Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Auf dem Lanker See im Oktober 2015

Geschrieben am 30.10.2015 in Kanutagebuch (2015) (Geändert am 05.07.2017)

Heute sind 12 Grad und wenig Wind vorausgesagt, da möchte ich gerne auf den Lanker See. Mein Kanu ist noch auf dem Autodach, die Ausrüstung griffbereit. Mittags fahre ich nach Preetz und setze in den Kirchsee ein.

die Sonneninsel in der Herbstsonne

die Sonneninsel in der Herbstsonne: im Lanker See

Der Wasserstand ist sehr niedrig, der Himmel diesig. An der Einsetzstelle ist ein Hausbesitzer mit einer Motorsäge beschäftigt. Diese macht einen Höllenlärm. Nötig wäre das sicher nicht, es gibt doch auch elektrisch betriebene.

sehr flaches Wasser in der Schwentine

sehr flaches Wasser in der Schwentine

Langsam paddle ich den Kirchsee entlang, es ist fast 12:30 Uhr und relativ warm. Viele Stockenten und Blässhühner halten sich nahe der Wallberg-Brücke auf, sie lassen mich einfach vorbei paddeln ohne aufzufliegen. Sogar zwei einzelne Tafelenten sind dabei, die mit den kupferroten Köpfen. 

flache Schwentine bei Hof Wahlstorf

flache Schwentine bei Hof Wahlstorf

In der Ferne erkenne ich gegen die durch den Dunst scheinende Sonne einen Ruder-Einer, der sich in Richtung Lanker See bewegt. Vom linken Schilfrand höre ich platschen und seltsame Geräusche: hier zoffen sich zwei Teichhühner, ab und zu schaut mal eines aus dem Schilf heraus. 

Weidenufer an der Schwentine

Weidenufer an der Schwentine: beim Fischer in Wahlstorf

Ich freue mich über das schöne Wetter, und es ist nicht nur wenig Wind, es ist fast windstill. Der Ruderer bekommt noch Verstärkung von zwei Frauen, sie rudern schnell auf den Lanker See hinaus, zwischen den Inseln hindurch, und sind bald aus meinen Blickfeld verschwunden. Auf der Insel Probstenwerder stehen hunderte von Graugänsen, und ab und zu fliegt ein Trupp über den See. Auch ein recht großer Trupp Nonnengänse überfliegt mich. 

Schilfrand am Kronsee

Schilfrand am Kronsee

Am Südufer stehen einige Robust-Rinder, zusammen mit einigen Schafen. Ich nähere mich ihnen, sie ignorieren mich völlig. Ich paddle weiter auf dem Lanker See hinaus, und der Dunst nimmt etwas ab, so dass ich die Ufergehölze in ihren leuchtenden Farben wahrnehmen kann. 

Pausenplatz an der Schwentine im herbst

Pausenplatz an der Schwentine im herbst

Bald bin ich an der Engstelle angelangt, die den nördlichen mit dem südlichen Teil des Lanker See miteinander verbindet. Im Schilf stehen einige Graureiher, und auch hier sehe und höre ich wieder ein paar Teichhühner sich streiten. An dieser Stelle wird es gerade recht windig, der Wind kommt genau von vorn. Ich kante mein Kanu ein wenig an und bin bald ich im südlichen Seeteil, paddle zwischen der Sonneninsel und dem Schilfufer hindurch. Ein ziemlich großer Trupp Schellenten überfliegt mich, und sie lassen ihr typisches Schnarren neben ihren hellen Tönen hören.

beim Fuhlensee

beim Fuhlensee

Ich will zur Einmündung der Schwentine beim Hof Wahlstorf hinüber paddeln. Auf dem Weg dorthin treffe ich einige Angler in einem Ruderboot und zwei Paddler in ungewöhnlichen Booten: einer fährt ein dänisches Rennboot in Holzbauweise, seine Begleiterin ein Ausleger-Kajak. Der Mann fragt mich, ob ich zum Fuhlensee möchte, und als ich es bejahe, informiert er mich darüber, dass die Schwentine unter der Straßenbrücke sehr flach ist. Bald bin ich bei der Einmündung der Schwentine angelangt.

Schwentine am Gutshof Wahlstorf

Schwentine am Gutshof Wahlstorf

Gleich zum Beginn der Schwentine fliegt ein Eisvogel auf. Tatsächlich ist die Schwentine sehr flach, weshalb der Fischer sein Boot bereits an der Mündung "geparkt" hat anstatt zuhause am Fuhlensee bei seinem Betrieb. Ich kann kaum paddeln und bewege mich stakend vorwärts. Das ist durchaus anstrengend, und direkt unter der Straßenbrücke schaffe ich es nur mit Mühe gegen die Strömung an zu kommen. Fast hätte ich ans Ufer gemusst und mein Kanu treideln. Als ich dort vorbei wieder im tieferen Wasser angelangt bin, fliegt ein Graureiher aufgeregt hin und her, dreht Kreise und setzt sich endlich auf eine höhere Pappel am Ufer. 

vor dem Lanker See im Herbst

vor dem Lanker See im Herbst

Da ich dringend mal aus dem Kanu muss, besuche ich das kleine Nebengewässer, das mit einem winzigen Stichkanal mit der Schwentine verbunden ist. In dieser Jahreszeit stört man dort keine Tiere, aber während der Brutzeit sollte man dort auf keinen Fall hinein paddeln. Als ich wieder in der Schwentine bin, fliegt gerade der nächste Eisvogel vorbei. 

der Lanker See kurz vor Preetz

der Lanker See kurz vor Preetz

Dann komme ich zum Fuhlensee. Der Fischer steht auf seinem Steg, im See ist ein Angler in einem Ruderboot aktiv. Alles ist ruhig, und ich genieße den Blick in die "Runde" auf diesem schönen kleinen See. Die große Eiche am Ufer nahe dem Gelände des Fischers lässt ihr Herbstlaub in phantastischem Gelb leuchten, und einige Ahornbäume strahlen weit in Farbtönen zwischen orange und rot. Ich paddle ganz langsam, um die Umgebung länger genießen zu können. Auch hier treffe ich einige Tafelenten. 

Westbucht im Lanker See

Westbucht im Lanker See

Durch das klare Wasser kann ich nahe dem Seegrund einige Fische beobachten, die Sichttiefe beträgt kaum weniger als etwa 2 Meter. Auch in dem folgenden Schwentine-Abschnitt kann ich fast die ganze Zeit die Muschelschalen auf dem Grund erkennen. Rechts am Ufer neben einer umgestürzter Pappel hat ein weiterer Angler sein grünes Boot festgemacht, wir begrüßen uns leise. Ich paddle weiter flussaufwärts, und eigentlich möchte ich eine ausgedehnte Pause einlegen, da ich etwas essen und trinken möchte. Aber dann bin ich doch schon im Kronsee, und die Sonne lässt auch hier das bereits trockene Schilf der Rohrkolben sowie die Bäume an den Ufern in vielen Farben leuchten. Ich erfreue mich noch eine Weile an diesem schönen Anblick und an der ruhigen Atmosphäre, die über dieser schönen Wasserlandschaft liegt. Als ich den Kronsee wieder verlasse und flussabwärts paddle, finde ich links eine sehr gute Anlandemöglichkeit im Schatten und rechts eine sonnige. Da rechts aber ein Zaunkönig herumwuselt, nehme ich den linken.

An einer dünnen trockenen Erle binde ich mein Holzkanu fest. Ich finde mich in einem recht durchlässigen kleinen Ufergehölz wieder, dass sogar einen ausgetretenen Durchgang zum dahinter liegenden Acker aufweist. Am Ackerrand gehe ich ein wenig umher, um meine Muskeln und Gelenke wieder aufzulockern. Anschließend verspeise ich meinen mitgebrachten Obstsalat mit Yoghurt und Schlagsahne. Durch das Gehölz scheint sogar ein wenig die Sonne, die allerdings bereits recht niedrig steht. Es ist ja auch schon 14:30 Uhr, ich bin also schon mehr als 2 Stunden unterwegs. Als ich noch so still vor mich hin träume und mich über die schöne Flusslandschaft freue, fliegt erneut ein Eisvogel dicht über dem Wasser vorbei. 

Gegen 14:45 Uhr sitze ich aber doch wieder in meinem Kanu, und auf dem folgenden Abschnitt der Schwentine überfliegen mich einige Vögel: ich kann zwei Bluthänflinge erkennen, aber den folgenden Schwarm kleiner brauner Vögel kann ich gegen die Sonne nicht bestimmen. Es folgen noch ein Drosselmännchen sowie ein Eichelhäher. In den Erlen am Ufer singt zu meiner Freude auch noch ein Rotkehlchen. 

Ich bin jetzt definitiv auf dem Rückweg, beschließe aber, mir noch ein wenig Langsamkeit und Beschaulichkeit zu gönnen, bis ich auf dem Lanker See angekommen bin. Wo es schattig ist, wird es bereits recht kühl, und ich trage Handschuhe und eine gefütterte Jacke. Bis ich den Lanker See erreiche, kann ich noch einen weiteren Eisvogel beobachten, und einige Graureiher sitzen auf den Ästen hoher Erlen am Ufer. 

Auf dem Lanker See lege ich an Tempo zu, aber trotzdem gibt es auch hier noch einiges zu erleben: die volle Sonne bringt noch recht viel Wärme, und da ich ein wenig verschwitzt bin, lege ich nicht die dicke Parka ab, sondern setze den Hut ab und verzichte auf die Handschuhe. Die Stimmung ist einmalig, da es recht still ist. Ab und zu fliegt ein Graureiher über eine der Buchten, und ich sehe auf meinem Rückweg sogar zwei Silberreiher am Ufer stehen. 

In der Nordhälfte des Lanker Sees fliegen keine Graugänse mehr umher und sie zanken auch nicht mehr wie manche noch auf dem Hinweg. Alle haben wohl ihren Abendplatz gefunden und sind zufrieden. Ich bin es auch, und mit schnellen Paddelschlägen fahre ich Preetz entgegen. War es auf dem freien See noch sonnig, liegen die Wallbergufer bereits im Schatten. Es ist hier recht kühl, statt 11,5 Grad auf dem See draußen nur noch 9,5 Grad. Also ziehe ich mir wieder Handschuhe an und greife auch zum Hut. Gegen 16:25 Uhr erreiche ich meine Kanueinsetzstelle. Die Motorsäge läuft immer noch. Eine knappe Viertelstunde später sitze ich im Auto und bin bald wieder zu Hause. Ich bin sehr froh, heute bei derartig schönem Wetter Ende Oktober diesen rundum erfreulichen Kanuausflug unternommen zu haben!!

Geschrieben in Kanutagebuch (2015)