Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Schwentine 1. November

Geschrieben am 03.11.2014 in Kanutagebuch (2014) —   Schwentine (Geändert am 05.07.2017)

Für den heutigen Samstag ist Schönwetter vorausgesagt, es soll bei wenig Wind bis zu 17 Grad warm werden. Vormittags mache ich nach dem Einkauf einen Nudelsalat und koche Tee für die Thermoskanne. Gundula und Alexander haben noch zu arbeiten, und erst gegen 13:30 Uhr können wir zum Bootshaus fahren. Um 14:00 Uhr sitzen wir endlich im Kanu, wir haben in den Rosensee an der Bundesstraße 202 eingesetzt.

herbstliche Stille

herbstliche Stille

Rund um den Rosensee stehen hohe Bäume, und besonders die Buchen, Eichen und Roteichen sorgen für eine anregende Farbpalette. Außer uns sind nur noch zwei Leute in kleinen Einer-Canadiern unterwegs, das Wasser ist jetzt sehr klar  und beinahe pflanzenlos. Das war noch vor drei Wochen komplett anders. Am nördlichen Ufer halten sich viele Stockenten auf, auch ein Graureiher sitzt auf einem der dicken, abgestorbenen Äste einer alten Eiche, die dort vor etlichen Jahren ins Wasser gefallen ist. Seitdem ist sie ein beliebter Ruheplatz für Wasservögel.

beim Stumpfen Eck

beim Stumpfen Eck

Um dem Verkehrslärm der der Bundesstraße zu entkommen, paddeln wir zunächst engagiert. Als wir aber die erste Biegung und damit das Ende des Rosensees erreichen, wird es stiller, so dass wir dem Gesang eines Rotkehlchens lauschen können. 

herbstliches Buchenlaub am Ufer

herbstliches Buchenlaub am Ufer

In der Kurve am "Stumpfen Eck" warten die beiden Solocanadierfahrer, ein Pärchen, wie es scheint. Grüßend paddeln wir vorbei, während die Strömung zunimmt. Die Sonne bringt die bunten Blätter der Buchen hier an den steilen Hängen so richtig zum Leuchten, und ab und zu erkennen wir im Gegenlicht große Spinnengewebe, durch die wir dann natürlich auch hindurch müssen. Heute herrscht eine ganz besondere Stimmung, wie sie nur im Herbst erlebbar ist.

ein warmer Herbsttag

ein warmer Herbsttag

Die stärkere Strömung hält noch etwa einen Kilometer an, dann sind wir schon am Gut Rastorf vorbei. Vor uns schwirrt ein Eisvogel auf eine große Weide zu, lässt sich dort am rechten Ufer nieder. Als ein zweiter kommt, verscheucht er diesen kurz, um sich dann aber wieder nieder zu lassen. Wir freuen uns, dass er sitzen blieb und ein Foto ermöglichte.

Blutrote Heidelibelle

Blutrote Heidelibelle

Da wir essen wollen, sehen wir uns nach einem Pausenplatz um. Den finden wir nicht so gleich, können aber einem Schwarzspecht lauschen, der seine klagenden Töne durch den angrenzenden Wald schmettert. Auch einige Eichelhäher geben sich die Ehre, heute krächzen sie sogar ihr eigenen Sound, ohne andere Vögel nachzuahmen. 

Wir landen an dem Platz an, den man immer nehmen kann, wenn einem die anderen nicht zusagen: die Pferdekoppel am Wald. Während ich mir ein wenig meine Beine richte, treffe ich an einem Eichenpfahl eine rote Heidelibelle. Sie lässt sich ganz aus der Nähe fotografieren, scheint wie wir einen der letzten warmen Tage zu genießen. Auch einen weiteren Eisvogel können wir ganz kurz beobachten.

Ein junges Pärchen kommt mit einem Schlauchboot an, man hat Mühe, das Boot an Land zu bekommen. Nachdem die beiden es geschafft haben, wandern sie in Richtung Wald davon. Wir beenden unser Picknick und paddeln bald wieder flussabwärts. An der nächsten Biegung kommen wir mit einem älteren Herrn ins Gespräch, den wir anfangs für einen Angler halten. Es stellt sich aber heraus, dass er der Eigentümer eines der Naturgrundstücke ist. Wir tauschen uns über einige Dinge aus und da die Sonne bald untergeht, paddeln wir etwas schneller in Richtung Einsetzstelle.

Wieder treffen wir einen Eisvogel. Auch einige Graugänse fliegen über uns hinweg. An einer dichten Weide scheuchen wir einen Graureiher auf, er hätte aber auch einfach sitzen bleiben können. Im Auengehölz beim Gut Rastorf fliegen einige Schwanzmeisen von einer Erle zur nächsten.

Dann erreichen wir wieder den Rosensee. Die Temperatur ist von 17 Grad auf nunmehr 14,6 Grad gefallen, die Jacken werden geschlossen. Über den See erhöhen wir noch einmal unser Tempo, und bald sind wir wieder beim Auto. 

Wir lassen die Ausrüstung drin und das Kanu drauf, denn für den morgigen Sonntag ist noch einmal recht gutes Wetter angesagt worden. Ein sehr erfreulicher und entspannender Samstag Nachmittag  liegt hinter uns. 

Geschrieben in Kanutagebuch (2014)