Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Schwentine Große Breite am 15. Juni

Geschrieben am 16.06.2014 in Kanutagebuch (2014) —   Schwentine (Geändert am 05.07.2017)

Heute soll es eine Nachmittag-Abendtour sein. Wir beschließen, unsere Kanutour auf dem Kleinen Plöner See zu starten, bis zum Fuhlensee und dann wieder zurück zu paddeln.

Am Kleinen Plöner See setzen wir gegen 16:00 Uhr ein, wir haben einen recht hohen Wasserstand. Der Parkplatz ist voller Motorradfahrer, wie es oft dort ist am Wochenende.  Man trifft sich. 

Der Himmel ist fast unbewölkt, es weht ein sehr leichter Wind und die Temperatur beträgt etwa 19 Grad. Zunächst legen wir uns ordentlich ins Zeug, aber nach etwa einem Kilometer lassen wir es ruhiger angehen. Sowohl auf dem Wasser des Kleinen Plöner Sees als auch auf der großen Wiese vor dem Koppelsberg halten sich sehr viele Graugänse auf, einzelne Haubentaucher paddeln langsam umher und tauchen dann und wann nach Fressbarem. Eine Segeljolle sucht Wind, bewegt sich langsam nahe der Straßenbrücke der B76. 

Junge Schellenten

Junge Schellenten: Foto: Alexander Clausen

Trotz des guten Wetters kommen uns nur wenige Mietkanus entgegen, die Fußball-WM fordert wohl ihren Tribut. Bald erreichen wir Gut Wittmoldt, auf einer umgefallenen alten Esche sitzen einige Stockenten in der Sonne. Als wir ein wenig weiter um die Ecke kommen, sehen wir zwei kleine Wasservögel am Schilfrand schwimmen, die ab und zu untertauchen. Zuerst tippen wir auf Zwergtaucher, doch dann sehen wir im Fernglas, dass es sich um zwei kleine Schellenten handelt. Als dann auch noch ein Altvogel auftaucht, wird anhand des Größenvergleichs schnell klar, dass die Jungen noch sehr klein sind. Wir freuen uns sehr über diese putzigen, lebhaften Gesellen!

Große Breite am Abend

Große Breite am Abend

Seltsamer Weise kommt uns ein grünes Angelboot mit einem Außenbordmotor entgegen. wir denken, es wäre der Fischer, aber es sind Touristen. Von Ausnahmegenehmigungen haben wir hier noch nie etwas gehört!

Kurz hinter der Wittmoldter Bucht halten sich auf der mit Erlen und Weiden dicht bewachsenen Landzunge etliche Kanadagänse auf. Sie verhalten sich recht ruhig, nur ab und zu hört man eine einzelne Gans mit ihrem kräftigen "Bellen". Als wir auf Güsdorf zu paddeln, entdecken wir über einem höher gelegenen Waldstück einen Seeadler, der dort seine Kreise dreht. Wir beobachten ihn längere Zeit, er schraubt sich immer höher. Zu unserer großen Überraschung sehen wir dann dort noch weitere zwei Seeadler kreisen.

Reh an der Schwentine

Reh an der Schwentine: Foto: Alexander Clausen

Links am Ufer äst ein Reh, die nahen Graugänse lassen sich durch das Reh stören und wechseln von ihrem Platz auf dem Rand der Wiese ins nahe Wasser. Am rechten Ufer sitzt ein Mäusebussard auf einem Stapel von Heurollen. Er ist recht weit entfernt von uns, aber als wir ihn fotografieren, wendet er seinen Kopf, um zu uns herüber zu blicken.

Erlenbruch an der Schwentine

Erlenbruch an der Schwentine

Am Ende der Schwentine Große Breite begutachten wir den üblichen Pausenplatz, paddeln aber weiter. Dort, wo wieder die schmale Schwentine beginnt, singt gerade ein Sprosser. Als wir näher kommen, verstummt er allerdings. Die nächsten 1,5 Kilometer genießen wir das ganz klare Wasser, in dem etliche kleine, mittlere und sogar ein paar größere Fische zu sehen sind. Auch wenn das Wasser selbst sehr klar ist: ein sehr dichter Bewuchs an Wasserpflanzen verhindert das schnelle Abfließen, insofern haben wir kaum Strömung. Stark überhängende Zweige von beiden Seiten vermitteln eine schöne Stimmung, die uns jetzt bereits recht flach entgegen scheinende Sonne verbreitet ein spannendes Flair. 

Abend-Kanutour

Abend-Kanutour

Eine Singdrossel lässt ihr stark melodischen Gesang über die Schwentine und die angrenzenden Wiesen klingen. An einer besonders schönen Stelle, wo ein urwüchsiger Erlenbruch entstanden ist, beobachten wir eine kurze Zeit einen jungen Schwarzspecht: er hackt unerbittlich auf dem Holz einer abgestorbenen Erle herum. Eine rote Kopfplatte hat er noch nicht, ist aber ansonsten schon ausgewachsen.

Schwentine am Abend

Schwentine am Abend

Am Ende dieses ersten schönen Verbindungsabschnitt zwischen der Großen Breite und dem Kronsee hören wir bereits aus der Ferne den typischen Gesang eines Sprossers. Wir legen unser Holzkanu einfach vor das Schilf, um eine ganze Weile seinem Gesang zu lauschen. Das geht mehrere Minuten lang, wir genießen den sehr abwechslungsreichen Gesang und freuen uns sehr darüber, bis wir die letzten Windungen der Schwentine hinüber in den Kronsee gepaddelt sind.

Teichrosen auf dem Fuhlensee

Teichrosen auf dem Fuhlensee

Als wir den Kronsee überqueren, fliegt eine recht großer Schwarm Kormorane über uns hinweg, es mögen bis zu 50 Exemplare gewesen sein. Schnell sind wir wieder in der Schwentine und auf dem Weg zum Fuhlensee. Im Schilf am rechten Ufer kracht es recht deutlich, dort sind wohl wieder Wildschweine unterwegs. Wir hören einen Eisvogel. Auf dem Fuhlensee angekommen, schwimmt gerade eine Stockentenmutter mit acht Jungen quer über die Schwentine. Rechts von uns wächst ein großer Teppich an Teichrosen, etliche blühen bereits. An deren Übergang zum Schilf blühen auch schon einige Seerosen.

Wir paddeln noch in die kleine östliche Bucht des Fuhlensees. Dort haben wir Glück und können ein paar Mal einen Eisvogel beobachten. Zu hören ist noch weitere Eisvögel, und auch ein Schlagschwirl gibt sein eigentümliches Konzert in der Ferne.

Haubentaucher

Haubentaucher: Foto: Alexander Clausen

Da es bereits fast 19:00 Uhr ist, machen wir uns allmählich auf den Rückweg. Die Schwentine hat gegenwärtig nur relativ geringe Strömung hier zwischen den Seen, insofern fällt es uns leicht, aufwärts zu paddeln. Der Wind ist allerdings leider auch fast ganz verschwunden, so dass wir keinen Rückenwind mehr bekommen wie nach den Vorhersagen zu erwarten war. Da paddeln wir eben etwas flotter.

Viele Wasservögel ruhen bereits in Scharen auf dem Wasser, als wir den Kleinen Plöner See erreichen. Zum Glück lassen sie sich durch uns nicht stören. Auf einer Wiese äst ein junger Rehbock, ab und zu genießen wir die Nähe eines Haubentauchers, dessen Gefieder farbenfroh in der Abendsonne leuchtet. Als wir gegen 21:00 Uhr am Ascheberger Parkplatz ankommen, ist dort kein Betrieb mehr und auch der Imbiss hat Feierabend. Bald sind unsere Sachen im und auf dem Auto verstaut, und um 21:45 Uhr sind wir wieder zuhause angekommen: müde, aber glücklich. 

Geschrieben in Kanutagebuch (2014)