Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Am 1. Juni auf dem Schaalseekanal

Geschrieben am 02.06.2014 in Kanutagebuch (2014) —   Schaalseekanal (Geändert am 05.07.2017)

Wir starten früh in Kiel und sind nach etwa 90 Minuten Fahrzeit in Salem am Salemer See. An der Kanueinsetzstelle dort, direkt am großen Parkplatz neben der Feuerwehr, wollen wir unser Holzkanu einsetzen und ein wenig auf den beiden kleinen Seen sowie dem Schaalseekanal herum paddeln. 

Lauenburger Seenkette

Lauenburger Seenkette

Wir paddeln ganz langsam. Es weht ein leichter Wind, der Himmel ist bewölkt. Ab und zu gibt ein Wolkenloch etwas Sonne frei, was wir sehr genießen. Insgesamt haben wir es aber nur etwa 16 Grad warm, im Gegensatz zu den angekündigten 19 Grad.

Eichelhäher am Schaalseekanal

Eichelhäher am Schaalseekanal: Fotoautor: Alexander Clausen

Der schmale, längliche Salemer See liegt umrundet von Wald in leicht hügeligem Gelände. Am linken Ufer erstreckt sich ein großer Campingplatz. An seinem Ufer  gibt es mehrere flache Stellen, es liegen etliche Kanus bereit. Außer uns paddeln noch einige wenige Freizeitpaddler, die zum größten Teil Mietboote nutzen. In den Buchten beginnen die kleinen Seerosen (Teichmummeln) mit ihren kleinen gelben Blüten zu blühen. 

im Pipersee

im Pipersee

Wir gelangen mit leichtem Rückenwind bald in den kurzen Verbindungskanal, der den Salemer See mit dem Pipersee verbindet. Die Nordseite ist komplett mit Wohnwagen von Dauercampern belegt, an der Südseite können wir niedriges, wildes Ufer genießen. Es fliegen aber durchaus etliche Vögel zwischen den beiden Ufern hin und her und turnen in den niedrigen Gehölzen des Campingplatzes herum. Wir beobachten einen Zaunkönig, wie er am Wald nach Futter sucht und dann zum Campingplatz fliegt, ein Insekt im Schnabel. Dort, wo er landet, wird er bereits von Jungvögeln erwartet, die sich laut bettelnd bemerkbar machen.

Buntspecht am Schaaleseekanal

Buntspecht am Schaaleseekanal: Fotoautor: Alexander Clausen

Wir haben auch das Glück, dass ein Buntspecht den Kanal quert und sich am Stamm eines niedrigen, relativ kahlen Hollunderbusches niederläßt, wo er unruhig herum klettert. Das Wasser unter uns ist sehr klar und am Grund liegen tausende von winzigen Muschelschalen. Ab und zu sehen wir kleine Barsche. Einige nette Wasserwanderer überholen uns, es stellt sich heraus, dass sie uns von unserem FlussInfo-Projekt her kennen.  

Der kleine Pipersee liegt ebenfalls komplett im Wald, der hier "Sterleyer Heide" genannt wird. Wir paddeln bis zur Badestelle an seinem Ende, schauen uns an, was auf dem kleinen Schild steht. Klar wird: die Gemeinde untersagt hier das Anlanden und Aussetzen für Kanufahrer. Naja, es gibt hier hinreichend viele Alternativen. 

Ganz langsam paddeln wir in das letzte Stück des folgenden Schaalseekanals ein. Dabei schauen wir interessiert, was sich auf dem malerisch gelegenen Gelände des Schaalseecamps getan hat, seit wir das letzte Mal dort waren: es stehen etliche Tipis zum Übernachten bereit, und es gibt ein riesiges Tarp für alle Gelegenheiten - sogar mit Rauchabzug. Einige Gäste sind am Grillen, andere sitzen am Ufer und lesen. Es sieht hier immer sehr gemütlich aus. 

Nach dem ganz kurzen Stückchen Schaalseekanal landen wir im Phulsee. Eigentlich gehört dieser schon zum Schaalsee - und darf von daher nicht ohne Vignette befahren werden. Wir erlauben uns aber, diesen sehr kleinen See bis zur Sperre zu paddeln, von wo aus es wirklich in den Schaalsee geht. Er weist am Ufer Sumpffarn auf, viele umgestürzte Birken und Erlen bilden sein ausschließlich sumpfiges Ufer. Kleine Buchten sind mit See- und Teichrosen übersät. Der Anblick ist wunderbar, und wir genießen jede Minute auf diesem außergewöhnlichen Gewässer.

Pausenplatz am Pipersee

Pausenplatz am Pipersee

Uns plagt ein wenig der Hunger, deshalb paddeln wir zu einer schönen Stelle am Pipersee zurück. Bei unserem Landgang essen wir unser mitgebrachtes Taboule´ und Frikadellen. Ein wenig umher gehen, einige Fotos machen, die Umgebung erkunden, und schon sind wir wieder fit für die kommenden Stunden. 

drei Ringelnattern am Pipersee

drei Ringelnattern am Pipersee: Fotoautor: Alexander Clausen

Am östlichen Ufer entdecke ich etwas Ungewöhnliches, das eine umgestürzte Weide verziert: im Fernglas bestätigt sich meine Vermutung, es könne sich um eine Ringelnatter handeln. Vorsichtig paddeln wir auf etwa 8 Meter heran, und es zeigt sich, dass es zwei Ringelnattern sind, die sich hier auf der Weide sonnen, womöglich ist es ein Pärchen? (Später sehen wir auf den Fotos, dass es sogar drei Exemplare sind).

Dorfidyll in Salem

Dorfidyll in Salem

Beglückt paddeln wir weiter, lassen bald auch dieses Stück Kanalverbindung zwischen Pipersee und Salemer See hinter uns. Die Rücktour auf dem Salemer See halten wir uns nahe dem linken Ufer, achten auf Vögel und die Ufergehölze. Das Ufer ist zwar üppig bewachsen, aber es ist typisches Waldufer. Man könnte es fast überall betreten, wo die weit überhängenden Äste der Weiden, Buchen und Birken es zulassen. Das weitere Gelände steigt recht steil an, ein schöner Wald mit vielen alten Bäumen und viel Totholz.

Wir entdecken einen Vogel, der den See überquert. Es ist ein Grünspecht, und  er verschwindet in einem Spechtloch hoch oben in einer alten Kiefer. Auch noch ein Kuckuck lässt sich blicken. Eine Entenfamilie mit vier fast erwachsenen Jungvögeln klappert das linke Seeufer nach Genießbarem ab. Es stört sie nicht, dass wir längere Zeit in ihrer Nähe sind. 

Schaalseekanal

Schaalseekanal

Dann paddeln wir in den Schaalseekanal hinein. Die Ufergehölze lassen nur wenig von der inzwischen öfter scheinenden Sonne hindurch, es duftet nach frisch aufgeschütteltem Gras auf einer Wiese direkt am Ufer, das allmählich zu Heu wird. Die kommenden Kilometer haben wir ein sehr schönes Ufer beidseitig neben uns, hier wachsen Kiefern, Birken, Erlen und Eichen. Eine Entenfamilie mit 7 Kleinen lässt sich am Ufer blicken, sie kommen sogar recht nah an unser Kanu. Wir können einen Singvogel beobachten, der wie eine Grasmücke aussieht, wohl eine seltenere, uns unbekannte  Art dieser Familie. 

Einsetzstelle Salem

Einsetzstelle Salem

Am Wehr Söhren (das immer offen steht, es ist nur ein Notfallwehr, falls der Schaalseekanal auszulaufen droht, also ein Wassertor), ist die schöne Strecke vorbei: hier war bis vor kurzem noch eine Baustelle, der Kanal wurde instand gesetzt. Die Ufer sind geschottert und kahl, der Wald muss beidseitig einige Meter zurück bleiben. Wir paddeln noch bis zur Einsetzstelle Schmilau, dann ruft allmählich der Abend. Da wir noch eine längere Heimfahrt haben, kehren wir jetzt mit emsigen Paddelschlägen zu unserem Auto zurück und verladen Kanu und Ausrüstung. Wir freuen uns über diesen schönen Tag draußen in der Natur. 

Geschrieben in Kanutagebuch (2014)