gefüllt hat. Dann paddle ich noch bis zum Templiner Stadtteil Postheim, fast bis an das Nord-Westende des Lübbesees. 

schöner Lübbesee bei Templin

schöner Lübbesee bei Templin

Das Wetter ist immer noch optimal, etwa 24° und trocken, dabei fast windstill. Als ich wieder an der Badestelle in Petersdorf angekommen bin, ist es doch fast Abend geworden: ich bin sehr zufrieden und werde bald wieder hier sein. Ich kenne viele Seen, aber dieser gehört zu meinen Favoriten: schöne Ufer, keine Motorboote, klares Wasser und Stille umher. 

Meine letzte Nacht an den Templiner Gewässern schlafe ich auf dem Wasserwanderrastplatz DKV-Kanustation Deckert in Röddelin. Dieser Platz ist wunderschön, man zeltet unter alten Obstbäumen bei den Häusern oder direkt am Röddelinsee auf einer schönen Wiese mit Badestelle. Ich kann diesen Wasserwanderrastplatz nur sehr empfehlen, auch Ferienwohnungen und Gemeinschaftsräume für Gruppen gibt es dort. 

Ich wünsche allen, die sich entschlossen haben, die Templiner Gewässer zu paddeln, viel Freude und eine schöne Zeit!

Anmerkung: auf dieser Kanu-Reise benutzte ich zur Planung und Orientierung als Gewässerkarte den Jübermann Tourenatlas Berlin-Brandenburg TA6.

Geschrieben in Kanutagebuch (2012) , Kanureisen (2012)