Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

9. September auf der Schwentine

Geschrieben am 18.09.2014 in Kanutagebuch (2014) —   Schwentine (Geändert am 05.07.2017)

Am heutigen warmen und sonnigen Donnerstag habe ich die große Ehre, eine Naturführung im Kanu mit der Profi - Fotografin Anne Juretschka zu machen. Sie ist ein Stadtmensch, kennt Kiel hauptsächlich von der Straßenseite und das möchten wir heute ändern. Ich möchte Anne zeigen, welch eine Wildnis hier herrscht und was man alles zu sehen bekommen kann, wenn man genau hinschaut.

Ringelnatter - Haufen

Ringelnatter - Haufen: Fotoautorin: Anne Juka

Während wir starten, macht Anne bereits eifrig Fotos. Dafür bekomme ich auch die eine oder andere Anweisung. Wir sind zunächst noch ein wenig im Umgebungslärm gefangen, aber das ändert sich bald. Mit dem lichter Werden der Uferbebauung an der Schwentine nimmt auch der Stadtlärm ab, und bald können wir eine recht leise Kanutour genießen. An der weißen Fußgängerbrücke hängen einige Luftballons, da hat wohl jemand ein Spielchen zum Geburtstag organisiert.

Spätsommersonne im Kanu

Spätsommersonne im Kanu

Die Schwentine ist in diesem Jahr ziemlich stark verkrautet, was wohl am langen, kühlen Frühjahr mit folgendem recht warmem Sommer liegt. In einer winzigen Bucht liegt ein dicker Fadenalgenteppich. Bereits von weitem erkenne ich darauf etwas Ungewöhnliches. Ich greife mein Fernglas und erkenne eine Ringelnatter, die sich aufgeringelt sonnt. 

Schildkrötensuppe

Schildkrötensuppe

Als wir näher kommen, entdecken wir mehrere Reptilien: außer der zuerst entdeckten liegt noch eine weitere in den Algen. Das ist aber noch nicht alles: außerdem liegt noch eine Schildkröte in den Algen. Als wir genauer hinschauen, sehen wir noch eine zweite!

Schildkröte in der Schwentine

Schildkröte in der Schwentine

Die Freude ist groß, und langsam paddeln wir weiter. Während wir den üppigen Bewuchs an den Ufern genießen, treffen wir noch weitere Ringelnattern. Einige andere Paddler weisen uns darauf hin, dass an einer Eschenwurzel eine Schildkröte liegt: wir haben also noch eine, diesmal eine größere, zu sehen bekommen. 

Pause am Bach

Pause am Bach: Fotoautorin: Anne Juka

Ab und treffen wir andere Paddler, die ich vom Sehen kenne. Es gibt einen Smalltalk, dann geht es weiter. Vor der Abzweigung zum Durchstich beim Gut Oppendorf überholen uns einige Mietkanus, so dass wir beschließen, der Ruhe halber links den Durchstich zu nutzen. Aber auch dort werden wir von einem Pärchen im Kanu überholt. An der Spitze der Insel erleben wir den Grund für das rege Treiben: es gibt dort viele Luftballons, und es wird mit Prosecco angestoßen. Dort findet wohl das Geburtstagstreffen statt. 

Kanadagans

Kanadagans

Wir paddeln weiter aufwärts, die Strömung nimmt ein wenig zu. Wir treffen eine weitere Ringelnatter, und dann sehen wir auch noch einen Eisvogel. Wir kommen bis zum Wasserwerk, ohne uns besonders anstrengen zu müssen. Da bleiben wir ein wenig, halten uns an einem Ast fest und genießen die Wärme. 

Bald lassen wir uns ein wenig abwärts treiben, um bei der Bachmündung am seichten Strand anzulegen. Anne macht weitere Fotos, spielt dabei mit dem Licht der jetzt bereits niedrig stehenden Sonne. Wir haben beide viel Spaß. Ein Buntspecht knattert sein weithin hörbares Stakkato dazu. Einige Kekse und Apfelschorle stärken unsere Glieder, und bald machen wir uns auf den Heimweg. 

Es geht auf den Frühabend zu, und es ist schon erheblich mehr Betrieb auf der Schwentine. Diverse Kanuten aus verschiedenen Vereinen trainieren oder paddeln einfach ihre gewohnten Strecken. Dann hören wir lautere Menschen: wie ich mir schon dachte, sind auch Drachenbootfahrer  unterwegs. Zuerst sehen wir eines, kurz darauf ein zweites. Nach einer kleinen Weile taucht das nächste auf, und dann reißt es kaum noch ab: es sind mindestens 10 Drachenboote unterwegs, zum Glück im Gegenverkehr. Später hören wir, dass das Drachenbootrennen bevor steht, da ist dieses Aufgebot ja verständlich. Auch einer Paddelschule für Anfänger dürfen wir beiwohnen. 

Bevor wir zum Auto zurück kehren, treffen wir beim Angelverein noch eine Kanadagans, die einzige heute. (Dort findet heute Abend wohl eine Party statt, es läuft schon laute Techno-Musik, was mich ein wenig verwundert). An anderen Tagen gibt es ja meist viele Gänse hier nahe der Schwentinemündung. Anne fotografiert noch Tiere, Kanus und mich, dann lade ich das Boot aufs Autodach und wir packen alles ein. Es folgt noch eine herzliche Verabschiedung, dann trennen sich unsere Wege - bis zum nächsten Mal. Ich bin sehr erfüllt vom vielen außergewöhnlichen Spaß, den wir zusammen hatten und der Kanutour überhaupt. 

Geschrieben in Kanutagebuch (2014)