Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Pfingsten auf den holsteinischen Seen 24.Mai

Geschrieben am 26.05.2015 in Kanutagebuch (2015) —   Holsteinische-Seenplatte, Schwentine (Geändert am 28.09.2018)

Heute ist Pfingstsonntag, und es ist bestes Wetter vorausgesagt: überwiegend sonnig, dazu wenig Wind. Das passt ganz gut zu einer Seentour. Bei Windstärken über 3 hätten wir auf den größeren Seen keine Chance mit dem Kanu.

Ruderboote

Ruderboote: Fotoautor: Alexander Clausen

In Preetz setzen wir am Brunnenweg am späten Vormittag in den Kirchsee ein. Vor uns wartet noch eine Familie darauf, ihr Mietkanu bei der Kanuvermietung am gegenüber liegenden Ufer zu bekommen, das sie zusätzlich zu ihrem eigenen benötigen. Der Mann hilft uns noch beim Abladen unseres Kanus. 

Ich im Kajak

Ich im Kajak: Fotoautor: Alexander Clausen

Nachdem wir alles in unseren Booten verstaut und unser Auto umgeparkt haben, paddeln wir langsam den Kirchsee in Richtung Lanker See. Einige Stockenten und Blässhühner leisten uns Gesellschaft. Bei der Kanuvermietung am östlichen Ufer herrscht Hochbetrieb. Wir stellen fest, dass die meisten aber die Schwentine abwärts paddeln. 

Am Beginn des Lanker Sees beginnt gerade eine Gruppe von Paddlern in Rennkajaks und Renncanadiern, sich warm zu paddeln. Da sie dreimal so schnell sind wie wir, ist der Pulk bald auf dem Lanker See verschwunden.

Große Breite_3

Große Breite_3

Links auf dem Probstenwerder, also der Möweninsel, sitzen sehr viele Kanadagänse. Möwen sind im Gegensatz zu anderen Jahren nur ganz wenige vorhanden. Auch an der Ratteninsel paddeln wir vorbei. Zwischen den dicht wachsenden Weiden halten sich Graugänse und Kanadagänse auf. 

unser grünes Kanu

unser grünes Kanu

Auf der Insel Appelwarder sehen wir Menschen und ein Zelt. Dort, mitten im Naturschutzgebiet, haben anscheinend Wasserwanderer übernachtet!! Das Abenteuer unserer Zeit scheint in der Spannung zu liegen, hohe Bußgelder zu riskieren und entweder erwischt zu werden oder nicht... Später entdecken wir noch ein weiteres Zelt an einer anderen Stelle am Ufer. 

Ruhezone

Ruhezone

Wir paddeln auf die Enge zu, die den Lanker See ganz grob in zwei Teile teilt: schon von weitem sehen wir den mächtigen Seeadlerhorst, der ganz oben in einer sehr hohen Pappel gebaut wurde. Dann können wir auch schon den ersten Seeadler erkennen, der weit oben am Himmel seine Kreise zieht. Rechts klingt von der Halbinsel das laute Schlagen eines Sprossers, was uns sehr erfreut. Der Seeadler lässt kurz sein helles "Glöck!Glöck!" ertönen, als wolle er sagen: ja, ich bin es wirklich!

Pause an der Schwentine

Pause an der Schwentine

Alle Gehölze rund um diesen schönen See leuchten in verschiedenen Grüntönen in der Sonne, und das Reet an den Ufern kommt auch allmählich in Gange. Das Wasser ist sehr klar, die Sichttiefe beträgt etwa 2,0 Meter. Wir genießen die Sonne und lassen uns so viel Zeit wie möglich. Einige Flussseeschwalben sind am Fischen, indem sie über dem Wasser rütteln und sich dann und wann kopfüber ins Wasser stürzen. Wir erfreuen uns an ihren geschickten Körperbewegungen. 

klares Wasser

klares Wasser

Nachdem wir an der Sonneninsel vorbei sind, unternehmen wir noch einen Abstecher in die Bucht vor dem Gläserkoppel-Wald. Dort halten sich in der fernen Bucht viele Gänse und Wildenten auf, die wir mit dem Fernglas beobachten können. In Ufernähe zischt ein Eisvogel über die Wasseroberfläche.

die Schwentine Aufwärts

die Schwentine Aufwärts

Nun machen wir uns aber doch auf den Weg hinüber zur Mündung der Schwentine in den Lanker See. Wieder treffen wir mehrere Flussseeschwalben beim Fischen, und in der Mündung versucht ein übergewichtiger Mann, zu einem anderen ins Kanu zu steigen. Da das Kanu aber noch mit dem Bug auf dem Ufer liegt, gestaltet sich dieses Manöver etwas mühsam und der Mann wird ein wenig nass. Wir schauen nicht richtig hin, paddeln gegen die hier recht starke Strömung am Herrenhaus des Gut Wahlstorf vorbei. 

Große Breite - ein breiter Fluss?

Große Breite - ein breiter Fluss?: Fotoautor: Alexander Clausen

Am alten Gemäuer der Gutsgebäude hängen Massen von blauen Glyzinien-Blüten. In den Eschen- und Weidengehölzen rechts und links am Ufer  singen Fitisse, Buchfinken, Zilp Zalp und Mönchsgrasmücken. Durch das hier flache und sehr klare Wasser können wir mehrmals mittelgroße Fische beobachten. Da der Wasserstand relativ hoch ist, kommen wir ganz gut unter der Straßenbrücke in Wahlstorf hindurch. 

Ende der Großen Breite

Ende der Großen Breite

Wir genießen auch diesen Abschnitt sehr, da er jetzt sonnig, dabei aber total windgeschützt ist und da es hier außer den schönen Sumpfufern auch junge Blässhühner zu sehen gibt. Bald sind wir im Fuhlensee und sehen links beim Fischer Bock viele Kanus angelandet liegen: es herrscht viel Betrieb. An Pfingsten treibt es auch den letzten Kanubesitzer aufs Wasser, und die Kanuvermieter aktivieren alles, was schwimmt. Ab hier sind sehr viele Menschen mit Kanus unterwegs. Außergewöhnlich ist auch die große Zahl an Wanderruderboote unterwegs. Es ist zwar ungewohnt für uns, auf dem Wasser so viel Gesellschaft zu haben, aber wir nehmen es mit Fassung. 

Tafelente in Wahlstorf

Tafelente in Wahlstorf: Fotoautor: Alexander Clausen

An den Reetufern des Fuhlensees hören wir den Sumpfrohrsängern zu, die laut und eindringlich ihren Gesang zelebrieren - und dabei Schwalben, Meisen und Finken imitieren. Sogar am Ruf eines Bussards versucht sich dieser kleine Vogel. 

Auf dem Abschnitt der Schwentine, der uns zum nahen Kronsee bringt, hören wir mehrere Sprosser singen. Auch einige Rohrammern lassen ihre immer gleich klingende Melodie aus ihrer Position auf der Spitze eines alten Reethalmes hören.

Wir paddeln durch den Kronsee hindurch und noch ein kurzes Stück in die folgende Schwentine hinein. Sie ist recht flach, aber immer noch tiefer als meist im Sommer, so dass wir ganz gut gegen die Strömung an paddeln können. 

An einer ungenutzten Wiese legen wir an und breiten unsere Picknickdecke aus. Wir essen voller Genuss unser Tabule, das wir morgens noch zubereitet haben. Dabei lauschen wir dem Gesang weiterer Rohrammern und Sumpfrohrsänger, die ganz in unserer Nähe für unsere Unterhaltung sorgen. Einige gebänderte Prachtlibellen fliegen mit sanftem Flügelschlag um uns herum, und später, als wir uns auf der Decke so richtig ausstrecken, können wir sogar noch einem Seeadler bei seinem eleganten Segelflug zuschauen. Auch ein Turmfalke lässt sich blicken. Die Sonne scheint durch sein rotbraunes Schwingengefieder.

Nach einer ausgiebigen Pause mit kleinen Mittagsschlaf-Einlagen starten wir wieder durch. Wir paddeln noch bis zur Großen Breite. Es ist viel Verkehr auf dem Wasser. Auf der Großen Breite dümpeln wir ein wenig umher, um dann so langsam wie möglich mit der Strömung zurück zu gleiten. 

Am Fuhlensee besuchen wir kurz den Fischer, um ein Eis zu erstehen. Es gibt nur noch von uns relativ ungeliebte Sorten, aber wir lassen sie uns gut schmecken. Auf unserer weiteren Fahrt können wir noch junge Blässhühner beobachten. Auch ein Bisam zeigt sich, er sitzt auf seinem Haufen (darunter hat er wohl seine Höhle) und putzt sich ausgiebig. Ein Eisvogel fliegt ganz niedrig über dem Wasser der Schwentine dahin. Sein buntes Gefieder leuchtet in der Spätnachmittagssonne. Danach dürfen wir eine männliche Tafelente in ihrer ganzen Pracht bewundern. 

Bald sind wir wieder auf dem Lanker See, wo wir einen mäßigen Seitenwind ertragen müssen, der dann aber an der engen Stelle in Rückenwind übergeht. Jetzt paddeln wir doch recht flott zum Ende des Lanker Sees zurück und erreichen bald unser Auto. Bis wir aber wirklich zuhause ankommen, ist es bereits 19:00 Uhr durch.

Wir sind ganz gut ausgearbeitet, obwohl wir uns Zeit gelassen und Pausen gemacht haben. Aber wir fühlen uns sehr gut mit dem, was wir erleben durften und freuen uns auf die kommende Kanutour.

Geschrieben in Kanutagebuch (2015)