Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Abendtour auf dem Lanker See am 17. Mai

Geschrieben am 20.05.2014 in Kanutagebuch (2014) (Geändert am 05.07.2017)

Es ist Samstag, wir hatten einen Arbeitstag. Aber am Abend wollen wir noch für ein paar Stunden paddeln gehen. Unsere Absicht ist es, in Preetz in den Kirchsee einzusetzen, um die Schwentine bis Raisdorf hinunter zu paddeln.

Weitblick auf dem Lanker See

Weitblick auf dem Lanker See

Gegen 17:30 Uhrh sitzen wir im Kanu, und da es relativ windstill ist, kommt der Gedanke auf, zunächst auf den nahen Lanker See hinaus zu paddeln. Da waren wir in diesem Jahr erst ein einziges Mal. Wir sind uns einig und paddeln also unter der weißen Fußgängerbrücke am Wehrberg in Preetz hindurch auf den Lanker See hinaus.

Sonneninsel im Abendlicht

Sonneninsel im Abendlicht

Links auf dem Probstenwerder halten sich viele Wildgänse und Möwen auf, es ist Brutzeit. Anders als im frühen Frühjahr sind sie aber gelassen, es gibt kaum Aufregung. Die nachbarschaftlichen Verhältnisse sind wohl geklärt. Wir paddeln an der Badestelle vorbei, wo noch Betrieb ist. Die Lufttemperatur beträgt 19 Grad, das Wasser ist etwa 14 Grad warm (?). Einige wenige Paddler kommen uns entgegen, andere paddeln auch auf den See hinaus. 

Blei oder Brachse

Blei oder Brachse

Wir erreichen die schmale Stelle zwischen den Nord- und Südteil des Lanker Sees. Es platscht kräftig am Ufer, wir vermuten, dass dort Fische ablaichen. Ganz langsam gleiten wir näher, wobei wir im klaren Wasser große Fische um uns herum schwimmen sehen. Nahe dem Ufer, mitten zwischen den platschenden Fischen, liegen wir nun ganz still mit unserem Holzkanu und beobachten fasziniert, was um uns herum passiert: Rückenflossen tauchen auf, manchmal halbe Fische. Sie sind 40 bis 50 cm lang. Aber auch im Wasser neben unserem Kanu ist viel Betrieb, immer wieder schwimmen große und mittlere Fische bis kurz vor unsere Bordwand, um dann abzudrehen und kurze Zeit später wieder zu kommen. Es ist, als ob sie neugierig wären. Die großen Ohrenweidenbüsche bieten uns besten Schutz vor dem Wind, die Sonne bescheint uns trotzdem. Wir holen unser verspätetes Mittagessen hervor und speisen ganz gemütlich in unserem Kanu.

Essenspause auf dem See

Essenspause auf dem See

Mit dem Beobachten der schönen Natur um uns herum lassen wir uns sehr viel Zeit. Inzwischen geben sich auch einige Singvögel die Ehre: wir hören Rohrsänger, Dorngrasmücken, eine Schwanzmeise sowie Sumpf- oder Weidenmeisen. Natürlich versuchen wir Fotos zu machen, auch von den Fischen. Wir stehen wohl fast eine Viertelstunde dort und genießen es sehr, was um uns herum passiert.

Flachstelle im Lanker See

Flachstelle im Lanker See

Nach geraumer Zeit paddeln wir langsam weiter, wir kommen an der Sonneninsel sowie der Baumgruppe vorbei, in der ein Seeadlerpaar horstet. Das dichte Laub lässt aber keinen Blick auf den Horst zu, und kein Seeadler ist zu hören. Sehr viele Graugänse schwimmen in der Bucht, es wird lautstark gestritten und einige fliegen immer wieder auf. Am Ufer der Sonneninsel sind einige Kanadagänse zu vernehmen. Am Ende hören wir zu unserer Freude sogar doch noch einen Seeadler laut rufen.

Tafelenten in der Abensonne

Tafelenten in der Abensonne: Foto von Alexander Clausen

Wir sind uns einig, noch bis zum Gut Wahlstorf ein wenig die Schwentine aufwärts zu paddeln, und da der Wasserstand gut ist, kommen wir recht gut vorwärts. Da genießen wir sogar die Anstrengung, hier gegen kräftige Strömung paddeln zu müssen. Die nächsten 500 Meter bis zum Beginn des Fuhlensees paddeln wir durch einen richtigen Tunnel, aus dicht belaubten Baumkronen gebildet. Von überall schallt der Vogelgesang, und im klaren Wasser schwimmen einige größere Fische hektisch umher. Sie sehen wie Rotfedern aus.

Haubentaucher mit Jungem auf dem Rücken

Haubentaucher mit Jungem auf dem Rücken: Foto von Alexander Clausen

Am Beginn des Fuhlensees können wir am linken Ufer einen Haubentaucher beobachten, der mit 3 Kleinen unterwegs ist: eines davon wird auf dem Rücken des Altvogels getragen! Auch ein Blässhuhn mit einem Jungen schwimmt ruhig am nahen Schilfrand umher. Fröhlich paddeln wir weiter zum offenen Fuhlensee, wo einige Tafelenten mit ihren kupferroten Hälsen und Köpfen langsam über den See schwimmen. 

Im folgenden Stückchen Schwentine ist die Wasseroberfläche von der Blütenwolle der Weiden ziemlich bedeckt. Hier hören wir den ersten Sprosser, bald noch einen zweiten, und auch eine Singdrossel lässt ihre abwechslungsreichen Tonfolgen durch den Abend über die schöne Sumpf- und Seelandschaft klingen. Ab und zu stimmt noch ein Rohrsänger ins Konzert mit ein. Wir sind sehr glücklich, uns für das Aufwärtspaddeln entschieden zu haben! 

Gänsesägerweibchen in der Abendsonne

Gänsesägerweibchen in der Abendsonne: Foto von Alexander Clausen

Bis zum nahen Kronsee paddeln wir noch hoch, halten uns noch eine Weile auf diesem kleinen, ruhigen See auf. Dann drehen wir um und paddeln ganz langsam zurück. Während wir unser Holzkanu durch die Schwentine und die Seen gleiten lassen, macht Alexander Videoaufnahmen. Es ist 20:30 Uhr, und ohne zu sprechen lauschen wir dem Abendgesang der vielen Vögel, die hier diese herrliche Sumpflandschaft bevölkern. Wir hören sogar einen Schwarzspecht in der Ferne rufen. Beim Gut Wahlstorf sehen wir, aus dem relativ dunklen "Tunnel" kommend, Schwärme von Eintagsfliegen im gold leuchtenden Sonnenlicht. Es nimmt uns fast die Sicht. 

Als wir an der Einmündung der Schwentine in den Lanker See zurück kommen, steht ein Gänsesägerweibchen zwischen zwei alten Erlen. Ihr Gefieder leuchtet in der Abendsonne, ihre typischen Kopffedern stehen dabei senkrecht. Ein Eisvogel fliegt vorbei, und dann beobachten wir auch noch einen Flussuferläufer. 

Da es allmählich der Dämmerung entgegen geht, paddeln wir die letzten 4 km auf dem Lanker See ein wenig schneller. Ein paar Kanadagänse zoffen sich noch, sonst ist nur der Gesang der Kleinvögel zu hören. Als wir fast am Kirchsee angekommen sind, fliegt vor uns eine Fledermaus herum und sammelt ihr Abendbrot zusammen. Als wir aus unserem Kanu gestiegen sind und alles verladen haben, läuten die Glocken von der Preetzer Kirche 22:00 Uhr. 

Einen schöneren Abend kann man kaum verbringen, und voller Glück fahren wir nach Hause.

Geschrieben in Kanutagebuch (2014)