Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Eider-Ring-Kanal am 9. November

Geschrieben am 10.11.2014 in Kanutagebuch (2014) —   Eider, Eider-Ring-Kanal (Geändert am 05.07.2017)

Am Sonntag, den 9. November ist es sonnig und milde, es sind bis zu 11 Grad voraus gesagt. Ich will mich mit meinem Holzkanu zur Eider begeben und dort die schöne Herbststimmung genießen. 

auf dem Achterwehrer Schifffahrtskanal

auf dem Achterwehrer Schifffahrtskanal: -auch Eider-Ring-.Kanal genannt

Kaum komme ich auf dem Parkplatz an der Kanueinsetzstelle an, fliegt über mir ein sehr großer Zug von Graugänsen. Es mögen mehr als hundert gewesen sein, die aus Richtung Flemhuder See/Spülfeldbrache zu ihren Futterplätzen aufbrechen. 

Es sind drei Windstärken vorausgesagt, und da denke ich, der Westensee könnte jetzt doch ein wenig zu wild für meine Bedürfnisse sein. Ein Paddler kommt gerade von dort, er meint, es wäre recht kräftiger Wellengang.  Er freut sich, gerade einen Seeadler und einen Fischadler beobachtet zu haben. Wir plaudern noch ein wenig, und ich mache mich auf in die andere Richtung: Strohbrück ist mein Ziel.

kleiner Abstecher in die Wildnis

kleiner Abstecher in die Wildnis

Kurze Zeit später sitze ich bereits im Kanu und lasse es langsam in Richtung Flemhude gleiten. Leider herrscht sehr viel Verkehr auf der Autobahn, so dass es einen erheblichen Lärmpegel auf der Eider gibt. Trotzdem kann ich einen Eisvogel beobachten, und die Blässhühner um mich herum sind recht zutraulich. 

Abends am Eider-Ring-Kanal

Abends am Eider-Ring-Kanal

Links im Gestrüpp schackert ein Rotkehlchen, und als ich schon an der Autobahn vorbei bin, fliegt ein Schwarm Wachholderdrosseln von links zum Gehölz des rechten Ufers hinüber. Mitten in ihrem Geknäke höre ich ein metallenes Geräusch: ein weiterer Eisvogel gibt sich die Ehre, er setzt sich sogar für einige Sekunden links auf einen Ast, der über dem Wasser hängt. Ich erkenne ihn schon von weitem an seinem rotbraunen Brustgefieder. Bald aber fliegt auch er davon. 

Ich genieße das bunte Herbstlaub, diese besondere Stimmung und die letzten wärmenden Sonnenstrahlen dieses schönen Sonntags. Bald wird die Sonne untergehen, dann werde ich mich wärmer anziehen müssen. Auf dem Wanderweg am linken Ufer gehen einige Spaziergänger, aber alles verläuft ruhig ab. Als ich die Umtragestelle zum Flemhuder See passiere, bin ich für einen Moment versucht, dort anzulegen, meine Pause zu machen oder gar zum Flemhuder See hinüber zu tragen. Da ich aber vorweg bereits innerlich beschlossen hatte, zur Schleuse Strohbrück zu paddeln, halte ich an dieser Entscheidung fest.

bei der alten Schleuse

bei der alten Schleuse

Auf dem letzten Stück Kanal sehe ich einen weiteren Eisvogel, er ist bereits aufgeflogen, bevor ich ihn auf seinem Ansitz hätte entdecken können. Bei der Alten Schleuse lande ich rechten Ufer an und ziehe mein Holzkanu ein Stückchen aus dem Wasser. Ich vertrete mir ein wenig meine Beine, gehe über die Schleusenbrücke, schaue mir alles an, was es dort zu sehen gibt. Beim Blick in das leere Vor-Schleusenbecken sehe ich einen Zaunkönig herum wuseln, ab und zu verschwindet er sogar in dem gemauerten Rohr, das damals dem Wassermanagement diente, als diese Schleuse noch in Betrieb war.

Zurück bei meinem Kanu ziehe mich wärmere Sachen an und esse ich mein Müesli mit Apfelmus, Banane und Yoghurt sowie Schlagsahne. Am Ufer entsteht im ansonsten stillen Wasser (das übrigens sehr klar ist!) eine merkwürdige Wellenformation, die sich fortsetzt, als ob eine Windböe das Wasser bewegen würde. Ich trete näher ans Ufer, kann aber nichts entdecken. Einen kurzen Moment darauf läuft ein Bisam über das Ufer zum Eiderabfluss hinüber, der zum Kraftwerk führt. Er muss unter meinem Kanu hindurch getaucht sein. Dieses sehr possierliches Wesen hat mir eine lustige Überraschung bereitet. 

Blick auf den kleinen Quarnbeker See

Blick auf den kleinen Quarnbeker See

Zu meiner Freude und Verwunderung höre ich Kraniche rufen. Sehen kann ich sie zunächst nicht. Erst ein oder zwei Minuten danach erscheinen am Himmel vier Kraniche, relativ niedrig, rufen jetzt aber nicht mehr. Ich bin glücklich, im rechten Moment hingeschaut zu haben! 

Ich mache noch einige Fotos und genieße die Ruhe. Dann besteige ich wieder mein Kanu. Die untergehende Sonne färbt die ganze Natur rötlich, mein Thermometer zeigt knapp 9 Grad. Während ich den kleinen Quarnbeker See erreiche, beobachte ich zwei Zwergtaucher, die am östlichen Ufer ab und zu untertauchen. Ansonsten darf ich mich noch mit einigen Blässhühnern unterhalten, die ganz nahe an mein Kanu kommen. Kurz vor Flemhude flitzt ein weiterer Eisvogel am linken Ufer über das Wasser. Auch einige Wildgänse lassen ihre Rufe ertönen: sie hören sich an wie Nonnen- oder Weißwangengänse. Sogar einen Kajakfahrer treffe ich noch, er dreht nur eine kleine Runde vom Steg aus in Flemhude. 

Gegen 16:10 Uhr bin ich wieder an der Einsetzstelle in Achterwehr. Bis ich alles verstaut habe, ist es bereits 16:30 Uhr - und es dämmert. Über die Autobahn bin ich aber schnell wieder beim Bootshaus, wo ich mein Kanu wieder ins Trocknen bringe. Bis zum nächsten Mal, wohin ich auch immer fahren werde, soll meine Freude von heute reichen!

Geschrieben in Kanutagebuch (2014)