Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Schwentine am 27. Sptember

Geschrieben am 28.09.2014 in Kanutagebuch (2014) —   Schwentine (Geändert am 05.07.2017)

Am heutigen Samstag sind 19 Grad und 4 Bft Windstärken vorausgesagt. Letztere sollen zum Glück aus West kommen, und so suchen wir uns für heute die Schwentine zum Genießen aus. An unserer Kanueinsetzstelle kommen wir gegen 15:00 Uhr an. Viel Betrieb herrscht nicht. Nur ein einzelner Kajakfahrer muss darauf warten, bis wir in unserem Holzkanu sitzen.

Wildnis an der Schwentine

Wildnis an der Schwentine

Bald paddeln wir den Rosensee entlang. Einige Angler sitzen in ihren Ruderbooten. Fast die gesamte Hälfte des Rosensees ist von Algen und Entengrütze ("Kleine Wasserlinse, Lemna Minor") übersät, wir bemühen uns, außerhalb zu paddeln. 

Kleine Pause

Kleine Pause

Am Ende des Rosensees kommt uns ein Damenpärchen entgegen, man hält netten Smalltalk. Ab da haben wir für 250 Meter Rückenwind, bis wir durch die Halbinsel am Totenredder wieder geschützt sind. Da wir an die Rücktour denken, ist es uns ganz recht, dass diese Strecke nur kurz ist. Es folgen einige Stellen, wo umgestürzte Bäume der Schwentine nur einen schmalen Durchfluss erlauben, was die ohnehin hier stärkere Strömung weiter intensiviert. Die kommenden 1500 Meter geht es recht sportlich zu. Die wunderschöne Umgebung gerade hier und die singenden Vögel in diesem Erlenauenwald, durch den wir gerade paddeln, lassen uns die Muskeltätigkeit leicht erscheinen.

Wasserfrosch mit goldenen Augen

Wasserfrosch mit goldenen Augen

Es ist tatsächlich fast 19 Grad warm. An vielen Uferstellen suchen Stockenten zwischen den Erlenwurzeln nach Fressbarem, einige fliegen auch auf, als wir näher kommen. Gundula entdeckt ein Eichhörnchen, das an einer Esche am Ufer nahe dem Gut Rastorf Kletterübungen macht. Ab und zu hören wir das typische Dreifach-tie-tie-tie von Schwanzmeisen. 

Als wir an einer kleinen Bucht anlegen, weil ich mal muss, hören wir aus dem nahen Wald einen Schwarzspecht ausgiebig rufen, dann kommt noch ein zweiter rufend hinzu. Ein Graureiher fliegt auf, er hat ganz nahe am Ufer auf einer kleinen Weide gesessen. 

Parken zum Essen

Parken zum Essen

Unsere Essenspause verlegen wir mangels weiterer Anlegemöglichkeiten ins Kanu. Wir parken dafür in einer mit Wasserpflanzen bedeckten größeren Bucht ein, so dass uns die Strömung nicht mitnehmen kann. Ganz in Ruhe genießen wir auf diese Weise unsere belegten Brötchen und trinken Tee aus der Thermoskanne. Dabei schauen wir einem Mäusebussard zu, der gerade seine Runden über einem kleinen Pappelgehölz dreht. Dann kommt ein Eisvogel die Schwentine entlang geflogen. Ich sehe ihn bereits in mehr als 50 Metern Entfernung - aber er uns auch: er fliegt einfach ca. 8 Meter höher und kommt wieder zur Wasseroberfläche zurück, als er an uns vorbei ist. 

Rücktour gegen Abend auf der Schwentine

Rücktour gegen Abend auf der Schwentine

Als wir später weiter paddeln, treffen wir noch einige weitere Eisvögel. Von einer Stelle fliegen sogar mehrere Eisvögel auf: zuerst einer, dann, als wir näher kommen, fliegen gleichzeitig zwei weitere auf. Insgesamt haben wir bei 8 Sichtungen mindestens 5 verschiedene Exemplare dieser außergewöhnlich schönen Vogelart beobachten können. 

Unter einer Gruppe hoher, schlanker Erlen halten wir an, da über uns eine Schar von Schwanzmeisen zunächst zu hören, dann aber auch zu sehen ist. Es sind sicher zehn Vögel, die emsig in den Ästen umher turnen und dabei auch mal fliegend den Baum wechseln. 

Kurz vor der großen Brücke vor Preetz drehen wir um. Dabei sehen wir in einer weiteren Fläche der Kleinen Wasserlinse und Algen etwas in der Sonne leuchten. Wir paddeln näher heran, tatsächlich sitzt dort ein Wasserfrosch, der wohl auf Beute lauert. Schnell machen wir aus sicherem Abstand ein paar Fotos, dann lassen wir unser Kanu mit der Strömung abwärts treiben. 

Unsere Rücktour wird noch ruhiger als es aufwärts war. Die 250 Meter vor dem Rosensee weht uns ein kräftiger Wind entgegen, was uns wieder richtig in Schwung bringt. Mit diesem Schwung paddeln wir die letzten 800 Meter bis zur Einsetzstelle an der Bundesstraße zurück. 

Mittlerweile ist es nur noch 15,5 Grad warm, und allmählich wird es Abend. Als wir unsere Heimfahrt antreten, ist es 18:30 Uhr, und wir fühlen uns nach diesem ruhigen Nachmittag im Kanu sehr wohl. Das Kanu bleibt auch gleich auf dem Autodach, und wir freuen uns auf den morgigen Sonntag. Es soll noch ein wenig wärmer werden als heute bei schwächerem Wind. Das kommt uns sehr gelegen!

Geschrieben in Kanutagebuch (2014)