Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Lanker See am 12. März

Geschrieben am 13.03.2014 in Kanutagebuch (2014) (Geändert am 05.07.2017)

Heute ist einer der vorerst letzten Tage, wo gutes Paddelwetter mit relativ hohen Temperaturen und wenig Wind zu erwarten ist. Daher machen wir gegen Mittag Feierabend, nach dem Motto "arbeiten können wir immer noch". Das Kanu ist noch auf dem Autodach, die Ausrüstung an Bord. Wir setzen in Preetz bei strahlend blauem Himmel in den Kirchsee ein und paddeln langsam zum Lanker See hinüber. Unser Thermometer zeigt 12,8 Grad.

Die Luft ist erfüllt von den Rufen der vielen Möwen und ebenso vielen Graugänsen, die mit Partnerfragen und Wohnoptionen befasst sind. Von den beiden Brutinseln halten wir großen Abstand, und gegen leichten, aber kühlen Wind paddeln wir in Richtung Wahlsdorf. Die Jacken müssen jetzt geschlossen sein. Bereits von der Seemitte aus erkennen wir eine Ansammlung größerer weißer Vögel am östlichen Ufer. Bald entpuppen sich diese als Silberreiher. Sie stehen teilweise im Schilf, andere auch im Flachwasser, verteilt über mehr als hundert Meter. Aber auch am westlichen Ufer entdecken wir zwei Silberreiher. Dann fliegen einige auf, aus welchem Grund auch immer, und immer mehr von ihnen gehen in die Luft. Am Ende sind sie wohl alle am Fliegen, wir zählen 35 Exemplare dieser schönen großen weißen Vögel!

Seeadlerhorst am Lanker See

Seeadlerhorst am Lanker See

Die Silberreiher drehen eine sehr große Runde um den Lanker See, ein Teil von ihnen fliegt dann wieder zu ihren bisherigen Jagdgründen zurück. Wir entdecken den großen Adlerhorst, der sommers sehr schlecht im dichten Grün der Bäume auszumachen ist. Mit dem Fernglas können wir dann auch einen Seeadler entdecken, der auf dem Horstbaum nicht weit vom Horst auf einem Ast sitzt. 

Inzwischen ist der Wind verschwunden, wir haben einen glatten Lanker See um uns herum. Von der Insel schallen die Rufe von Graugänsen zu uns herüber, die kleine Bucht links ist mit mehreren Haubentauchern bevölkert. Die Männchen lassen unablässig lautstark ihre Balzrufe erklingen. In der Wahlstorfer Bucht lässt sich ein großer Schwarm von Kleinenten (wahrscheinlich Reiherenten) nieder, wir sahen sie bereits vorher ihre Runden über der Bucht drehen. Ab und zu können wir das Seeadlerpärchen hören, ihr lautes "Glöck, Glöck" schallt über den ganzen Lanker See. 

Insel-Weide im Lanker See

Insel-Weide im Lanker See

Da wir eine Picknickpause einlegen wollen, steuern wir die "Insel" in der Wahlstorfer Bucht an: sie besteht aus einem Ring von niedrigen Weiden, in derer Mitte ein großer Weidenbaum steht. Ist der Wasserstand hoch genug, kann man auf dessen flachem Wurzelwerk anlanden. Heute erreichen wir den schönen Baum nicht ganz, Steine und Flachstellen hindern uns daran. So bleiben wir zum Essen in unserem Holzkanu und stärken uns an dem selbst gemachten Kartoffelsalat und den hart gekochten Eiern. 

Irgendwann fliegen die Kleinenten auf, und auch Gänse in der Bucht regen sich lautstark auf. Wir sehen einen Seeadler zum nahen Wald hinüber fliegen, er lässt sich am Boden nieder. Die Enten kommen wieder aufs Wasser zurück, die Graugänse beruhigen sich wieder. Das Ganze hat kaum eine Minute gedauert.

Schwentine beim Gut Wahlstorf

Schwentine beim Gut Wahlstorf: ein Nebengewässer

Wir beschließen, noch in die Schwentine hinein zu den beiden nahen Seen zu paddeln. Die nächsten 500 Meter weist die Schwentine kräftige Strömung auf. Zum Glück ist der Wasserstand recht hoch, so dass wir wenigstens unsere Paddel tief eintauchen können. Aus dem Gäst der Gehölze beim Gut Wahlstorf hören wir Rotkehlchen, Zaunkönig, Kleiber und Buchfinken. Auch verschiedene Meisenarten lassen ihre Rufe deutlich vernehmen. Wir müssen eine umgefallene Trauerweide umschiffen, und an den Resten der Fußgängerbrücke drückt uns die Strömung fast gegen einen Pfeiler. Als wir den Fuhlensee erreichen, pausieren wir erst einmal in der Sonne und genießen die Stille. Es kommt uns fast wie an einem Sonntag vor, es ist nur sehr wenig Zivilisationslärm zu hören. Stockenten, Blässhühner und Haubentaucher halten sich nahe uns am Schilfufer auf, und für einige Minuten entspannen wir uns einfach in der Sonne. 

Schwentine beim Fuhlensee

Schwentine beim Fuhlensee

Im Verlauf des Fuhlensees, an der Fischerei Bock vorbei, treffen wir noch etliche Haubentaucherpärchen an. Einige sind bereits kräftig am Balzen, halten ihre Köpfe und Hälse gegeneinander gereckt und scheinen sich anzuschauen. In einem hohem Baum auf einem Hügel nahe der östlichen Ecke des Fuhlensees sehen wir zwei unterschiedlich große Vögel. Durch sein Teleobjektiv kann Alexander erkennen, dass es tatsächlich, wie vermutet, ein Seeadlerpärchen ist. Während wir weiter zum Ende des Fuhlensees paddeln, erfreuen sie uns auch noch mit lautem, hellen "Glöck, Glöck!"

Wir sind dann wieder auf dem Schwentineabschnitt, der vom Fuhlensee zum Kronsee führt. Es knackt laut im Weidengebüsch am linken Ufer, gefolgt von lautem Platschen. Die Geräusche dauern an, und wir denken natürlich sofort an Wildschweine. So leise wie wir nur können paddeln wir aufwärts, der Lärm bleibt. Die Schweine bemerken uns nicht. Gespannt versuchen wir, sie in den Weiden zu entdecken, aber unsere Mühen sind vergebens. Als wir schon fast aufgegeben haben, kracht es noch einmal fürchterlich direkt neben uns, und verblüfft sehen wir nur noch die großen grauen Hinterteile von vier ausgewachsenen Schweinen, die völlig ruhig einfach nur ein wenig tiefer ins Buschwerk eindringen, dabei mit ihren Schwänzchen wedelnd. Oh, das war richtig aufregend! 

Verzückt paddeln wir noch bis in den Kronsee hinein und sehen eine Weile den dort schwimmenden Haubentauchern, Stockenten und Blässhühnern zu. Allmählich ist es aber schon nach 16:00 Uhr geworden, und wir drehen bei und lassen uns die Schwentine abwärts treiben. Von den Wildschweinen hören und sehen wir nichts mehr, dafür lassen die beiden Seeadler noch einmal schön grüßen. Wir paddeln jetzt doch einigermaßen zielstrebig zurück, genießen dabei aber immer noch tollen Sonnenschein bei knapp 12 Grad. 

Abendsonne auf dem Lanker See

Abendsonne auf dem Lanker See

Auf dem Lanker See treffen wir noch einmal einige Silberreiher, und dann, zu unserer großen Freude, lassen einige Kraniche ihr Trompeten sehr lautstark über die Westbucht des Lanker Sees schallen. Da die Sonne genau aus ihrer Richtung kommt, können wir sie nicht entdecken. Wir denken jedoch, dass es das Brutpaar ist, das bereits in den vergangenen Jahren dort in der großen, renaturierten Wiese gebrütet und seine Jungen aufgezogen hat. 

Mitten auf dem Lanker See legen wir noch eine kleine Pause in der Abendsonne ein. Dann paddeln wir stramm zu unserer Einsetzstelle am Kirchsee zurück. Auf dem Rückweg nach Kiel erledigen wir noch einige Dinge. Als wir zu Hause ankommen, sind wir ziemlich fertig. Der Abend wird dann nicht mehr so lang.

Geschrieben in Kanutagebuch (2014)