Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Sonntagstour auf Eider und Westensee

Geschrieben am 05.08.2012 in Kanutagebuch (2012) —   Eider (Geändert am 05.07.2017)

Heute, am 5. August ist für die Region nördlich von Kiel brauchbares Wetter angesagt: 22°, Wolkig-Sonnig und kaum Regen, dazu wenig Wind. Andere Regionen in der Nähe haben durchaus schlechteres Wetter. Wir haben uns daher für eine Kanutour auf dem Westensee entschieden. Am späten Samstag Abend bereiten wir unser Essen vor: Frikadellen und Nudelsalat.

Gegen 9:00 Uhr setzen wir in Achterwehr beim Speicher in den Achterwehrer Schifffahrtskanal (Eider-Rind-Kanal) ein. Das es noch früh ist, fälllt uns die Entscheidung leicht, zunächst zum Ende des Eider-Ringkanals  (also Schleuse Strohbrück) zu paddeln. 

Bläßhuhnküken an der Eider

Bläßhuhnküken an der Eider: frisch geschlüpft

Wir entdecken sofort eine junge Blässhuhnfamilie, es hat vor ganz kurzer Zeit Nachwuchs gegeben. Die sehr kleinen Küken halten die Eltern mächtig auf Trab, der Hunger ist groß.  Uns fällt auf, dass wir seit ein paar Jahren nicht mehr im Sommer hier gepaddelt sind, sondern immer nur im Frühjahr: die Ufer sind erfreulicherweise erheblich üppiger als in den Jahren davor. Man schneidet nicht mehr so scharf alles ab, was am Wasser wächst. So sehen wir Blutweiderich, Igelkolben, Engelwurz, Weidenröschen, Mädesüß, Brunnenkresse, Wasserehrenpreis, zwei Wasserminzenarten, Schwanenblumen und Pfeilkraut.  Es wären noch viel mehr zu nennen, alle kenne ich nicht mit Namen, da muss ich erst nachschlagen. 

Schildkröte an der Eider

Schildkröte an der Eider

An einem Stück Totholz sehe ich eine etwa 25 cm lange Schildkröte, sie hat grüngelbe Streifen am Hals und Kopf und orangefarbene Teile am Panzer und den Beinen und Rumpf. Sie ist also keine Rotwangen-Schmuckschildkröte, wie die am meisten verbreitete Art bei uns. 

Eider-Ring-Kanal durch den Quarnbeker See

Eider-Ring-Kanal durch den Quarnbeker See

Bald gelangen wir zur stillgelegten Schleuse Strohbrück, legen eine kleine Pause ein. Der Wasserstand des Kanals ist hoch, man lässt nur wenig Wasser durch das kleine Kraftwerk fließen. So steht das Wasser fast. Der Morgen wird zum Vormittag, es mehren sich Radfahrer, Wanderer (Jogger) und es kommen uns auch einige Paddler entgegen, als wir uns wieder in Richtung Achterwehr bewegen. 

Floßfahrer auf dem Eider-Ring-Kanal

Floßfahrer auf dem Eider-Ring-Kanal

Die stillen Buchten des langsam verlandenden Quarnbeker Sees beherbergen auf ihren Seerosenteppichen viele Blässhühner, wir sehen auch einige Teichhühner. Unsere Hoffnung, dort auch wieder einmal einen Zwergtaucher zu entdecken, erfüllt sich nicht. Als wir weiter paddeln, kommen wir an zwei Ausflugsflößen vorbei, auf denen 8-10 Leute am Kaffee Trinken sind. Sie sind gut drauf und haben nette Scherze auf den Lippen. 

depressive Trauerweide

depressive Trauerweide: war ein wenig herunter gekommen: da mußten wir durch

Bald sind wir an Achterwehr vorbei in Klein Nordsee, eine Trauerweide hat zuviel getrauert und Depressionen bekommen: ein großer Ast liegt im Wasser und versperrt scheinbar unseren Weg: beherzt drücken wir uns aber, die Anatomie der Trauerweiden kennend, am Ufer durch die dünneren Zweige durch. 

Das folgende Stück Eider lieben wir ganz besonders: direkt an der "Kieler Stadtmission" in  Klein Nordsee vorbei stehen alte Erlen, so manche von ihnen haben die Spechte perforiert. Die alten Erlen haben eindrucksvolle Wurzeln gebildet, knorrig und wild sehen sie aus. Ich erinnere mich noch daran, dass ich 1979 das erste Mal da gepaddelt bin, da sahen sie schon fast genau so aus. 

Langsam kommen wir in die "Gänse-Gegend, etliche Grau . und Kanadagänse überfliegen uns, einige sitzen auf der Wiese vor Felde-Brandsbek. Uns begegnen immer mehr Paddler, erstmals sehen wir auch Flossen-Kajaks mit Treteinrichtung. Diese sind sehr schnell und hören sich an als hätten sie E-Antrieb. Aber mit Paddeln hat das nichts zu tun.

Bevor wir ganz auf den Westensee paddeln, landen wir links an der üblichen Stelle an. Ein kleiner Strand ermöglicht uns bequemes Anlegen, wir haben eine nette Pause und essen schon mal den ersten Teil unseres Mittagessens. Verschiedene Familien und Pärchen paddeln vorbei auf den Westensee hinaus, der sehr ruhig daliegt. 

Westensee bei Felde

Westensee bei Felde

Dann sind wir auch auf dem See, genießen die kaum drei Kilometer, bis wir wieder in der Eider sind. Wir treffen eine Ringelnatter, die den See quert, die Zunge weit aus dem Maul (wie wir später auf dem Foto sehen). Unsere Erwartung, einen Seeadler zu sehen zu bekommen, wird leider enttäuscht. Aber Gänse fliegen hier in größeren Mengen umher. 

Schwarzhalstaucher

Schwarzhalstaucher

In der Bucht vor Hohenhude beobachten wir einen Schwarzhalstaucher, er putzt sein Gefieder, taucht auch mal unter, putzt weiter. Der Schwarzhalstaucher ist ein seltener Wasservogel, auch wir sehen ihn leider zu selten. In der Ferne hören wir einen Zwergtaucher, er macht sein typisches "gerolltes Pfeifen" . Zu sehen bekommen wir ihn leider nicht.

Dann paddeln wir gegen etwas Strömung die Eider bei Hohenhude aufwärts, bis wir die niedrige Wanderwegbrücke erreicht haben. Wir müssen durch einen Weidenbusch, aber ansonsten geht es gut voran. An der Brücke steigen wir für eine kleine Pause aus.

Nach einigen Minuten kommen 4 Kajakfahrer an die Brücke, erkennen, dass sie umtragen müssen. Ich mache Platz, indem ich unser Holzkanu ein wenig verhole, und sie steigen aus ihren Kajaks, um auf der anderen Seite wieder einsteigen und ihre Fahrt fortsetzen zu können. Einer von ihnen probiert die Brücke zu unterfahren, bleibt dabei fast stecken. Ein anderen kentert beim wieder Einsteigen, das Wasser ist sehr tief, so dass er komplett nass ist. 

Bald paddeln wir auch wieder zum Westensee zurück, ein Pärchen kommt uns noch mit seinem Canadier entgegen. Als wir wieder auf dem Westensee sind, hören wir mehrmals einen Schwarzspecht mit seinem typischen "Klageruf". Dann fliegt er tatsächlich auch noch über den See, nahe an uns vorbei! Die folgenden zwei Kilometer lassen uns viel Zeit, es drückt etwas Rückenwind, so dass wir kaum paddeln müssen. So erreichen wir ganz langsam bald die Eider, und unter einer sehr dicken alten Erle lassen wir es uns gemütlich, breiten unsere Picknickdecken aus und laben uns an Nudelsalat und Frikadellen.

Pause an der Eider

Pause an der Eider: unter einer sehr alten, dicken Erle

Als ich liege und in die Baumkrone blicke, erkenne ich einen buschigen Schwanz. Dort oben hat es sich ein Eichhörnchen bequem gemacht. Wir unterhalten uns, es lässt sich nicht stören. Alex und Gundula liegen still, ich laufe ein wenig umher. Ich treffe einen Hasen, einen Falken und dann etwa 12 total aufgeregte Wildgänse: ich denke, was haben die denn, dann denke ich "Seeadler!" und drehe mich instinktiv um: da sehe ich ihn, wie er etwa 100 Meter hinter den Graugänsen hinterher fliegt. Sie biegen zum nächsten Gehölz ab, er fliegt geradeaus weiter. Die Aufregung war, wie meistens, ganz umsonst. 

Bevor wir alles einpacken, entdecken wir noch ein Reh auf unserer Wiese, es wird langsam Abend. Das Eichhörnchen sitzt immer noch still in der Krone der alten Erle. Wir paddeln so langsam es geht zurück. Es sind immer noch viele Paddler unterwegs, wir aber sind gesättigt von all den schönen Erlebnissen an diesem ruhigen Tag. Der Weg nach Haus verläuft ebenfalls ruhig, obwohl Rückreiseverkehr am Ferienende ist, aber wir fahren Landstraße. Da ist wenig los, so dass wir bald zuhause ankommen und unsere Fotos von den Kameras laden. Wir sind durchaus müde, aber sehr zufrieden. 

Geschrieben in Kanutagebuch (2012)