Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Kleiner Plöner See am 26. Oktober

Geschrieben am 28.10.2012 in Kanutagebuch (2012) —   Kleiner-Plöner-See (Geändert am 28.09.2018)

Am Freitag, den 26. Oktober will ich unbedingt alleine paddeln. Während der Rest meines Teams noch im Büro sitzt und Computer mit Inhalten versorgt, raffe ich schnell mein Zeug zusammen und schaue noch einmal auf die Windvorhersagen. Es sind 3 Bft angesagt, mit Böen bis 5, naja, da denke ich, der Kleine Plöner See ist ja klein, und von Westen her recht geschützt. Es ist recht sonnig, aber kalt. 

Ich fahre also gemütlich die knapp 25 km bis Plön und setze an der Einsetzstelle Ascheberger Parkplatz ein. Der Steg ist bereits abgebaut, aber direkt am Spülsaum kann ich ohnehin besser einsetzen als an einem zu hohen Steg. 

Bald sitze ich im Kanu, frischer Wind treibt mich ans Ufer. Dahin will ich aber nicht. Mit etwas Trickserei schaffe ich es, gegen zu steuern und bin bald an dem schmalen Durchstich zum Mühlensee angelangt, von wo die Schwentine über den Großen Plöner See kommt.

Pause am Kleinen Plöner See

Pause am Kleinen Plöner See

Ich sitze ein wenig in der Sonne, schaue in das klare Wasser. Da ich zu wenig Ballast im Kanu habe, beschließe ich, am Westufer entlang im Windschutz zu paddeln. Einige Stockenten schwimmen vor mir, links liegt die Trasse der Eisenbahn. Ein kurzes Stück dahinter entdecke ich seichtes Ufer mit einigen Granitsteinen. 

Ich lege an, steige aus und lege drei dieser Steine ganz vorne in mein Kanu. Ein Eisvogel ist ganz in der Nähe, ich höre seinen metallischen Ruf. Zu sehen bekomme ich ihn leider nicht.

Auf dem Kleinen Plöner See

Auf dem Kleinen Plöner See

Mit dem Ballast paddle ich weiter, das Kanu liegt nunmehr auf seiner gesamten Kiellänge tief genug im Wasser. Da ich die Windstille genießen möchte, bleibe ich in Ufernähe. Hier ist das Wasser ganz  flach, und ich paddle über Schilfwurzeln, aus denen seit Jahren kein Schilf mehr gewachsen ist. Niemand weiß hier, warum das so ist an den Plöner Seen. 

Ich sehe und höre einen sehr großen Schwarm Graugänse auffliegen, dann steigen mit Geschrei auch noch viele Kormorane in die Luft. Ich denke sofort an Seeadler. Dann sehe ich drei große Vögel, zwei kann ich sofort als Graureiher identifizieren. Der dritte entpuppt sich als Seeadler, und zwar ein recht großer: es wird wohl ein erwachsenes Weibchen sein. Die Graureiher nerven diesen Seeadler so lange, bis dieser die Lust am Gänse Jagen verloren hat.

Halbinsel bei Dörnick

Halbinsel bei Dörnick

An der Halbinsel bei Dörnick lege ich eine Weitere Pause ein und vertrete mir auf dieser wunderschönen Stelle meine Beine etwas. Es gibt knorrige Bäume, Eschen und Erlen, zu sehen und jede Menge Pilze. Sie sind groß, braun und sehen nicht essbar aus. In der Ferne höre ich einige Kormorane knurkeln.

Kleiner Plöner See nahe dem Klärwerk

Kleiner Plöner See nahe dem Klärwerk

Ich genieße meine Kanutour, paddle ganz langsam in Richtung vom Gut Wittmoldt. An den flacheren Stellen kann ich immer wieder den Grund sehen. Der Wind nimmt zu, der Himmel bedeckt sich etwas. Ich halte mich noch ein wenig nahe dem Gut auf, wo bereits die Schwentine "Große Breite" beginnt. Da es aber bereits nach 16:00 Uhrist, muss ich doch bald den Rückweg antreten. 

Rücktour auf dem Kleinen Plöner See

Rücktour auf dem Kleinen Plöner See

Ein einzelner Wasservogel fliegt eilig über den See. Ich denke noch, was das wohl sein könnte, womöglich ein Gänsesäger? Da lässt er sein typisches Knurren hören, und mir ist klar: ein Gänsesäger bereichert hier gerade die Tierwelt zu meiner Freude.

Holzkanu am Kleinen Plöner See

Holzkanu am Kleinen Plöner See

Um nicht durch eine Gruppe von mindestens 1000 Graugänsen paddeln zu müssen, was natürlich sofortiges Auffliegen zur Folge gehabt hätte, halte ich mich mehr in der Seemitte.  Daraus folgt, dass ich seitlichen Wind habe, und nun muss ich mit diesem die letzten 2,5 km bis zurück zur Einsetzstelle paddeln. Da der Wind nicht ganz von der Seite, sondern leicht schräg von vorne kommt, bringt mir dies zusätzliche Geschwindigkeit. Es ist zwar anstrengend, ich komme aber recht schnell zum Parkplatz.

Ein paar Motorradfahrer kommentieren mein Bemühen, das Kanu auf mein Autodach zu laden und zu befestigen. Bald bin ich bereit und fahre zuerst zum Bootshaus und dann nach Haus zurück. Es ist jetzt fast dämmrig, und es sind nur noch ganz wenige Grad über Null. Ich frage mich, wie oft ich wohl in diesem Jahr noch Kanu fahren kann.

Geschrieben in Kanutagebuch (2012)