Kanu & Natur

Am Donnerstag bin ich nach Kienitz an die Oder gefahren, um dort einen Teil meiner Familie zu treffen. Natürlich wollen wir auch paddeln. Nach einigen kleinen Vorbereitungen am Freitag Mittag fahren wir mit zwei Autos nach Altbleyen-Kuhbrücke. Sobald wir die Kanus und Ausrüstung entladen haben, bringen wir ein Auto nach Kienitz zurück. Der verbleibende Rest der kleinen Gruppe unterhält sich derweil mit einer Dame, die nahe der Kanueinsetzstelle eine schönes, altes Haus besitzt, in dem sie auch Ferienwohnungen vermietet.

Bald sind mein Schwiegersohn und ich zurück, und wir schieben unsere Kanus mit Bootswagen über den Deich zur Einsetzstelle. Wegen anhaltender Trockenheit ist der Wasserstand der Oder recht niedrig, was bedeutet, dass die Strände breit sind. Gleich beim Einsetzen können wir zwei Schwarzstörche beobachten, die in nicht allzu großer Höhe in der warmen Luft segelnd kreisen.

Da die Strömung recht stark ist, müssten wir eigentlich nicht viel paddeln. Es ist jedoch windig, und so habe ich als Steuermann gut zu tun, um das Kanu auf Kurs zu halten. Das geht nur mit vollem Körpereinsatz. Zum Glück flaut der Wind zwischendurch auch immer wieder ab, so dass ich mich dann und wann entspannen kann. 

Während wir die Oder entlang paddeln, treffen wir mehrmals einen Fischadler. Auch ein Gänsesäger-Weibchen mit halbwüchsigen Jungen gibt uns die Ehre. Am polnischen Ufer stehen oder sitzen sehr viele Angler, es geht aufs Wochenende. Die meisten Strände, sofern keine Angler darauf sind, werden von Flussuferläufern abgesucht, die mit Kopf und Schwanzfedern wippend im sandigen Uferschlick nach Fressbarem suchen. Wenn wir den Stränden zu nahe kommen, fliegen sie auf und besetzen den nächsten Strand.

Auf halber Strecke, etwa auf Höhe Nieschen, landen wir an einem Strand an, um eine ausgedehnte Pause einzulegen. Extrem viele Muschelschalen sind am Spülsaum abgelagert. Wir vergnügen uns an Deftigem und Süßigkeiten und haben unsere Augen und Ohren rundum in der schönen Natur an den Oderufern. 

Von einer Buhne am polnischen Ufer höre ich laute Rufe, die ich Limikolen zuordne. Bald kann ich sie auch im Fernglas ausmachen, allerdings nicht bestimmen. Sie sind etwa so groß wie Rotschenkel (sind aber keine). Leider werden sie durch ein winziges Ruderboot aufgescheucht, in dem zwei polnische Männer langsam die Oder entlang reisen. In einem Smaltalk weiter flussaufwärts haben sie uns mitgeteilt, dass sie seit einigen Jahren in jedem Sommer 60 Kilometer weiter reisen. 

Für ein Telefonat lassen wir uns einfach auf eine seichte Stelle treiben und liegen fest. Ein Stück weiter die Oder abwärts ist es an vielen Stellen derartig flach, dass wir selbst in der Fahrrinne zwischen den Tonnen keine ganze Paddelblattlänge ins Wasser bekommen. Etwas weiter links zum Ufer hin muss das Kanu getreidelt werden. 

Bevor wir in Kienitz am Deich anlanden, können wir einen weiteren Schwarzstorch beobachten, und es gibt auch noch einen Fischadler zu sehen. Am Deich leeren wir unsere Kanus, denn es wäre sonst zu anstrengend, sie den Deich hoch zu ziehen. Oben kommt dann je ein Bootswagen zum Einsatz, und dann geht es zweihundert Meter zum Quartier bei Uferloos, einem schönen Hof, der Erlebnispädagogik, Camping, Ferienwohnungen sowie Übernachtungen im Schäferwagen anbietet.

Wir Männer holen noch mein Auto aus Kuhbrücke, dann kochen wir gemeinsam in der großen Outdoorküche ein schönes Essen aus unseren Beständen an Gemüse etc. Spät am Abend fahre ich noch zu meinem nächsten Einsatzort weiter, da ich noch eine Menge unterwegs zu recherchieren und auch abzupaddeln habe.