Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Ein Tag auf der Bramau

Geschrieben am 06.08.2012 in Kanutagebuch (2012) —   Bramau (Geändert am 17.08.2019)

Am Mittwoch, den 25. 7. fahren wir schon morgens früh nach Bad Bramstedt, um auf der Bramau zu paddeln. Wir haben unser Klappfahrrad dabei, es kommt mit ins Kanu, um wieder zum Auto zurück fahren zu können. Eine gut ausgestattete Picknicktasche und genug Trinkbares ist auch mit, es sollen heute bis zu 30° werden. 

Bramau dichtes Weidengebüsch

Bramau dichtes Weidengebüsch

Wir setzen am Schlosspark ein, eine Zufahrt gibt es hier nicht, obwohl es eine offizielle Einsetzstelle ist. Da fahren wir einfach über den Rasen bis an die Einsetztreppe an der Au, die hier noch Hudau genannt wird und aus dem Zusammenfluss von Schmalfelder Au und Ohlau gebildet wird. So sitzen wir bald im Kanu, der Wasserstand ist ganz ordentlich. Aber bereits unter der ersten Brücke bleiben wir an einem unsichtbaren Stein hängen. Mit einiger Mühe, mit Ruckeln und abstoßen kommen wir frei und paddeln mit flotter Strömung in die Bramau, die sich hier aus Hudau und Osterau bildet. 

steiniger Schwall und Büsche auf der Bramau

steiniger Schwall und Büsche auf der Bramau: wir genießen wie meistens die schöne Natur im Kanu, auch wenn Hindernisse kommen

Die Bramau hat immer noch ordentliche Strömung, und es gibt erheblich mehr Büsche als noch vor wenigen Jahren. Wir paddeln über einige Schwälle, an jenen Stellen haben in vergangenen Zeiten Wehre das Wasser gestaut. Heute liegen nur noch einige Steine im Wasser, die einen gewissen Wasserstand aufrecht erhalten sollen, den wandernden Lebeswesen aber genug Freiheit garantieren. (gehören wir nicht auch zu den "wandernden Lebewesen"?).  

Baumhindernis in der Bamau

Baumhindernis in der Bamau

Es gibt an manchen Stellen Ansammlungen von Ästen etc, die dann noch mehr Sachen eine neue heimat gegeben haben, so dass der Fließquerschnitt der Bramau sich verengt hat. Das hat dazu geführt, dass sie sich selbst renaturiert: sie fängt an verschiedenen Stellen an, Ufer abbrechen zu lassen, es bilden sich Gleit - und Prallufer: die Bramau mäandriert wieder ein wenig! 

neue Prallhänge an der Bramau

neue Prallhänge an der Bramau: um Hindernissen auszuweichen, schafft sich der Fluss neuen Raum. Das Ufer bricht ab.

Wo die Büsche all zu eng sind, haben wir auch schon mal den einen oder anderen Ast abgesägt oder wenigstens mit der Handschere abgebissen. Nachfolgende Paddler sollen es einfacher haben.. außerdem macht Gärtnern doch auch Spaß, oder?

Bramau bei Föhrden Barl

Bramau bei Föhrden Barl

Insgesamt sind wir durch ziemlich viele Büsche gepaddelt. Es gibt auch einen umgestürzten Baum, den wir überwinden können, aber eine andere Pappel ist so blöd gefallen, dass man nicht drüber oder darunter durch kommt, und das, wo die Ufer hier so hoch sind. Ich lasse Alex und Gundula aussteigen und bewege das Kanu wieder in Flussmitte, wo die beiden Stämme am weitesten auseinander sind. Die Strömung drückt das Kanu immer wieder parallel zum Baum, und das Gewicht (hauptsächlich Klappfahrrad) auf dem falschen Ende. Mit aller Kraft in sehr gebückter Körperhaltung gelingt es mir nach einer gefühlten Ewigkeit, das Kanu über den unteren Baumstamm zu ziehen und mich wieder ins Kanu zu setzen. 

Gundula und Alex steigen vom hohen Ufer wieder zu und wir setzen unsere Kanutour fort. Es ist nun wirklich sehr heiß, Schatten suchen wir hier vergeblich. Wir paddeln langsam durch Wrist, steigen auch kurz aus, um unsere Beine zu vertreten und um ein paar Fotos zu machen. Täuscht es uns oder nimmt hier die Strömung wirklich zu? Es scheint Ebbe zu sein.  Das Dorf ist nicht groß, und so sind wir bald wieder in der Natur. Obwohl an beiden Ufern Deiche stehen, fängt es auch hier allmählich an, wieder natürlicher auszusehen. Es wachsen einige Weiden, und sogar Uferstauden kommen langsam aber sicher wieder zu ihrem Recht.

Am Schöpfwerk Auufer bei Wulfsmoor landen wir an und legen eine ausgedehnte Mittagspause ein. Unter einem großen Dachüberstand sitzen wir und essen unsere Köstlichkeiten. Einige Bauern sind aktiv mit Heuerntemaschinen, ein Fahrradfahrer verirrt sich an dieses Ende einer Fahrrad-Sackgasse. Der Deichweg, der ganz von Bad Bramstedt an der Bramau entlang führt, ist hier zu Ende. Auf einer frisch abgemähten Wiese erkennen wir drei Weißstörche, die am Boden nach Essbarem suchen. Ein Reh rennt in großer Geschwindigkeit über ein paar Wiesen, um sich dann ganz still ans Futtern zu machen. 

Als wir es mit dem Pausieren überhaupt nicht mehr aushalten können, setzen wir uns wieder ins Kanu und paddeln das kurze Stück Bramau bis zur Einmündung in die Stör. Danach will ich noch ein wenig die Stör aufwärts paddeln, da es aber recht flott abwärts strömt, es ist gerade ablaufende Tide, werden es nur 500 Meter. Wir lassen uns ruhig abwärts treiben und biegen in den kleinen Getreidehafen von Grönhude ein. 

Das Wasser steht nun etwa 50 cm unter der Hochmarke, was wir am Uferbewuchs unschwer erkennen können. Alex und Gundula nehmen einen der wenigen Schattenplätze ein, die es dort gibt und ich fahre mit dem Klappfahrrad nach Bad Bramstedt und hole das Auto. Es tut mir gut, meine Beine zu bewegen und mich anders auszuarbeiten als im Kanu. Bis ich wieder in Grönhude bin, sind fast 90 Minuten vergangen. Durch die Hitze sind wir alle drei ziemlich platt, als wir abends zuhause ankommen. Wir freuen uns aber, diese schöne Kanutour gemacht zu haben. Das letzte Mal war schon einige Jahre her, und es ist enorm, wie ein Fluss sich verändern kann. 

Geschrieben in Kanutagebuch (2012)