Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Kanutour durch das Eidertal am 9. März

Geschrieben am 10.03.2014 in Kanutagebuch (2014) —   Eider, Eidertal (Geändert am 05.07.2017)

Für heute sind 18 Grad angesagt und Wind der Stärke 3 aus Süden. Die Eider zwischen Bordesholm und Flintbek sind wir längere Zeit nicht gepaddelt, und heute wollen wir diesen Teil des Eidertals genießen. Das letzte Mal waren wir hier mit Fahrrädern, davor sind wir hier auch gewandert.

Wir fahren zur Kanu-Einsetzstelle Flintbek und lassen dort ein Fahrrad stehen. In Schmalstede, etwa 7 Km die Eider aufwärts, wollen wir einsetzen. Zu unserer Erleichterung können wir mit unserem Auto ganz bis an die Einsetzstelle heranfahren und es dort auch stehen lassen. Beim Einsetzen werden wir von einer Familie mit kleinen Kindern beobachtet: alles, was wir tun, wird von den begeisterten kleinen Jungs kommentiert. Sie erteilen uns auch durchaus brauchbare Ratschläge.

Schwarzkehlchen im Eidertal

Schwarzkehlchen im Eidertal

Da an dieser Stelle noch wenig Strömung herrscht, wollen wir ein wenig aufwärts paddeln, um das obere Stückchen Eider auch noch zu erleben, soweit es möglich ist. Wir beobachten mehrfach ein Schwarzkehlchen, es setzt sich gerne auf alte Holzpfähle. Kurz bevor die Eider zum Umdrehen zu schmal wird, legen wir eine Pause ein. Ich esse mein Frühstück zu Ende, heute morgen war es für mich noch zu früh gewesen, um eine normale Portion verspeisen zu können.

Raubwürger an der Eider

Raubwürger an der Eider

Während wir uns dort am Ufer der Eider auf einer großen Wiese aufhalten, sehen wir einen Raubwürger auf einem Pfahl sitzen. Ab und zu versucht er Kleintiere zu erbeuten, was ihm auch einmal gelingt. Wie sehen auf einer kahlen Weide einen weiteren. Als wir ein paar Kolkraben hören, blicken wir in die Luft und dürfen miterleben, wie ein junger Seeadler von zwei Kolkraben aus ihrem Revier hinaus komplimentiert wird. Mit einem Seeadler hatten wir hier nun nicht gerade gerechnet!

Pause mit Vogelbeobachtungen

Pause mit Vogelbeobachtungen

Der Kolkrabe lässt vom Seeadler ab, der bald am Himmel verschwunden ist. Während wir ihm noch hinterher blicken, fliegt etwas über uns hinweg, das wir zuerst für eine Schwalbe halten - und das sich dann als Fledermaus entpuppt! Sie ist recht groß, entweder ein Großes Mausohr oder ein großer Abendsegler. Unsere Freude, aber auch unsere Überraschung könnte kaum größer sein! Wir trinken noch ein wenig von unserem Tee und genießen die Morgensonne. Einige Graugänse überqueren uns noch, dann paddeln wir ganz langsam flussabwärts. 

Fledermaus über der Eider

Fledermaus über der Eider

Eine Weile können wir noch einmal den Raubwürger beobachten, auch das Schwarzkehlchen gibt sich noch einmal die Ehre. Die Wiesen rechts und links der Eider waren bis vor kurzen offensichtlich noch überflutet, und es laufen immer noch kleine Bäche aus den Wiesen in die Eider. An manchen Stellen haben sie sich richtige Fließe in den moorigen Boden gefressen. Es plätschert an vielen Stellen.

dichtes Gebüsch an der Eider

dichtes Gebüsch an der Eider

Dann passieren wir wieder unsere Einsetzstelle, die Kinder spielen immer noch dort. Hinter der Brücke treffen wir auf viel Gebüsch, das sich in die Eider geneigt hat. Ein Zaunkönig schmettert dort sein Lied, wir sehen ihn wegfliegen. Ein Rotkehlchen singt ebenfalls, es bleibt ruhig sitzen, während wir beherzt durch die Büsche paddeln, mit unseren Armen unsere Gesichter schützend. 

Hindernis in der Eider

Hindernis in der Eider

Gleich hinter den Büschen folgt ein Schwall, und es folgen noch viele: man hat hier auf einigen Hundert Metern Länge die Eider renaturiert, indem man durch Quer-Einbauten dafür gesorgt hat, dass das Wasser nicht mehr so schnell abfließen kann. Auf diese Weise haben wir es mit Baumstämmen, Pfählen und Sand- bzw Steinbänken zu tun, zwischen denen wir uns mit unserem doch recht langen Kanu einen Weg suchen müssen. Bereits am ersten Schwall sehen wir einen Zwergtaucher, und dieser begleitet uns eine ganze Weile.

An einer kahlen, schrägen Uferstelle wandert ein gestreifter mittelgroßer Sindvogel umher, der sich als Wiesenpieper entpuppt. Dann endet die Gefällestrecke, die Eider nimmt plötzlich an Breite zu. Dafür ist sie nun durchgehend flacher, das relativ klare Wasser lässt uns den nahen Sandboden erkennen. An einer sumpfigen Uferstelle sehen wir zwei Rehe, die bald vor uns flüchten. Nach vielen hundert Metern legen wir an einer erhöhten Geländestelle nahe dem schönen Buchenwald eine ausgedehnte Pause ein. Wir essen unsere belegten Brötchen, die wir uns bereits am Morgen gekauft und fertig gemacht hatten. Dazu gibt es leckeren Tee. 

Zwergtaucher in der Eider

Zwergtaucher in der Eider

Wir können wieder den Zwergtaucher beobachten, zu unserem Erstaunen sehen wir dann zwei Stück. Da diese winzigen Wasservögel oft unter Wasser schwimmen, denken wir uns, dass es die ganze Zeit zwei gewesen sein könnten. Als wir dann später weiter paddeln, lassen sie uns recht nahe an sich heran kommen, so dass Alexander einige Fotos machen kann. Sie bleiben bis kurz vor Flintbek immer in unserer Nähe, sind manchmal nur eine Bootslänge vor uns. Meist ist aber nur einer an der Wasseroberfläche.

Seeadler an der Eider

Seeadler an der Eider

Wir paddeln weiter langsam auf Flintbek zu, als wir seltsame Krähentöne zu hören glauben. Ein Blick nach oben bringt uns die Erkenntnis: Seeadler! Offensichtlich ein Pärchen, umfliegen sie sich so akrobatisch wie möglich und sehen manchmal wie zusammen geknotet aus. Dann segeln sie beide mal näher, mal entfernter, ihre Runden über uns. Ihre Balzrufe unterscheiden sich stark vom bekannten, hoch tönenden "Glöck! Glöck!" Hoch erfreut schauen wir ihnen so lange hinterher, bis sie über dem hohen Buchenwald bei Sprengerteich verschwunden sind. 

Reh am Eiderufer

Reh am Eiderufer

Wir haben noch einige steinige Stellen zu überwinden, erfreuen uns aber an der abwechslungsreichen, sumpfigen Landschaft um uns herum. Das Eidertal wird etwas schmaler. Auf der Höhe der Werkstätten des Eiderheims liegt eine große, wild verzweigte Erle in der Eider. Für uns gibt es hier keine Durchkommen, also müssen wir aussetzen und über die Wiese umtragen. Gerade dort haben viele Rinder gestanden, es ist recht matschig und es liegen viele Haufen von Rinderkot herum. Wir steigen bald wieder in unser Kanu, um die letzten beiden Kilometer bis zu unserem Ziel abzupaddeln. Dabei treffen wir auf eine Gruppe von Tauchenten (Reiherenten), die bald auffliegen. Eine kann wohl nicht mehr fliegen und sucht auf dem Wasser schneller als gewohnt vorwärts zu kommen, was uns sehr leid tut. Es sieht sehr gequält aus. Am Ufer stehen drei Graugänse und zwei Kanadagänse. Letztere ignorieren uns komplett, während die ersteren bald über die Wiese flüchten.

Wir beobachten noch ein Mäusebussard-Pärchen und einige Schellenten. Dann kommt bald unser Ziel in Sicht, die Kanueinsetzstelle am Freibad Flintbek. Wir legen an, auf dem Steg spielen zwei kleine Mädchen so etwas wie Angeln, ein älterer Mann begleitet sie. Die Kinder wollen unbedingt ins Kanu, und wir lassen sie gerne mal kurz einsteigen und eine Sitzprobe machen. Am liebsten würden sie gar nicht mehr aussteigen, eher eine Runde paddeln, so sehr gefällt es ihnen. Ich setze mich auf mein Fahrrad und radle die 8,5 Kilometer bis zu meinem Auto, bin nach 45 Minuten zurück. Inzwischen haben Gundula und Alexander Buntspechte im Eiderwald beobachtet. 

Nachdem wir alles ein - und aufgeladen haben, fahren wie beglückt über diesen sehr schönen Sonntagsausflug nach Hause zurück. Wir haben uns heute tatsächlich mehr als 6 Stunden entspannt ohne dicke Kleidung in der Natur aufgehalten! Das war nur möglich, weil es so warm war. Am Abend sind wir immer noch recht fertig nach all der frischen Luft und den erbaulichen Erlebnissen. 

Geschrieben in Kanutagebuch (2014)