Auf dem Westensee im November
Geschrieben am 08.11.2015 in Kanutagebuch (2015) (Geändert am 05.07.2017)
Gestern hat es kräftig geregnet und in der Nacht auch noch gestürmt, aber am heutigen Sonntag soll über die Mittagszeit mehrere Stunden lang die Sonne scheinen.
Blick von der Eider in den Westensee
Tatsächlich ist es morgens sonnig und trocken, und wir sind so früh dran mit unseren Vorbereitungen, dass wir bereits um 11:15 Uhr im Kanu sitzen und bei bestem Wetter, Sonnenschein ohne Wind, eine total glatte Eider in Achterwehr aufwärts paddeln. Schon am Anfang fliegt am rechten Ufer ein Eisvogel auf, der auf einem dünnen Trieb einer am Ufer stehenden Pappel gesessen hat. Er fliegt in den Nebenarm, wo wir ihn nicht mehr sehen.
kräftige Wellen auf dem Westensee
Unter der Straßenbrücke in Achterwehr ist die Eider recht flach, und viele Fische in essbarer Größe zischen an uns vorbei. Am folgenden linken Ufer sind etliche Bäume vom Wind in die Eider geweht worden, auch ein Bootssteg liegt voller Geäst einer alten Weide, die einen Teil ihrer ausladenden Krone eingebüßt hat. An der Regenrinne des ehemaligen Feuerwehrgebäudes jagt ein Rotkehlchen nach Insekten und Kerbtieren.
auf dem offenen Westensee
Unseren zweiten Eisvogel sehen wir bald darauf am rechten Ufer, als wir das Gelände vom Gut Nordsee erreichen. An etlichen Stellen sind Zaunkönige am Wurzelwerk der alten Erlen zu sehen, und Meisen klettern oben im Geäst umher. Ein Eichhörnchen läuft am Ufer entlang. Als es uns entdeckt, huscht es schnell zum nächsten Baum und klettert behende an seiner rauen Rinde aufwärts. Es hat etwas im Maul, das könnte eine Walnuss sein.
Blick auf die Halbinsel bei Marutendorf
Die Wiese rechts hinter dem Gutsgelände ist von einer großen Schar Graugänsen bevölkert, und auch ein Graureiher steht dort. Alle Vögel sind aber recht ruhig dort. Hinter der neuen Fußgängerbrücke in Brandsbek halten sich unter den weit über die Ufer hängenden Ästen von Weiden viele Blässhühner auf: manche von ihnen schwimmen ganz ruhig umher, andere plantschen kräftig im Wasser oder streiten sich mit ihren Nachbarn. Eine einzelne Graugans frisst Gras auf einer Wiese am Ufer, die kann wohl nicht mehr fliegen. Noch einmal haben wir einen Eisvogel in unserem Blickfeld.
die Halbinsel vor Marutendorf
Auf dem frei liegenden Stückchen Eider wird es windig, und natürlich kommt er von vorn. Die Sonne wird von Zeit zu Zeit von einem breiten Wolkenband verdeckt, taucht aber immer schnell wieder darunter hervor. Wir paddeln auf den Westensee hinaus, und um dem Wind zu entkommen, halten wir uns näher als gewohnt am rechten Ufer auf. Sehr viele Schellenten fliegen über den Westensee, ein wunderbares Schau- und Hörspiel.
eine Pause an der Badestelle Hohenhude
Wir paddeln bis zur Halbinsel, die südlich von Wulfsfelde liegt und gegenüber der Hohenhudener Bucht. Da der Wind genau aus Westen kommt, sind wir plötzlich von Wellen umgeben. Teilweise kommen sie, wie der Wind, von der rechten Seite. Etwa eineinhalb Kilometer paddeln wir durch ein recht unruhiges Wasser, dann erreichen wir die Bucht hinter der Hohburg - Halbinsel. Dahinter ist der See glatt, der Wald schirmt ihn vor dem Wind ab. Da der Anlegesteg der Hohburg besetzt ist, paddeln wir zur Badestelle Hohenhude hinüber.
die Eider beim Gut Nordsee
Wir legen eine lange Pause ein, auch dort fliegt ein Eisvogel hin und her, setzt sich zwischendurch auch mal auf einen Ast. Gebannt lauschen wir dem Gesang zweier Rotkehlchen, die auf etwa 80 Meter auseinander stehenden hohen Erlen jeweils ihr Lied singen.
Eider-fast wie im Spreewald
Leider ist es recht schattig. Da ich vorher ein wenig geschwitzt habe, fange ich im Halbschatten zu frieren an. Nachdem wir gegessen haben, paddeln wir wieder in die Sonne zurück, und schnell ist mir wieder warm. Es ist nicht mehr ganz so wellig wie vorhin.
Einige Graureiher sitzen auf den Buchen auf der Halbinsel bei Marutendorf. Als wir die letzte Ecke vor der großen Bucht vor dem Ahrensee erreichen, entdeckt Gundula einen Seeadler, der auf einer bereits kahlen Pappel sitzt. Als ich ihn fotografieren will, fliegt er leider auf. Dabei leuchtet sein weißer Stoß in der Sonne. Einen Moment später sehen wir ihn noch auf einem anderen Ast sitzen.
Bald erreichen wir den Eider-Abfluss, und es ist wieder ganz windstill. Mit der leichten Strömung der Eider lassen wir uns treiben, und auch dort wärmt uns die Sonne noch recht gut. Auf einem der kräftigen Eichenpfähle sitzt ein Raubwürger. Wir sind sehr erstaunt, da es diesen Vogel nicht so oft bei uns zu sehen gibt. Auf der Wiese links von uns äst immer noch die einsame Graugans.
Am Nebenarm der Eider in Achterwehr sitzt in größerer Entfernung ein Eisvogel, der uns seine rotbraune Brust zeigt. Gundula schaut ihn sich in aller Ruhe im Fernglas an. Bis wir ganz langsam unsere Einsetzstelle erreichen, ist es bereits 15:00 Uhr geworden. Wir haben immer noch mehr als 11 Grad, und gemütlich packen wir unsere Sachen. Eine halbe Stunde später sind wir wieder zuhause und freuen uns, diesen Sonntag so gut ausgenutzt zu haben.
Geschrieben in Kanutagebuch (2015)