Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Rätzsee - Runde mit Heegesee am 30. August

Geschrieben am 18.09.2014 in Kanutagebuch (2014) —   3-Seen-Rundfahrt, Rätzsee-Runde (Geändert am 28.09.2018)

Am heutigen Samstag, den 30. August starte ich meine Kanutour in Wustrow an der Mecklenburgischen Kleinseenplatte. Bereits um 7:30 Uhr sitze ich im Kanu. Die Temperatur liegt bei 13,5 Grad, der Himmel ist weitgehend blau und es ist bislang windstill.

Kanal vor dem Heegesee

Kanal vor dem Heegesee

Die "Balinka" ist fast ganz mit Seerosen bedeckt, das Wasser sehr klar. Mir bleibt nur eine schmale Rinne, aber es reicht. Dann erfreue ich mich wieder einmal an dem urwüchsigen, sehr schmalen Durchstich zum Klenzsee. Man hat hier das Gefühl, durch ein Moor zu paddeln, das mit Sumpffarn, Birken- und Erlengehölzen zugewachsen ist.

Schwan beim Heegesee

Schwan beim Heegesee

Im vergleichsweise weiten Klenzsee paddle ich auf eine Landzunge zu: ich weiß, dass ich danach bereits die Stelle sehe, wo der  kleine Kanal zum Gobenowsee verläuft. Allerdings ist mein Plan ein anderer: zunächst möchte ich zum Heegesee, dort einen Wasserwanderrastplatz in Augenschein nehmen. 

bei Seewalde am Gobenowsee

bei Seewalde am Gobenowsee

An der Landzunge treffe ich eine Kajakfahrerin, man grüßt sich freundlich. Ich denke, die ist ja auch früh dran. Meine Suche der Einfahrt des Durchstichs zum Heegesee irritiert einen Angler, der ein paar hundert Meter südöstlich in seinem Ruderboot steht: er ruft, ich müsse gleich links abbiegen. Er kann ja nicht wissen, dass ich erstens ortskundig bin und zweitens zum Heegensee will. Fast alle wollen hier zum Gobenowsee, das ist sicher.

in der Drosedower Bek

in der Drosedower Bek

Ich finde bald das Fließ zum Heegesee. Es erweist sich als sehr flach, also verschlammt, stinkt aber nicht. Der Schlamm besteht eher aus Blättern und Zweigen, und Erhebungen an den Ufern verraten mir, dass hier auch dann und wann gebaggert wird. (Nachtrag: es wurde hier 2017 dann ausgebaggert).

der schöne Rätzsee

der schöne Rätzsee

Bald bin ich im Heegesee. Von dort aus gibt es noch ein kurzes Stück Kanal zur "Kanufarm", wie es hier genannt wird. Auf dem letzten Abschnitt wartet ein Höckerschwan auf mich, und er geleitet mich direkt zum Zeltplatz, indem er ganz dicht vor mir her schwimmt. Als ich dort aus meinem Kanu steige, um mich ein wenig um zu schauen, bleibt der Vogel neben meinem Boot und es scheint so, als würde er es bewachen. 

Pausenmöglichkeit am Rätzsee

Pausenmöglichkeit am Rätzsee

Ich gehe über den Platz und treffe auch einige Leute. Der Betreiber ist allerdings nicht anwesend, und so mache ich ein paar Bilder und paddle wieder von dannen. Der Schwan geleitet mich bis genau zu der Stelle, wo er mich "abgeholt" hat. 

vor der Diemitzer Schleuse

vor der Diemitzer Schleuse

Bald bin ich wieder im Klenzsee und lenke mein Kanu zum Gobenowsee hinüber. Auf der Fahrt dorthin entdecke ich noch eine neue Einsetzmöglichkeit an der Straße nach Neucanow, die ich sogleich dokumentiere. Ich paddle an Seewalde vorbei, erreiche dann den Campingplatz C27, an dem ich langsam vorbei paddle, während ich einige Fotos mache. Nach einer Weile erreiche ich die Drosedower Bek, und während ich diese wunderschöne Paddelstrecke genieße, wird die Zahl derer ein wenig größer, die sich am heutigen Samstag auch hier vergnügen möchten. 

Wildnis in der Dollbek

Wildnis in der Dollbek

Vor der bekannten Brücke über die Drosedower Bek lege ich eine Pause ein, bleibe aber auch dort nicht lange allein: eine kleine Gruppe junger Leute gesellt sich ebenfalls auf den dortigen Pausenplatz, es gibt ja auch kaum einen anderen. Ich esse mein zweites Frühstück, paddle dann weiter und bin fast am Rätzsee angelangt. Ab und zu treffe ich einige Leute, mit denen ich ein kleines Schwätzchen abhalte. Sie paddeln diese Runde allesamt anders herum. Als ich direkt auf dem Rätzsee bin, wird mir klar, warum es so ist: ziemlich heftiger Wind bläst hier von vorne. 

Dollbek-Pausenplatz

Dollbek-Pausenplatz

Da der See sich ein wenig durch die Landschaft windet, sehe ich eine Chance, etwas Windschatten zu finden. Das funktioniert aber nicht, und so paddle ich die nächsten 3,5 Kilometer gegenan. Zwischendurch verdunkelt sich der Himmel ziemlich, und es sieht nach Gewitter aus. Das verzieht sich aber wieder, und zur Abwechslung gibt es ein gleichmäßiges Grau über mir. Nur der Wind bleibt.

Als ich die Umtragestelle Fleether Mühle erreiche, beginnt es leicht zu regnen. Ich trage meine Sachen zur anderen Seite, zum Schluss auch mein Kanu. Es ging auch alles ganz gut ohne Bootswagen. Während ich die Oberbek entlang zum Vilzsee paddle, regnet es leise und der Wind nimmt ab. An der Diemitzer Schleuse ist es dann trocken, aber ich muss recht lange warten, da hier viel Betrieb herrscht. Dabei komme ich mit einer netten Familie ins Gespräch, die auch die Runde paddeln. Sie sind allerdings bereits am Ende.

In der Schleuse geht es recht eng zu, und ich muss sehr aufpassen, um nicht von einer der breiten Charteryachten zerdrückt zu werden. Es geht aber alles gut, nur meine Blase quält mich. Gleich hinter der Schleuse kann ich links anlegen und im nahen Wald Druck abbauen.

Rechts hinter der Diemitzer Schleuse erstreckt sich der Biberferienhof - Zeltplatz, und er reicht bis an den Labussee heran. Die Zelte stehen dort weit auseinander, was für die Campingplätze in der Mecklenburgischen Seenplatte zumindest in der Saison ungewöhnlich ist. Hier sind es aber sehr viele Hektar, und jeder kann seine (große) Lücke finden.

Auf dem Labussee hatte ich eigentlich auf Rückenwind gehofft, aber der Wind ist fast verschwunden. Dafür ist es trocken geblieben, und darüber bis ich natürlich erfreut. Bald biege ich links in die Dollbek hinein, und diese weist auf 1500 Metern bis zum Gobenowsee herrlichste Sumpflandschaft auf. Anlegen ist nur an zwei Stellen möglich, und ich nutze die erste für mein Abendessen. Mittlerweile ist es nämlich bereits 17:45 Uhr. 

Meine Pause währt nur kurz, und bald mache ich mich auf zum letzten Abschnitt. Er wird eine gute Stunde dauern, es sind etwa noch 5 Kilometer zu paddeln. Da ich mich ein wenig beeile, bin ich tatsächlich gegen 19:00 Uhr  in Wustrow angelangt. Auf dem dortigen Zeltplatz herrscht immer noch sehr viel Betrieb, und die Zelte stehen dicht an dicht. Ich komme noch mit einem Mann aus Sachsen-Anhalt ins Gespräch, der mit seiner Familie  im Kanu unterwegs ist und zu unseren FlussInfo-Lesern gehört. 

Ein sehr ausgefüllter Tag geht zu Ende, und als ich zusammen rechne, wieviele Kilometer ich heute gepaddelt bin, wundere ich mich nicht mehr über meine Körpergefühle: es waren glatt 29 km. 

Geschrieben in Kanutagebuch (2014)