Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Auf der Schwentine am 11. März

Geschrieben am 12.03.2014 in Kanutagebuch (2014) —   Schwentine (Geändert am 05.07.2017)

Am heutigen Dienstag ist es recht sonnig, wenngleich auch nicht so warm wie am vergangenen Sonntag. Wir möchten nach der Arbeit ein paar Stunden auf der Schwentine verbringen und schauen, was uns die Natur heute so bietet. Die Temperaturen liegen bei etwa 10° C, als wir gegen 15:30 Uhr in Kiel-Neumühlen ins Kanu steigen. 

In der Nähe unserer Einsetzstelle unter der Brücke der B502 schwimmen einige Kanadagänse sowie Stockenten und Blässhühner umher. Man merkt, dass hier schon viel gepaddelt wird, sie sind recht ruhig. Mit langsamen Paddelschlägen entfernen wir uns vom Straßenlärm und beginnen, die schöne Natur um uns herum im Kanu zu genießen. Im blassen Schilfgürtel am linken Ufer entdecken wir ein Teichhuhn, dann ein zweites. Ein paar Jungs in Rennkanus brettern an uns vorbei und hinterlassen deutliche Wellen.

An einer Böschung sehen wir blühendes Lungenkraut, es gibt auch die eine oder andere gelbe Blüte vom Scharbockskraut zu sehen. Sogar Buschwindröschen blühen an einem steilen Hang, der wohl recht viel Sonnenenergie zu gewinnen scheint. Wir paddeln an weiteren Teichhühnern vorbei, die scheinen bereits mit dem Bau ihres schwimmenden Nestes begonnen zu haben. 

Das ganze Tal der Schwentine hallt von Vogelgesang, wir können Rotkehlchen, Buchfinken, Dompfaff, Zaunkönig, verschiedene Meisenarten - darunter auch Schwanzmeisen- und den Gesang des Baumläufers unterscheiden. Es gibt auch Vogelstimmen, die wir nicht bestimmen können. Spechte lassen an verschiedenen Stellen ihr Revier-Geklopfe hören, wir nehmen aber auch Hacken nach Beute wahr. 

Auenwald bei Klausdorf

Auenwald bei Klausdorf

Wo Klausdorf beginnt, lässt ein Grünspecht seine lauten Spott-Rufe weit über das Tal schallen. Wir hören ihn noch eine ganze Weile. Ab und zu kommt uns ein Paddler entgegen, man grüßt sich freundlich. Einige Schellentenpärchen sind ebenfalls unterwegs und lassen bereits von weit her ihre großen, hellen Augen in der Nachmittagssonne erstrahlen. Manche von ihnen sind ganz entspannt und bleiben einfach dort, wo sie sind. Andere fliegen auf oder tauchen elegant ab. 

Wo wir nicht in der Sonne paddeln können, ist es recht kühl. Die hohen Bäume werfen auch jetzt, also ohne Laub, lange Schatten. An einer alten, sehr hohen Erle fliegen mehrere Buntspechte herum, da ist wohl die Partnerfindung noch nicht entschieden. 

Stockentenpärchen

Stockentenpärchen

Beim Dorfplatz Klausdorf liegen etliche Ruderboote im Wasser, die meisten sind voll geregnet und daher halb am Grund. Hinter der Insel liegt eine große Esche im Wasser. Die Lücke am rechten Ufer ist gerade groß genug, um hindurch paddeln zu können. Nahe der Hochspannungsleitung beobachten wir ein Reh, dass ganz sicher vorher uns beobachtet hat, jedenfalls habe ich mich so gefühlt und immer nach ihm Ausschau gehalten. Alexander hat es dann im dichten Gebüsch entdeckt. Es bekommt schon sein Sommerfell, ist noch recht fleckig und struppig anzuschauen.

umgestürzte Esche in der Schwentine

umgestürzte Esche in der Schwentine

Nahe des Anlegestegs der Schwentinetalfahrt (Ausflugsschiff) ist eine Weide umgefallen. Wenn das Schiff hier wie gewohnt drehen möchte, wird man sie beseitigen müssen. Wir paddeln, begleitet vom Gesang der vielen Vögel in den hohen Pappeln, Erlen und Eschen und dem vielfältigen Klopfen der Spechte  noch ein Stück aufwärts. Die Strömung wird immer heftiger, und an der Einmündung des kleinen Baches nahe dem Wasserwerk drehen wir unser Kanu um. langsam lassen wir uns zurück treiben, bis wir den Anleger erreichen. Dort pausieren wir, wobei mir ein Zaunkönig fast direkt vor den Füßen herum wuselt.

Wir hören Äste knacken, dann sehe ich im nahen Wald die wippende Blume eines Rehs, es werden nach den Geräuschen zu urteilen wohl mehrere gewesen sein. Wir essen einige Kekse und trinken Apfelschorle und machen uns bald wieder auf den Rückweg, der ja immerhin noch etwa 4,5 km lang ist. 

Wald bei Oppendorf

Wald bei Oppendorf

Alexander macht eine Tonaufnahme vom Vogelgesang, was aber von wenig Erfolg gekrönt ist: wir ermahnen uns selbst dazu, still zu sein, und es scheint, als ob die Vögel das ebenfalls auf sich beziehen. Auf unserem weiteren Rückweg ist es bereits sehr kühl, so dass wir kräftig an den Paddeln ziehen. Dabei können wir noch einen Mäusebussard beobachten, der nur knapp über dem Boden fliegend nach Beute ausschaut. 

Wir entdecken noch ein Gänsesägermännchen, kommen an einem weiteren Bussard und etlichen Schellenten vorbei. Alexander und Gundula sehen sogar noch einen Zwergtaucher, er hält sich ganz nahe an unserem Kanu im dichten Buschwerk auf. 

Kurz vor dem Erreichen der Brücke, wo wir aussetzen wollen, sehen wir zwei knallrote Punkte durch das niedrige, trockene Schilf am rechten Ufer leuchten: dort halten sich noch zwei Teichhühner auf und picken in der flach stehenden Abendsonne nach Kleingetier im seichten Wasser. 

Als wir das Kanu auf dem Autodach verstaut haben, ist es bereits weit nach 18:00 Uhr, und wir realisieren, dass wir mehr als 2,5 Stunden auf dem Wasser waren. Ein Blick auf unser Thermometer zeigt uns 7,4  an. Es kommt mir allerdings kälter vor. Da wir nur ein paar Kilometer zu fahren haben, sind wir bald zu Hause, wo es erst einmal einen heißen Kakao gibt.

Geschrieben in Kanutagebuch (2014)